Saure Gurke für Beckmann-Show

„Beckmann-Show war ein langgezogener Herrenwitz“. Gar nicht lächeln konnten rund 350 Medienfrauen während ihres Herbsttreffens in Köln über die Jubiläums-Show im Ersten zum 60jährigen Bestehen der ARD. Moderator Reinhold Beckmann und NDR-Intendant Lutz Marmor wurden mit der „Sauren Gurke“ für ihre „frauenfeindliche“ Sendung ausgezeichnet.

Die Nachbildung einer Gewürzgurke aus Ton schmückt die Macher der Mattscheiben-Dokumentation, die brav und einfallslos Highlights aus bundesdeutscher Fernsehgeschichte von 1950 bis 2010 abhandelte. Eine „Show der 100 000 Höhepunkte“ hatte Beckmann angekündigt. Doch auf der Glotze tummelten sich die ARD-Witzbolde von Frankenfeld, Kulenkampff und Fuchsberger bis zu Werner Höfer, Götz George, Thomas Gottschalk und Hape Kerkeling. Über die Kolleginnen der An- und Aufsager im grauen Sakko oder kunterbunten Outfit vermeldete die ARD-Chronik wenig. Immerhin durfte schon am 16. Juni 1976 Dagmar Berghoff als erste Frau die Tagesschau moderieren.

Dass die 350 Medienfrauen die „Saure Gurke“ selbst getöpfert haben sollen, ist unwahrscheinlich. Bei der Bekanntgabe in Köln würdigte die Jury die Show als „getreues Abbild der Realität in der ARD, die ihre Zuschauer und Zuschauerrinnen ungern durch zu viel kompetente Weiblichkeit verstört“. Über das ZDF wurde nicht gelästert. Die „Mainzelmännchen“ begnügen sich mit ihrem Intendanten Markus Schächter, der seit 2002 auf dem Lerchenberg „regiert“.

Mit Monika Piel beim WDR und Dagmar Reim beim RBB lenken „schon“ zwei Intendantinnen die Geschicke bedeutender Sender. Monika Piel wird im nächsten Jahr sogar als Vorsitzende der ARD einflussreichste TV-Lady der Republik werden.

Die Mitarbeiterinnen von ARD, ZDF, Deutsche Welle, Deutschlandradio sowie ORF und dem Schweizer Fernsehen arbeiten auf allen Hierarchie-Ebenen der Funkhäuser. Inzwischen haben sich Frauen auf allen Entscheidungsebenen Chefsessel oder wohl dotierte Arbeitsplätze gesichert. Aber unterm Strich sind Kolleginnen in den Medien immer noch eine Minderheit.