Raus aus dem Krabbenkorb! Lernen mit Konkurrenz umzugehen

In meinen Coachings und Führungskräfteseminaren arbeite ich sowohl mit Männern als auch mit Frauen. Dabei kann ich immer wieder feststellen, wie unterschiedlich beide Seiten mit Neid und Konkurrenz umgehen. Gerade erst musste ich in einem meiner Kurse erleben, dass zwei Frauen nichts Besseres zu tun hatten, als ständig über andere Teilnehmerinnen zu lästern. Darauf angesprochen, zeigten sie keinerlei Einsicht. Am liebsten würde ich in solchen Momenten rufen: Werdet doch endlich erwachsen!

Umfragen bestätigen meinen Eindruck. So ergab eine Studie der Unternehmensberatung German Consulting Group, dass ausgeprägtes Konkurrenzverhalten ein großer Karrierekiller für Frauen ist.  75% der 80 befragten Managerinnen gaben an, dass sie besonders von Kolleginnen derselben Hierarchiestufe auf dem Weg zum Erfolg massiv behindert wurden. Männliche Mitarbeiter empfanden dagegen nur 60 Prozent als hinderlich für die Karriere. Mir kommt dabei sofort in den Sinn, wie sich die Krabben im Korb verhalten: Krabbenfischer benötigen keinen Deckel für die Körbe mit ihrem Fang, denn die Krabben hindern sich gegenseitig daran, herauszukriechen. Nach dem Motto: Wenn wir alle hier unten sind, bleib du gefälligst auch hier – oder hältst du dich etwa für was Besseres? Und weil wir das instinktiv spüren, bemühen wir Frauen uns meist, bloß nicht unangenehm aufzufallen.

Immer wieder stelle ich fest, dass Frauen von ihren Geschlechtsgenossinnen dafür abgestraft werden, wenn sie schöner, begabter oder erfolgreicher sind als die anderen. Warum sollen andere haben was wir nicht haben? Gerne sprechen wir in diesem Zusammenhang von „Stutenbissigkeit“ oder „Zickenterror“ – das klingt eher harmlos, kann aber ernste Auswirkungen haben, wie die Umfrage zeigt. Männer gehen oft anders mit Neid und Konkurrenz um als wir. Sie lassen sich von ihren Neidgefühlen eher anspornen und schauen sich von ihren Vorbildern ab, was sie erfolgreich macht. Gute Idee, oder? So könnten wir es auch machen. Stattdessen machen wir Frauen uns das Leben schwer und bremsen uns gegenseitig aus, wie die Krabben im Korb.

Und wir spielen dabei noch nicht mal mit offenen Karten und tragen unsere Konflikte offen aus, sondern agieren subtil und hinter dem Rücken der Kollegin: Wir verbreiten Gerüchte, schließen sie von Informationen aus oder verdrehen die Augen, wenn sie etwas sagt. Oft weiß diejenige gar nicht, was sie falsch gemacht haben könnte. Gerade das ist unsere Form der Bestrafung: Soll sie sich doch selbst den Kopf zerbrechen, worum es uns geht!

Liebe Frauen, auf diese Weise kommen wir nicht ans Ziel. Ich habe oft genug mit männlichen Führungskräften gearbeitet, um zu wissen: Sie werden nicht schlau aus unserem Verhalten. Nicht zuletzt aus diesem Grund fällt es Männern manchmal schwer, mit Frauen zusammenzuarbeiten: Es verwirrt sie, wenn keine klaren Ansagen gemacht werden. Denn sie selbst sagen gerade heraus, wenn ihnen etwas nicht passt – und danach klopfen sie sich gegenseitig auf die Schulter und gehen ein Bier trinken. Selbst wenn sie Konkurrenten sind. Denn so haben sie es schon als Jungs auf dem Schulhof gemacht, während wir Mädels intrigierten und uns gegeneinander verbündeten. Männer lernen schon früh, um Einfluss zu kämpfen – und auch mal zu verlieren. Anders als wir Frauen sind sie in der Lage, zwischen ihrer Leistung und dem Wert ihrer Person zu trennen.

Das heißt nicht, dass wir männliches Verhalten stets übernehmen und uns anpassen sollten. Aber in Sachen Konkurrenzverhalten wird es höchste Zeit, dass wir den Schulhof hinter uns lassen und offen und geradlinig miteinander umgehen. Rivalität gehört nun mal zum Berufsleben dazu. Wir sollten lernen, Berufliches nicht immer gleich persönlich zu nehmen. So machen wir es uns selbst viel leichter.

5 Tipps für den Umgang mit Konkurrenz:

– Sind Sie neidisch auf eine Freundin oder Kollegin? Dann fragen Sie sich, ob Sie wirklich genau das wollen, was die andere hat – oder ob das Ersehnte eigentlich nur für einen anderen, verborgenen Wunsch von Ihnen steht. Wenn etwa eine Kollegin Erfolg hat, weil sie in ihrem Beruf aufgeht und ihr Familienleben dafür zurück stellt: Ist es das, was Sie anstreben? Oder spüren Sie nur schmerzhaft, dass Sie selbst nicht so erfüllt sind von Ihrem Beruf und sich eigentlich gern umorientieren würden?

– Alles hat seinen Preis, auch der Erfolg. Mal ehrlich: Sind Sie bereit, diesen Preis zu zahlen? Wenn nicht, dann gönnen Sie es doch der Kollegin mit der 60-Stunden-Woche, wenn sie im Unternehmen aufsteigt.

– Wenn Sie aber bereit sind, ebenso viel Arbeit in Ihre Karriere zu investieren, dann schauen Sie sich etwas von Ihrer Kollegin ab! Was hat sie richtig gemacht? Welche wertvollen Kontakte hat sie aufgebaut? Wie tritt sie im Job auf, wie geht sie mit Gegenwind um? All dies kann Sie auf Ihrem eigenen Weg wesentlich weiter bringen, als wenn Sie die Kollegin bekämpfen und behindern.

– Gewöhnen Sie sich das Lästern ab. Wenn wir versuchen, unsere Rivalinnen anzuschwärzen, fühlen wir uns am Ende nur selbst schlecht. Arbeiten Sie lieber an der eigenen Persönlichkeit und tun Sie etwas für Ihr Selbstbewusstsein.

– Fällt es Ihnen schwer, mit Kritik umzugehen oder Konflikte auszutragen? Kein Wunder, wir Frauen haben das oft nicht gelernt. Im Zweifel hilft es, sich Unterstützung zu suchen – etwa bei einem Training oder Coaching. Inzwischen gibt es oft auch unternehmenseigene Angebote zu dem Thema.

Sigrid Meuselbach & Team bringt Frauen in Führung – und hilft Männern, gut damit zu leben. Als die Trainerin, Pädagogin und Wirtschaftsmediatorin vor fast 30 Jahren „Frauenseminare“ in internationalen Konzernen einführte, war das eine Sensation. Inzwischen ist Sigrid Meuselbach auch als Coachin, Autorin und Speakerin gefragt. Bis heute brennt sie dafür, Frauen in Unternehmen und Wissenschaft beim Entdecken ihrer Möglichkeiten zu unterstützen – kenntnisreich und psychologisch fundiert, mit Herzblut und Humor. Dafür gründete sie 1992 das Unternehmen „Sigrid Meuselbach & Team“. 

Im Frühjahr 2015 erscheint ihr Buch bei Ariston mit dem Titel „Die Dornröschen-Falle – lieber handeln als den eigenen Erfolg verschlafen“.

Die Autorin lebt mit ihrem Mann bei Köln und hat eine Tochter.

Sie wollen mehr wissen? Emailen oder rufen Sie (0177-8387313) Sigrid Meuselbach an, wenn Sie mehr wissen wollen zum Thema „Karriere-Wege von Frauen – Erfolgsfaktoren und Stolpersteine“ (www.meuselbach-seminare.de)