Frauen auf der Überholspur

In den Emerging Markets stoßen Frauen zunehmend in Führungspositionen vor. Zum einen haben sie aufgrund ihrer Motivation und hervorragenden Ausbildung beste Karrierechancen, zum anderen stehen sie jedoch auch länderspezifischen Herausforderungen gegenüber.

(ddp direct) Laut einer Studie der Boston Consulting Group beläuft sich das weltweite Einkommen von Männern derzeit auf 23,4 Billionen US-Dollar und beträgt somit über das Doppelte des von Frauen erwirtschafteten Einkommens (10,5 Billionen US-Dollar). Zu einer Schmälerung dieser Kluft, könnte laut Experten der große Anteil bestens ausgebildeter und hoch motivierter Frauen führen, die auf den Arbeitsmarkt strömen und zunehmend Führungspositionen einnehmen.

War for Talent – Frauen als Lösung für Fachkräftemangel

Sylvia Ann Hewlett führte in diesem Kontext eine Studie in den BRIC-Staaten und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) durch. In ihrem Buch schildert sie die besonderen Chancen und Herausforderungen, denen sich Frauen in Schwellenländern stellen müssen. Dynamische Märkte in China sind laut Hewlett zwar bevölkerungsreich, verfügen jedoch über einen unzureichenden Anteil an hochqualifizierten Arbeitskräften und sind daher auf die Nutzung des weiblichen Potenzials angewiesen. In Ländern wie Brasilien und China liegt der Frauenanteil an Hochschulen bereits bei 60 Prozent bzw. 47 Prozent. Spitzenreiter sind die VAE, in denen etwa zwei Drittel der Studenten weiblich sind. Die vorliegenden Zahlen sollten jedoch auch kritisch betrachtet werden: So lässt sich der hohe Frauenanteil in den VAE nicht allein auf den Ehrgeiz der Frauen zurückführen. „Gut situierte Familien in den VAE, schicken ihre Söhne gerne auf Hochschulen im Ausland. Frauen studieren dagegen meist zu Hause – ihnen ist ein längerer Auslandsaufenthalt in der Regel nicht erlaubt“, erklärt Bassam Elemam, interkultureller Berater der ICUnet.AG.

In China bereits 30 Prozent Frauen in Führungspositionen

Dennoch belegen Studien, dass sich Frauen in Schwellenländern durch eine besonders hohe Motivation auszeichnen. So streben laut der Studie 80 Prozent der Inderinnen eine Führungsposition an, im Gegensatz zu 40 Prozent der US-Amerikanerinnen. Hewlett vertritt in Ihrem Buch außerdem die Annahme, dass Frauen in Schwellenländer bessere Aufstiegschancen als in Industrienationen haben. So sind in China bereits ein Drittel aller Führungskräfte Frauen – eine Zahl die Deutschland derzeit mittels Einführung der Frauenquote anstreben möchte.

Diversity ist ein ökonomisches Muss für Unternehmen

In Deutschland wird die Frauenquote derzeit kontrovers diskutiert. Befürworter sehen darin ein wichtiges Instrument zur Förderung der Gleichstellung der Geschlechter. Sie führen Studien wie den Business Case for Women der Beratung McKinsey an, aus denen der positive Einfluss auf die Unternehmensperformance klar hervorgeht. Die Förderung von Frauen ist in vielen Unternehmen Teil des Diversity Konzeptes, wobei Vielfalt nicht nur die geschlechtliche, sondern allgemein die soziale Vielfalt meint. Laut Dr. Fritz Audebert, Vorstandsvorsitzender der ICUnet.AG, ist „Diversity der Schlüssel zur flexiblen Anpassung an die sich weltweit immer rasanter ändernden Marktbedingungen.“ Diese Ansicht bekräftigt die Ursula Schwarzenbart in ihrem Vortrag auf dem 8. Interkulturellen Kongress in Passau: Diversity ist „ein ökonomisches Muss“ für Unternehmen , meint die Gründerin und Leiterin des Global Diversity Offices der Daimler AG. Kritiker fassen die Quote jedoch als Benachteiligung der Männer auf. Fakt ist, dass die Frauenquote zunehmend in die internationale Politik und Wirtschaft Einzug erhält. So haben Länder wie Spanien, Norwegen, Ecuador und Indien die Frauenquote bereits eingeführt oder stehen kurz davor.

Länderspezifische Vorteile und Herausforderungen

Frauen in aufstrebenden Ländern sehen sich jedoch auch zahlreichen Herausforderungen gegenüber. So sind Frauen in Ländern mit hoher Kriminalitätsrate, wie Brasilien und Indien, auf ihrem Weg zur Arbeit einer hohen Gefahr vor Überfällen ausgesetzt. Besonders in Indien, China und den VAE werden Frauen aufgrund ihres Geschlechts oft gegenüber ihren männlichen Kollegen benachteiligt. „Die arabische Geschäftswelt ist von Männern dominiert. Frauen müssen für ihre Anerkennung und Akzeptanz kämpfen“, so das Urteil des ägyptisch-stämmigen Länderexperten. Die Erziehung der Kinder und Pflege der Eltern fällt in diesen Ländern meist in den Aufgabenbereich der Frau, was neben einem anspruchsvollen Job eine starke Zusatzbelastung darstellt. „Frauen müssen sich sehr bemühen, um die vielfältigen Anforderungen von Arbeit und Privatleben in Einklang zu bringen“, fasst Bassam Elemam zusammen.

Jedoch bieten die Emerging Markets Frauen auch zahlreiche Vorteile: Dank der preiswerten Unterstützung bei Kinderbetreuung und Haushaltsführung sind Frauen stärker entlastet. Während in Deutschland vor allem die Versorgung der Kinder ein großes Problem darstellt und die unzureichende Anzahl an KITA-Plätzen regelmäßig moniert wird, können sich Frauen in China aufgrund der engen Familienbande auf viele helfende Hände innerhalb der Familie verlassen. Auch Unternehmen fangen an umzudenken und richten sich auf die speziellen Bedürfnisse von Frauen zunehmend ein. So bieten einige Unternehmen Mentorenprogramme für Frauen an und unterstützen den Aufbau von Frauennetzwerken.

Pressemeldung von

ICUnet.AG
Fritz-Schäffer-Promenade 1
94032 Passau
Deutschland
www.icunet.ag