Raus aus dem Hörsaal und rein in den fiktiven Strafprozess!

Eine Kneipenschlägerei zwischen verfeindeten Musik- und Sportstudenten, ein Hells Angel, der aus Versehen einen Polizisten tötet, und eine junge Frau, die ihrem Freund im Gerichtssaal plötzlich einen Heiratsantrag macht. Beim ersten Moot Court des Jahres an der EBS Universität ging es letzte Woche heiß her. In diesem Wettbewerb spielen Jurastudenten fiktive Fälle nach, um ihr Wissen rund um das Strafrecht zu testen. Gemeinsam mit dem Wiesbadener Ableger der European Law Students‘ Association (ELSA) hatten sich die angehenden Juristen die Fälle ausgedacht. Am Landgericht Wiesbaden kam es vor dem Landgerichtspräsidenten zum Showdown.

Auf den ersten Blick lustig, auf den zweiten Blick alltägliche Praxis für einen Strafjuristen: Die Fälle, die EBS Studenten beim Moot Court nachspielten, enthielten verschiedenste juristische Fachfragen. Zählt ein gebrochener Ringfinger schon als schwerere Körperverletzung? Wusste der Hells Angel, als er durch die Tür schoss, dass sich dahinter ein Polizist befand und handelte daher vorsätzlich? Was mache ich, wenn die einzige Zeugin plötzlich von ihrem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch macht? Das alles lernt man nicht nur durch Bücher, sondern vor allem durch Prozesspraxis. Aus diesem Grund richten EBS Studenten jährlich zwei Moot Courts aus und testen ihr strafrechtliches Wissen in konstruierten Fällen. In mehreren Runden traten dieses Mal 28 Teilnehmer und 14 Zeugen zwei Tage lang gegeneinander an. „Wir wollen den Studenten im Rahmen des Moot Court einen möglichst umfassenden Einblick in verschiedene Rechtsbereiche geben“, so Luca Manns, studentischer Organisator der Initiative. Besonders begeistert den Leiter des 30-köpfigen Teams „das Engagement und die hohe Professionalität, mit der meine Kommilitonen diese Veranstaltung auf die Beine gestellt haben. Daran wachsen wir sehr!“

Atmosphäre vor Gericht hautnah erleben

Der Schritt raus aus Hörsaal und Bibliothek und hinein in einen fiktiven Strafprozess macht die Lerninhalte für die Studenten noch spannender und dabei zugleich begreifbarer. „Ist man erst einmal Ankläger oder Verteidiger, geht es plötzlich nicht mehr um die Auslegung abstrakter Gesetzestexte, sondern um Menschen. Den Studenten wird klar: Ich habe einen Anteil daran, ob der Angeklagte freigesprochen oder zu einer langjährigen Freiheitsstrafe verurteilt wird“, so Professor Christoph Wolf. Er versteht sich als Trainer, der seine Mannschaft auf den Ernstfall vorbereitet.

Am Landgericht Wiesbaden traten die beiden Siegerteams des ersten Tages im Finale gegeneinander an. In einem der großen Gerichtssäle gaben sich die Beteiligten mit Plädoyer und Gegenplädoyer ein wortreiches Gefecht. Joachim Blaeschke, Präsident des Landgerichts, übernahm auch diesmal wieder die Rolle des Vorsitzenden. Zu den Siegern gekürt wurde am Ende das Team der „Staatsanwältinnen“ Mariama Jarju, Maria Bongartz und Sophie Hochdörffer. Sie kannten die Strafrechtsnormen des StGB wie aus dem Effeff und spielten ihre Rolle am überzeugendsten, so die Jury.

Über den EBS Moot Court

Das von der Studentenschaft organisierte Ressort EBS Communicate & Moot Court wurde 2011 gegründet, um Jurastudenten einen Einblick in die Prozesspraxis zu geben. Zugleich können sie ihre Kenntnisse im Verfahrensrecht vertiefen sowie rhetorische Fähigkeiten trainieren und ausbauen. Dabei nehmen sie in fiktiven Gerichtsverhandlungen die Positionen von Staatsanwalt oder Verteidiger ein. Dieses Jahr lag der Fokus auf dem Strafrecht. Durch die enge Zusammenarbeit mit den Partner-Kanzleien der EBS und erfahrenen Anwälten ermöglicht der Moot Court außerdem einen Einblick in die praktische Arbeit eines Juristen und erleichtert so die Wahl des späteren Berufsfeldes oder eines Praktikums. Seit diesem Jahr arbeitet das Ressort mit der European Law Students‘ Association (ELSA) Wiesbaden zusammen, einer neu gegründeten ELSA-Ortsgruppe. ELSA ist die weltgrößte Jurastudentenvereinigung und richtet deutschland- und europaweit Moot Courts aus.

Mehr Informationen zu ELSA Deutschland: https://www.elsa-germany.org/de/