IT-Karriere als Mathematikerin

Jutta Schneider zählt zu den Frauen, die sich für Karriere und Familie entschieden haben. Ehrgeiz, klare Ziele, konsequente Weiterbildung sowie Unterstützung seitens Vorgesetzten und Familie waren/sind nach eigenen Worten die Voraussetzung beruflich weiterzukommen. Das wird auch von den größten der IT-Branche honoriert. Mit ihren Erfahrungen bei HP und Microsoft bringt sie wertvolles Know how für SAP mit.

Jutta Schneider, 48,  Dipl.-Mathematikerin, ist seit Dezember 2011 Mitglied der Geschäftsleitung der SAP Deutschland als Leiterin Services DACH (Deutschland, Österreich, Schweiz). Sie startete ihre Berufskarriere bei Hewlett-Packard (HP) als Consulting-Trainee. Nach Stationen als Senior und Principal Consultant, als Business Manager in den Bereichen IT/Telekommunikation, Produktion, Behörden und Finanzwesen wird sie 2005 zum Direktor Consulting und Integration bei HP Services Deutschland befördert.

 „Microsoft Deutschland holt neue Services-Chefin von HP“, schreibt die Computerwoche 2008. In ihrem neuen Job übernimmt die Mathematikerin die Verantwortung für 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Deutschland und 250 SAP-Beratern in EMEA (Europe, Middle East and Africa). Für SAP eine ideale Ausgangsbasis, Jutta Schneider in dei Geschäftsleitung zu holen.

Jutta Schneider studierte an der RWTH Aachen (Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule). Sie ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Career-Women.org: Welche Aufgaben und Ziele hat die Leiterin Services Region DACH?

Jutta Schneider: SAP verfügt über eines der größten Expertenteams weltweit und bietet jedem Kunden umfassende Services, zugeschnitten auf die jeweiligen individuellen Geschäftsanforderungen. Die sind natürlich so vielfältig wie unsere Kunden selbst und die Branchen in denen sie tätig sind.

Meine Aufgabe ist es, die Qualität der Dienstleistungen, die in Deutschland, Österreich und der Schweiz erbracht werden, sicherzustellen. Mein Team und ich  beraten, unterstützen und entwickeln kundenspezifische Lösungen – von der Planung und Einführung über den laufenden Betrieb bis hin zur Optimierung. Zwei Mal im Jahr führen wir eine Zufriedenheitsumfrage durch – und erst, wenn unsere Kunden mit unserer Unterstützung zufrieden sind, ist mein Team zufrieden und ich auch.

Career-Women.org: Worin unterscheidet sich Ihr heutiger Kundenkreis verglichen mit Microsoft und HP?

Jutta Schneider: Microsoft und HP sind mit SAP als Unternehmen nicht vergleichbar. Microsoft hat als Unternehmen den Schwerpunkt B2C und HP hat den Fokus auf das Outsourcing Business. Wir als SAP sind ein Unternehmen mit Schwerpunkt B2B und in Zukunft wollen wir B2b2C erfüllen. Unsere Software ist bei unseren Kunden in ihren zentralen Businessprozessen eingesetzt und damit wesentlich für den Unternehmenserfolg. Wir haben bei unseren Kunden im wesentlichen andere Ansprechpartner als es heute Microsoft oder HP hat.

Career-Women.org: IT-Services sind ein Bereich, der zunehmend an Bedeutung gewonnen hat. Welcher Trend zeichnet sich ab?

Jutta Schneider: Kosten zu senken und bestehende Systeme zu optimieren steht bei jedem unserer Kunden im Vordergrund und wird sicherlich auch künftig eines der wesentlichen und bestimmenden Themen sein. Für unsere Kunden nimmt die durchgängige Betreuung während des gesamten Lebenszyklus ihrer Software deutlich an Bedeutung zu. Wir beobachten außerdem ein zunehmendes Interesse an unseren Rapid-Deployment-Lösungen – ein Paket aus vorkonfigurierter Software und Services mit vorgegebenem Leistungsumfang und festem Preis.

Career-Women.org: Mit welchem Ziel studierten Sie Mathematik? Bzw. hatten Sie nach Abschluss Ihres Studiums als Dipl.-Mathematikerin ein konkretes berufliches Ziel?

Jutta Schneider: Schon in der Schule hatte ich großes Interesse an Naturwissenschaften. Deswegen lag es nach dem Abitur nahe, mich in diesem Bereich weiterzubilden. Letztlich habe ich mich dann für Mathematik entschieden, unter anderem auch deshalb, weil die Berufsmöglichkeiten danach äußerst vielfältig sind. Mein Ziel war es in meiner Jugend für das Bundesfinanzministerium zu arbeiten. Die Mathematik ist bis heute meine Leidenschaft!

Auch die IT-Branche fand ich schon immer spannend: Sie ist jung, dynamisch und international. Wenn man sich dafür interessiert, stößt man natürlich unweigerlich auf die SAP. So werden zum Beispiel rund 70 Prozent der weltweiten Geschäftsprozesse durch Software von SAP unterstützt – da wird schnell klar, welchen Einfluss man als Mitarbeiter haben kann. Auch die Internationalität und Vielfältigkeit haben mich gereizt. Am Standort Walldorf arbeiten zum Beispiel Mitarbeiter mit mehr als 79 verschiedenen Nationalitäten.

Career-Women.org: Wer oder was hat Sie auf der Karriereleiter nach oben am meisten unterstützt?

Jutta Schneider: Meine Neugier und der Wille, immer dazuzulernen, haben mir mit Sicherheit auf dem Weg nach oben geholfen. Ich hatte immer ein sehr klares Ziel und das Glück eine Familie zu haben, die das sehr unterstützt hat. Außerdem hatte ich immer Vorgesetzte, die mich unterstützt und gefördert haben. Alle Unternehmen, bei denen ich bisher gearbeitet habe, legten viel Wert auf das Thema Weiterbildung. Bei der SAP habe ich jedoch eine Unternehmenskultur vorgefunden, welche noch stärker auf die individuellen Stärken ihrer Mitarbeiter setzt und diese fördert. Das Thema Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter hat für SAP oberste Priorität.

Jeder Mensch will wachsen und SAP entwickelt die individuellen Talente und Fähigkeiten ihrer Mitarbeiter. Und letztlich sind es ja auch die Mitarbeiter die wesentlich zum Erfolg eines Unternehmens beitragen. Sie setzen die Strategie von SAP um und ihre Leistungsbereitschaft erhöht sich, wenn Management und Mitarbeiter eng zusammenarbeiten. Und das ist bei SAP der Fall. Das Management ist Vorbild, motiviert, inspiriert und unterstützt. Letztlich kann ein Unternehmen sich nur dann weiterentwickeln, wenn sich auch seine Mitarbeiter weiterentwickeln. 

Career-Women.org: Was bedeutet Ihnen Vereinbarkeit von Beruf und Familie?

Jutta Schneider: Familie und Beruf zu vereinbaren ist für mich sehr wichtig. Ich gehe in meinem Beruf auf und gleichzeitig könnte ich mir nicht vorstellen, auf meine Familie zu verzichten. Aber ohne meinen Mann und meine Eltern wäre die Vereinbarkeit mit meinem Beruf und unseren Kindern sehr schwierig gewesen. Aber diese Frage stellt sich bei SAP auch gar nicht. Eine ausgeglichene Work-Life-Balance der Mitarbeiter hat auch für SAP klare Priorität. Das Unternehmen bietet eine Vielzahl flexibler Arbeitsmodelle an, um den  individuellen Bedürfnissen ihrer Mitarbeiter entgegenzukommen. Mitarbeiter können in Teilzeit oder im Home Office arbeiten, selbst Job-Sharing ist möglich.

Die SAP weiss, dass ihr Erfolg maßgeblich von ihren Mitarbeitern abhängt und daher werden auch diverse Fitness-, Wellness- und Gesundheitsangebote offeriert, neben Beratung und Coaching, z. B. auch zum Thema Work/Life-Balance. Aber wie gesagt, am Ende ist es mir wichtig, weder meinen Job noch meine Familie zu vernachlässigen. Und zum Glück muss man sich heute nicht mehr nur für das eine oder das andere entscheiden.

Career-Women.org: Was empfehlen Sie Studentinnen, die sich für einen Job in der IT-Branche interessieren?

Jutta Schneider: Seien Sie neugierig und zielstrebig. Frauen in der IT-Branche müssen wissen, was sie wollen – lassen Sie sich nicht von überholten Rollenmodellen verunsichern, sondern treten selbstbewusst auf. Bleiben Sie gelassen, scheuen Sie sich aber auch nicht, Gewohnheiten zu hinterfragen. Bauen Sie sich früh ein stabiles Netzwerk auf. Es ist wichtig, die eigenen Prioritäten zu kennen, zu ihnen zu stehen und entsprechend auch mal „Nein“ zu sagen und Dinge zu delegieren.

Rücken  Sie zudem etwaige Unterschiede zwischen Männern und Frauen nicht in den Vordergrund, sondern überzeugen Sie von Anfang an mit Leistung und Professionalität. Dann merken die Kollegen schnell, dass Ihr Geschlecht für den Arbeitsalltag absolut nicht entscheidend ist. Und zu guter Letzt: Sorgen Sie dafür, dass Sie gesehen werden. Nur wer seine Leistung auch nach außen hin für andere sichtbar machen kann, wird auf Dauer beruflich erfolgreich sein.