Top-Managerin im internationalen Aluminiumhandel

Der internationale Aluminiumhandel gehört sicherlich nicht zu den Top Ten weiblicher Berufsziele. Trotzdem hat sich Engeline Franken schon vor Jahrzehnten für diese Branche entschieden. Warum und wie die Top Managerin sich in dieser Männerdomäne erfolgreich behauptet hat, erzählt sie im Interview mit Corinna Brückner

Für Engeline Franken, 60, geboren im Kreis Kleve, waren Grenzen und Chancen schon immer eine besondere Herausforderung zum Handeln. 1972, nach dem Abschluss eines Sprachen-Studiums an der Private University Marietta Collage, Ohio, arbeitete sie zunächst als Deputy Managing Director (Red. stellvertretende Geschäftsführerin) für die British Aluminium GmbH in Düsseldorf. Danach war sie für international agierende Unternehmen mit Schwerpunkt Luftfahrt und Solarenergie tätig. Sie sammelte Erfahrung im Aufbau von Industrieanlagen für Aluminiumherstellung und Verarbeitung in Südost- Asien und vielen anderen Teilen der Welt. Von Vorteil waren ihre Sprachkenntnisse Englisch, Französisch, Spanisch, Holländisch und Russisch. Ihr nächstes Ziel ist Bahrain, um dort als Sales- Director das neue Büro von MR Plan aufzubauen. 

Hand aufs Herz – Fragen zur Person

Career-Women.org:  Wie war Ihr Tag, Frau Franken? 

Engeline Franken: Mein Tag ist sehr positiv gestartet, weil ich an diesem Tag eine liebe Freundin in Köln treffen werde und eine sehr interessante Veranstaltung später in Bonn habe.

Nachfrage: Gibt es bei Ihnen so etwas wie einen normalen Tagesablauf?                                  

Nein, das gibt es bei mir nicht. Meine Tage sind alle spannend. Natürlich sind die täglichen Herausforderungen anders. Aber auch wenn ich zuhause in meinem Home-Office bin, habe ich aufregende Dinge vor mir. Und deshalb: Jeder Tag ist anders, aber jeder Tag ist auch spannend.

Career- Women.org: Können Sie Ihren Werdegang in drei Bildern beschreibe?   

Engeline Franken: Meinen Werdegang in drei Bildern?  Ich habe schon früh viel Verantwortung übernehmen müssen, war schon mit 22 Jahren im Job. Meine Sprachenkenntnisse.und ein Zufall kamen mir zur Hilfe. Ich war einfach am richtigen Platz zur richtigen Zeit. Meine damalige Firma plante die Gründung einer Tochterfirma im Bereich Aluminiumhandel. Und als man mich fragte dort verantwortlich tätig zu sein, nahm ich gerne an. Da ging für mich beruflich die Sonne auf. Dann kamen natürlich einige Wolken am Himmel, auch weil man ja noch viel lernen musste. Aber aus Erfahrung lernt man. Das hab ich genutzt, um weiter positiv zu arbeiten. Den jetzigen Teil meines Lebens  würde ich als beruflichen „Sunset“ bezeichnen. In den nächsten Wochen gehe ich in den mittleren Osten und werde dort als Sales-Director für eine große Beratungsfirma ein Büro leiten und diverse Projekte managen, vornehmlich westliche technologische Innovationen in dem arabischen Staat implementieren. Ich hoffe, dort noch mal eine besondere Erfüllung meines Berufslebens zu erfahren, weil das für mich immer ein Traum war, im Ausland irgendwo längere Zeit aktiv tätig zu sein.                                                            

Nachfrage: Hat dieser Traum nicht auch ein wenig mit Ihren Anfangsjahren in Amerika zu tun?

Ja, ich hatte immer etwas Fernweh! – Ich habe 1969 in Amerika mein Studium begonnen. Ich bin damals mit der KLM nach Amerika geflogen. Das war zu dem Zeitpunkt übrigens mein erster Flug überhaupt und für die ganze Familie ein Ereignis, weil es war damals ja alles andere als alltäglich, dass jemand überhaupt mit einem Flugzeug nach Amerika flog. Deshalb hat mich damals auch ein richtiger Autokorso mit fünf Autos zum Flughafen begleitet. Alle Verwandten sind mit dem Auto nach Schiphol (Red. Flughafen von Amsterdam) gefahren, um mich zu verabschieden.

Career-women.org: Auch ein schönes Bild. Wofür brennen Sie? Was ist Ihnen beruflich und was ist Ihnen privat am Wichtigsten?

Engelie Franken: Für mich sind Menschen beruflich und privat das Wichtigste. Der Kontakt zu Menschen; mit Menschen leben und mit Ihnen zu kommunizieren, ist für mich das Highlight. Das genießt für mich höchste Priorität in meinem Leben.

Career-women.org: Wer oder was hat Ihnen im Leben am meisten geholfen und haben Sie ein Credo, also einen Wahlspruch, der Ihnen über schwierige Zeite hilft?

Engeline Franken: Da ich christlich erzogen worden bin, hat mich mein Glaube immer wieder unterstützt und mir geholfen. Ja, und mein Credo ist: „Trau, Schau wem“.

Career-Women.org: Was war Ihr größter Misserfolg und wie haben Sie ihn überwunden?

Engeline Franken: Mein größter Mißerfolg war beruflicher Natur. Ich habe zehn Jahre lang eine Tochtergesellschaft des größten britischen Aluminiumherstellers in Düsseldorf geleitet.  Ich habe dort bei Null angefangen und alles aufgebaut. An meinem Schreibtisch in meinem Wohnzimmer fing alles an und zum Schluß habe ich diese Firma  zu einem erfolgreichen Unternehmen gemacht, mit zuletzt 30 Mio. DM Jahresumsatz. Dann wurden wir von einem kanadischen Konzern , Alcan, übernommen. Die Konzernstrategie verlangte es, dass ich die Firma liquidierte. Alles sollte in Profit – und Markencenter in Frankfurt zusammengefasst werden. Wahrscheinlich sollte aber ein eigenständiger Konkurrent, der schwarze Zahlen schrieb, vom Markt verdrängt werden.                

Nachfrage: Wie haben Sie das überwunden?                   

Überwunden habe ich es dadurch, dass ich gesagt habe: „Okay, ich schaffe das noch mal.“ Und dann habe ich damals für diese Firma wieder eine Vertretung übernommen. Alcan hat sich darauf eingelassen – vielleicht auch um eine hohe Abfindung zu umgehen. Aber um einen „Goldenen Handschlag“ ging es mir nie, sondern um eine interessante Herausforderung. Und dann hab ich mich wieder an der Start begeben – und habe nach ungefähr fünf Jahre wieder fünfzig Prozent des Konzernumsatzes hier in Deutschland gemacht. Und gesagt:“Seht her, ich kann´s immer noch!“

Career-Women.org: Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?             

Engeline Franken: In fünf Jahren hoffe ich, endgültig auf eine erfolgreiche und vor allem befriedigende berufliche Karriere zurückblicken zu können. Vielleicht arbeite ich dann immer noch. Ja, da bin ich mir fast sicher. Privat werde ich einen sehr netten Menschenkreis um mich haben. Meine Tochter ist verheiratet und hat mir zwei wunderbare Enkeltöchter geschenkt. Es macht mir große Freude, mit denen etwas zu unternehmen und zu sehen, wie sie die Welt „erobern“.   Mein Networking werde ich sicherlich auch immer noch weiterführen, denn ich glaube, das gehört einfach zu mir. Das mache ich solange ich lebe.  

Career-Women.org: Herzlichen Dank Frau Franken für das Gespräch