FAU-Wirtschaftswissenschaftlerin: „Gesundheitsschutz und wirtschaftliche Aktivitäten verbinden“

PM der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

„Diese Pandemie wird uns über lange Monate begleiten. Mittelfristig ist es wichtig, Gesundheitsschutz und wirtschaftliche Aktivitäten zu verbinden. Und das ist ein nicht ganz einfaches Unterfangen“, sagt Prof. Dr. Veronika Grimm vom Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre, insbesondere Wirtschaftstheorie, der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU). Man müsse Wege finden, die Ausbreitung der Pandemie zu beschränken, obwohl man bestimmte Aktivitäten wieder zulasse, so die Wissenschaftlerin.

„Ich glaube man kann Gesundheitsschutz und wirtschaftliche Aktivitäten verbinden“, sagt Grimm, die erst kürzlich in den Rat der Wirtschaftsweisen berufen wurde. Eine viel diskutierte Möglichkeit sei zum Beispiel die Nutzung von künstlicher Intelligenz bei der Pandemiebekämpfung. Die Nutzung von Tracking-Apps zur Identifikation von möglichen Kontakten seien hier genauso ein Baustein wie eine verstärkte Digitalisierung und Vernetzung im Gesundheitswesen.

Bevor das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben wieder anlaufen kann, sei es aber wichtig, dass genug Schutzkleidung und ausreichend Testkapazitäten vorhanden sind, um eine größere Kontrolle über das Infektionsgeschehen bei mehr sozialer Interaktion zu haben. „Die Frage ist hier: Was ist der Anreiz für ein Unternehmen, dass es prinzipiell in die Produktion von Masken und Schutzkleidung einsteigt?“ Hier müsse man über Preisanreize und staatliche Abnahmegarantien nachdenken. „Wenn ein Unternehmen jetzt seine Produktion umstellt, dann kann es das nur tun, wenn es auch eine wirtschaftliche Perspektive dafür gibt“, erklärt Grimm. Gleichzeitig müsse gewährleistet werden, dass Schutzausrüstung bei den Einrichtungen ankommt, die sie am dringendsten benötigen.

Die Öffnung soll dabei schrittweise erfolgen. Besonders wichtig für Wirtschaft und Gesellschaft sind für Grimm Bildungseinrichtungen. Die Ökonomin gibt zu bedenken, dass man differenzieren muss, welche Aktivitäten digital fortgeführt werden können, und welche Institutionen auf Grund großer Wichtigkeit auch wieder physisch die Türen öffnen dürfen: „Da ist die Bildung eigentlich an vorderster Front.“

Aber auch nach der Öffnung wird der Shutdown seine Spuren hinterlassen und die Gesellschaft nachhaltig verändern. Die Wirtschaftswissenschaftlerin prognostiziert, dass die aktuell erlebte neue Lebenswirklichkeit Gewöhnungseffekte haben wird. Grimm ist überzeugt, dass „wir in ganz, ganz vielen Bereichen nicht mehr so agieren werden, wie wir bisher agiert haben.“ Viele Tätigkeiten würden digitaler und dadurch womöglich Ressourcen frei werden, Dinge noch besser und zielgerichteter zu tun.

Nach welchen Kriterien die Beschränkungen gelockert werden sollten, wie man die Engpässe bei Schutzkleidung und Testkapazitäten in den Griff bekommen kann und ob man wirtschaftlichen Wohlstand gegen Gesundheit abwägen kann, darüber spricht Prof. Dr. Veronika Grimm aktuell in einem YouTube-Talk mit Gastgeber Prof. Dr. Joachim Hornegger, Präsident der FAU: https://youtu.be/W-h2PFAGWEI