Recht auf Karriere- Frauen in Führungspositionen

Auch wenn das Grundgesetz inzwischen über 70 Jahre alt ist, hinkt die Praxis beim Thema Gleichberechtigung der Theorie noch immer hinterher. Das gilt vor allem für das Thema Führungspositionen. Sowohl in der freien Wirtschaft als auch in der öffentlichen Verwaltung sind entsprechende Stellen in der Regel weiterhin in überwiegender Mehrheit männlich besetzt. Bemühungen, an diesem Zustand etwas zu ändern, scheinen seit Jahren ins Leere zu laufen. Insofern mehren sich die Stimmen, die nach einer verbindlichen, gesetzlichen Quote für weibliche Führungskräfte verlangen.

Vorteile einer stärkeren Einbindung von Frauen

Wie sich in vielen Arbeitsfeldern gezeigt hat, hat ein wachsender Anteil Frauen starken Einfluss auf das Arbeitsumfeld und die Gruppendynamik innerhalb von Unternehmen. Vor allem die Kommunikation untereinander wird in der Regel besser. Dies macht Probleme wie etwa Mobbing deutlich besser lösbar. Ein Beleg hierfür ist die Entwicklung der Schutzpolizei, die, im Gegensatz zur Kriminalpolizei, erst ab 1978 weibliche Beamte einstellte. Der Amtsdünkel und der anherrschende Tonfall von Schutzpolizisten nahm ab diesem Zeitpunkt über die Jahre und Jahrzehnte immer mehr ab. Während Polizisten weiterhin streng in der Sache sind, ist ihr Tonfall deutlich verbindlicher geworden und die Kommunikation entsprechend einfacher. Auch in Führungsgremien jedweder Art führt die stärkere Einbindung von Frauen zum Aufbrechen verkrusteter Strukturen und Rituale, die vielfach einem echten kollegialen Miteinander im Weg stehen.

Frauen setzen sich mehr und mehr durch

Inzwischen gibt es so gut wie keine Berufe mehr, in denen ausschließlich Männer tätig sind. Dieser Trend ist im Übrigen alles andere als einseitig wie etwa die steigende Zahl der Kindergärtner zeigt. Eine Frau als Architektin, Ärztin oder auch Rechtsanwältin ist heutzutage eine Normalität, die noch vor wenigen Jahrzehnten undenkbar war. Insofern ist eine solche Entwicklung auch im Hinblick auf eine Umbesetzung der Führungsetagen in Wirtschaft und Verwaltung überaus vorstellbar. Allerdings haben die bisherigen Bemühungen zu keiner signifikanten Steigerung der Quoten geführt. Hierfür gibt es unterschiedliche Gründe.

Ein Umdenken ist erforderlich

Ein zentraler Grund dafür, dass weibliche Kräfte selten bis in die Vorstände vorrücken ist, dass die Strukturen in Firmen nach dem männlichen Muster in Sachen Karriere ausgerichtet sind. Insofern stehen Frauen oft vor dem Problem, sich zwischen Kindern und Karriere entscheiden zu müssen, weil eine Vereinbarung von Beruf und Familie im Sinne einer vernünftigen Work Life Balance für Führungskräfte in der Regel keine Option ist. Dieser Umstand ist ein zentraler Grund dafür, dass die tatsächlichen Quoten in Führung von Firmen häufig beinahe identisch sind mit dem Anteil weiblicher Bewerberinnen auf Führungspositionen. Insofern greift die einfache Forderung nach einer Quote inhaltlich zu kurz. Vielmehr muss es darum gehen, dass Arbeitsleben als Ganzes so umzugestalten, dass Frauen die Möglichkeit bekommen, auch nach Gründung einer eigenen Familie weiter Karriere zu machen. Hier könnte der bereits einsetzende Fachkräftemängel sich in Zukunft so sehr verstärken, dass ein echtes Umdenken möglich wird. Wie in anderen Fällen und Feldern dürfte auch in diesem Fall die stärkere Einbindung von Frauen zu einer erst schrittweisen und dann immer stärkeren Humanisierung der Verhältnisse führen.