Frauen auf dem Vormarsch

(Stuttgart) – Das Handwerk steht in den nächsten Jahren vor grundlegenden Herausforderungen: Um qualifizierten Nachwuchs zu gewinnen und die Zukunftsfähigkeit der Betriebe zu sichern, nimmt das Handwerk verstärkt Frauen in den Blick. „Dieses Potenzial ist noch längst nicht ausgeschöpft“, meint Landeshandwerkspräsident Joachim Möhrle.

Frauenpower im Handwerk – Fehlanzeige? Nein, schon längst nicht mehr. Jede vierte Gründung im Handwerk wird heute von einer Frau vorgenommen. Auch in Führungspositionen übernehmen immer mehr Frauen das Ruder. Das unterstreicht die Zahl der erfolgreich bestandenen Prüfungen angehender Meisterinnen in den vergangenen zehn Jahren – sie ist um rund 40 Prozent gestiegen. Jede vierte Meisterprüfung wird inzwischen von einer Frau abgelegt, 2009 waren nahezu 900 weibliche Prüflinge erfolgreich. Hinzu kommt: In Handwerksbetrieben hatten Frauen schon immer eine wichtige Stellung. In den familiengeführten Betrieben übernehmen die Ehefrauen und Partnerinnen der Meister in vielfältiger Form Führungsaufgaben und sind de facto als Mit-Chefin im Betrieb beteiligt. Vor allem bei der Gründung konzentriert sich das Interesse der Frauen allerdings immer noch auf bestimmte Branchen. Bei der Selbständigkeit von Frauen dominieren frauentypische Berufe wie das Friseurhandwerk oder der Bereich Kosmetik.

Ob Meisterbrief, Betriebswirt im Handwerk oder ein anschließendes Studium, das Handwerk bietet Frauen Karrierechancen wie kaum ein anderer Wirtschaftszweig. Immer mehr Schulabgängerinnen erkennen das und beginnen eine Ausbildung im Handwerk. Mittlerweile sind fast 28 Prozent der neuen Auszubildenden weiblich. Dabei fällt ihre Wahl immer öfter auch auf gewerblich-technische Berufe. Seit es in vielen Berufen, die lange als Männerdomänen galten, nicht mehr vorrangig auf Körperkraft ankommt, erobern Frauen auch diese Bereiche. Von den mehr als 6.000 neuen weiblichen Auszubildenden im Jahr 2009 waren viele auch in traditionellen Männerdomänen vertreten. Sie hämmern, sägen, schweißen und feilen kräftig an ihrer Karriere. So gab es unter ihnen rund 150 angehende Malerinnen und Lackiererinnen und etwa hundert Tischlerinnen. Hier wie überall kommt es heute auf Köpfchen und Geschick an statt allein auf körperliche Kraft – technische Hilfsmittel sowie moderne Maschinen und Geräte machen diesen Wandel möglich. In anderen Gewerken stellen Frauen die Mehrheit. Dazu zählen neben den beliebten Ausbildungsberufen Friseurin oder Lebensmittelfachverkäuferin auch moderne Hightech-Berufe wie der Augenoptiker, wo sich rund dreimal so viele junge Frauen wie Männer für diesen Beruf entschieden haben. Auch bei den anderen Gesundheitsberufen, wie dem Hörgeräteakustiker und dem Zahntechniker sind Frauen mittlerweile auf dem Vormarsch.

Um den Frauenanteil im Handwerk weiter zu steigern, werben die Handwerksorganisationen gezielt in Schulen und bieten auf junge Frauen zugeschnittene Aktionen und Informationsveranstaltungen an. Möhrle: „Unsere Beraterinnen und Berater in der Handwerksorganisation sind eine wichtige Anlaufstelle für Gründungswillige. Sie unterstützen Frauen gezielt beim Schritt in die Selbständigkeit.“ Auch das Engagement beim jährlichen Girl’s Day trage dazu bei, mehr junge Frauen für gewerblich-technische Berufe zu gewinnen. Möhrle sieht weiteren Handlungsbedarf: „Frauen müssen im Handwerk sichtbarer gemacht und als Zielgruppe wahrgenommen werden.“ Wenig hilfreich sei da, dass vor allem Daily Soaps Mädchen und Frauen nur die Bilder der klassischen Frauenberufe zeigten. Möhrle: „Neben dem Friseur gibt es viele andere Berufe.“ Es fehlten Vorbilder, die Mut zum Gründen machten.

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