Junge Teams und Frauen erhöhen Risikoneigung

Eine Forschungsgruppe, die eine Studie zur sozio-ökonomischen Zusammensetzung von Bank-Vorständen erstellte, fand heraus, dass jüngere Teams und ein höherer Frauenanteil die Risikoneigung von Finanzinstituten erhöhen. Die Ergebnisse wurden im Diskussions-Papier der Deutschen Bundesbank veröffentlicht.

Nichttechnische Zusammenfassung laut Diskussions-Papier

„Die sozio-ökonomische Zusammensetzung von Vorständen ist ein wichtiges Thema für die Wirtschafts- und Sozialpolitik. Frauenquoten werden regelmäßig vorgeschlagen, um die Aufstiegschancen von Frauen zu verbessern. Experten empfehlen häufig, bei der Besetzung von Bank- und Sparkassenvorständen mehr Wert auf fachliche Vorbildung zu legen. Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es jedoch kaum empirische Studien über den Einfluss der sozio-ökonomischen Zusammensetzung des Vorstandes auf die Risikoneigung von Banken. Pflegen Frauen wirklich einen risikoärmeren Führungsstil? Forcieren gut ausgebildete Vorstände eine riskantere oder eine weniger riskante Strategie? Und spielt das Alter der Vorstände eine Rolle? 

 Wir konstruieren einen neuen Datensatz für die gesamte Population der deutschen Bankvorstände für den Zeitraum 1994-2010. Wir nutzen diesen Datensatz, um zu untersuchen, wie sich Alter, Geschlecht und Ausbildung der Vorstandsmitglieder auf die Volatilität der Gewinne von Banken auswirken. Im ersten Schritt belegen wir empirisch, dass sich Alter, Geschlecht und Ausbildung in der Tat auf die Gewinnvolatilität auswirken. Im zweiten Schritt vergleichen wir Banken, die in vielerlei Hinsicht ähnlich sind, von denen aber nur ein Teil Veränderungen der Vorstandszusammensetzung erfuhr. Generell könnten Veränderungen im Vorstand durch schleichende Veränderungen des gesamten Geschäftsmodells und -umfelds herbeigeführt werden. Aktionäre könnten dann Vorstände einsetzen, deren Vorstellung über die optimale Strategie ihrer eigenen gleicht. Solche Prozesse würden unsere Schlüsse verfälschen, da in diesen Fällen der Vorstand nicht als Ursache der Veränderung zu sehen ist. Wir vermeiden solche Fehlschlüsse, indem wir uns auf Vorstandsveränderungen konzentrieren, die durch den Ruhestand eines Vorstandsmitglieds herbeigeführt werden. Diese Herangehensweise ermöglicht es uns, die Folgen eines jüngeren, weiblicheren oder besser ausgebildeten Vorstands klar zu erfassen.

Wir erhalten die folgenden Kernergebnisse: Erstens, jüngere Vorstände veranlassen, dass Banken höhere Risiken auf sich nehmen. Zweitens, auch ein höherer Frauenanteil im Vorstand führt dazu, dass das Geschäftsmodell riskanter wird. Drittens, wird ein nicht promovierter Vorstand mit einem promovierten Vorstand ersetzt, fällt die Risikoneigung einer Bank. Diese Ergebnisse haben wichtige Implikationen für die Wirtschafts- und Sozialpolitik. Es genügt nicht, den direkten Effekt von Quoten, die den Anteil verschiedener Gruppen in Vorständen regeln, zu analysieren. Zusätzlich müssen die Konsequenzen für Vorstandsentscheidungen, etwa die Risikoneigung, in Betracht gezogen werden, die durch die veränderte sozioökonomische Zusammensetzung der Unternehmensleitung herbeigeführt werden.“

Quelle

Discussion Paper: Executive board composition and bank risk taking
Deutsche Bundesbank
No 03/2012

Autoren

– Allen N. Berger
(University of South Carolina,
Wharton Financial Institutions Center and Tilburg University)
– Thomas Kick
(Deutsche Bundesbank)
– Klaus Schaeck
(Bangor University)

Hinweis

Discussion Papers represent the authors‘ personal opinions and do not
necessarily reflect the views of the Deutsche Bundesbank or its staff.