Mit Power und viel Herzblut

Der KölnBall feierte dieses Jahr sein 20-jähriges Jubiläum. Es war eine glamouröse Ballnacht mit Stars von Abba bis zu den Räubern, mit tanzfreudigen Ball-Gästen, mit tollen Gewinnen und mit einer großartigen Erfolgsmeldung. Brigitte Christoph, Initiatorin und Organisatorin des KölnBalls, war stolz. In zwanzig Jahren KölnBall hatte sie vier Millionen Euro zu Gunsten schwer kranker Kölner Kinder eingesammelt.

Das Wort „Benefiz-Lady“ hört Brigitte Christoph nicht gern. Vier Millionen Euro für gute Zwecke zusammen zu bekommen, das hat für sie weniger mit Glamour als mit harter Arbeit zu tun. Das glaubt man ihr gern. Die letzten zwanzig Jahre waren nicht nur ein Fulltime-Job. Sie forderten darüber hinaus viel Herzblut, Anteilnahme und festen Willen. Brigitte ist seit mehr als dreißig Jahren mit Karl-Josef Christoph, Kölner und Unternehmer, verheiratet. Ihr Kennzeichen: schwarzer Hosenanzug und weisse Bluse – oder umgekehrt.

business-on.de: Frau Christoph, ein Job als Bürokauffrau war ihnen zu trocken. Modeschauen zu organisieren, das hat Ihnen dagegen sehr viel mehr Spass gemacht. Wie kam es 1987 zum ersten KölnBall als Benefiz-Veranstaltung?

Eine Kinderklinik in Baracken

Brigitte Christoph: Ich hatte mehr oder weniger per Zufall Professor Gladtke von der Universitäts-Kinderklinik Köln kennengelernt. Er erzählte mir, welche Probleme er hat, alle Frühchen unterzubringen. Genau acht Betten standen ihm in der Frühgeburten-Station zur Verfügung. Das Geld reichte hinten und vorne nicht aus, um die Probleme in den Griff zu bekommen. Mit 1000 DM, von meinem Mann gespendet, bin ich schließlich zur Klinik gefahren und war schockiert. Eine Kinderklinik in Baracken! In Haus 10, wo die Mukoviszidose-Kinder notdürftig untergebracht waren, gab es nur eine Toilette und eine Badewanne. Das Dach war kaputt. Im Labor erzählte mir Professor Gladtke, dass sein größter Traum ein Blutzell-Zählgerät wäre. Ab da stand fest, dass ich helfen muss. Das eingesammelte Geld hat beim ersten KölnBall noch nicht gereicht, aber beim zweiten.

Tag und Nacht Einladungen und Bittbriefe getippt

business-on.de: Was waren Ihre Erfahrungen mit dem ersten KölnBall?

Brigitte Christoph: Der erste KölnBall fand in der Flora mit rund 800 Gästen statt. Boney M. trat auf, es gab eine Modenschau und der erste Preis war eine Reise nach Timmendorf. Die Vorbereitung hat mir viel Freude gemacht, aber es war auch ein steiniger Weg bis dahin. Da ich kein Geld für Mitstreiter ausgeben wollte, blieben alle Aktivitäten an mir allein hängen. Tag und Nacht tippte ich Einladungen und Bittbriefe auf einer kleinen elektrischen Schreibmaschine. In vielen Dingen fehlte mir auch noch die Erfahrung. So hat Helmut Meindorf von der Ehrengarde mir beispielsweise Tipps gegeben, wie man eine Platzordnung macht.

business-on.de: Trotz hohem persönlichen Einsatz haben Sie weiter gemacht.

Brigitte Christoph: Das Positive war, dass ich schon beim ersten Ball merkte, dass man in Köln eine ganze Menge erreichen kann. Ich muss aber auch gestehen, dass ich damals meinem Mann beweisen wollte, dass ich das mit der Benefiz-Gala schaffe. Inzwischen bewundert er mein Engagement und unterstützt mich in jeder Beziehung. Seit 1989 findet der KölnBall im Maritim statt, was mich besonders freut, weil der Ballsaal so schön ist. Meine Gäste konnten in diesem schönen Ambiente schon viele international renommierte Stars life erleben, z.B. Udo Jürgens, The Supremes, Milva, Michael Holm, Peter Kraus oder Howard Carpendale.

business-on.de: Sind die nächsten 19 Bälle wenigstens ein bisschen stressfreier verlaufen?

Glück mit treuen Spendern

Brigitte Christoph: Wenn man es richtig machen will, dann ist und bleibt eine Benefiz-Gala harte Arbeit. Seit vier Monaten unterstützt mich Annette Zieren, die Frau vom Chefarzt für Chirurgie im St. Agatha Krankenhaus. Ich bin dankbar dafür. Bis dahin habe ich alles allein gemacht. Ich lade beispielsweise immer nur persönlich ein. Um Spenden und Sachpreise einzusammeln, fahre ich selbst zu den Firmen. Es gibt jedes Jahr immerhin zehn Hauptpreise und rund 1.500 Preise in der Tombola. Allerdings – und das ist das total Gute an den Kölnern – habe ich auch viel Glück mit treuen Spendern, wie beispielsweise mit Toyota, die seit 20 Jahren dabei sind. Ansonsten gilt auch bei mir wie bei den Kickern, nach dem Ball ist vor dem Ball.

business-on.de: Wer macht denn den ganzen Verwaltungskram mit Abrechnungen, Steuern, Spendenbescheinigungen, etc.?

Brigitte Christoph: Ich habe einen Treuhänder, der alle Einnahmen und Ausgaben verwaltet. Es war mir immer sehr wichtig, dass wir transparent sind und bleiben und er sorgt dafür. Alle Kosten für Bands, Künstlergagen, Backstage, etc. werden von den Eintrittsgeldern bezahlt. Die gesammelten Spenden werden 1:1 weitergegeben. Die Spendenbescheinigungen werden vom jeweiligen Krankenhaus ausgestellt. Das wollte ich so, damit keine Zweifel über die Korrektheit entstehen. Ich habe zunächst 11 Jahre die Universitäts-Kinderklinik unterstützt und danach die Kinderklinik Amsterdamer Straße und später noch Köln-Porz.

business-on.de: Was bedeutet der Ballabend für Sie? Im Rampenlicht stehen, bewundert werden?

Kölner waren immer sehr großzügig

Brigitte Christoph: Welcher Kraftakt mit so einem Abend im Vorfeld verbunden ist, das ist mir das erste Mal richtig bewußt geworden, als ich Annette Zieren, die mich wirklich bewundernswert unterstützt, beobachtete. Da sind 100 Leute hinter der Bühne zu managen: Fahrservice, Security, Schminkstation, Friseure, die Leute, die Regie machen, die Mädels, die die Lose verkaufen, die Tombola-Preise müssen aufgebaut werden, etc.. Was bedeutet mir der Ballabend? Eine ganze Menge, weil ich viel bewegt habe mit Kölnern, die immer sehr großzügig waren. Bewundert? Ich bin nicht die Glamourfrau, die bewundert werden will. Ich mag lieber den stillen Applaus. Für mich ist wichtig, wenn die Leute sagen, da kannst du hingehen, da hast du einen tollen Abend, tolle Musik, da kannst du auch noch was Schönes gewinnen. Immerhin kostet der Abend viel Geld. 160 Euro Eintritt pro Person. Dazu kommen Getränke, Taxi, Lose, ganz zu schweigen von Ballkleid, Friseur und Kosmetik.

business-on.de: Neben dem KölnBall veranstalten Sie zweimal im Jahr die KölnGespräche. Welches Ziel verfolgen Sie damit?

Brigitte Christoph: Die KölnGespräche organisiere ich zusammen mit Ulla Schramma, Frau unseres Oberbürgermeisters Fritz Schramma. Auch hier ist unser Ziel ein guter Zweck. Mit den eingenommenen Geldern haben wir beispielsweise den deutschen Sportbund unterstützt. Momentan brauchen wir noch Spenden für das Ronald McDonald-Haus – ein „Zuhause auf Zeit“ für Eltern, deren krankes Kind im Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße behandelt wird. Der Bau ist zwar finanziert, aber es fehlen noch die Mittel für die Einrichtung.

business-on.de: Wer kommt zu den KölnGesprächen?

Mit Kontakten anderen helfen

Brigitte Christoph: Nach zwanzig Jahren KölnBall kennt man unwahrscheinlich viele Menschen. Mit den Kontakten, die dadurch entstanden sind, kann ich wiederum vielen anderen helfen. Daher kam mir die Idee, diese Leute in einer angenehmen Atmosphäre zusammen zu bringen. Das nächste KölnGespräch wird nach Karneval statt finden. Ich plane eine Modenschau im Maritim mit kosmetischen Tipps und Abendkleidern.

business-on.de: Hat die Westfälin eigentlich eine Antenne zum Kölner Karneval?

Brigitte Christoph: Und wie. Ich bin Mitglied bei den Roten Funken und wurde zusammen mit vier weiteren Frauen in den Förderverein aufgenommen, worauf ich ganz stolz bin. Außer, dass ich auf vielen Sitzungen während der Karnevals-Saison bin, ist das Größte für mich, im Zug auf dem Rote Funken-Wagen mitzufahren. Das macht mir unwahrscheinlichen Spass, vor allem das Verteilen von Schokoladenherzen und Strüssche an die Jecken.

business-on.de: 20 erfolgreiche KölnBälle mit einem bewundernswerten Spendenerfolg für schwer kranke Kölner Kinder gehen auf Ihr ganz persönliches Konto. Machen Sie weiter?

Nächstes Ziel: 25 Jahre KölnBall

Brigitte Christoph: Ich wurde quasi schon zwangsverpflichtet, bis zum Silberjubiläum weiter zu machen. Ich mache das gern. Die Kölner Spendenbereitschaft gibt mir die Zuversicht, auch weiterhin etwas zur schnelleren Gesundung unserer Pänz im Krankenhaus beizutragen.