Dritte Intendantin bei ARD-Anstalt

Die stellvertretende Senderchefin Karola Wille wird neue MDR-Intendantin. Der MDR-Rundfunkrat wählte die 52-Jährige im ersten Wahlgang mit großer Mehrheit. Wille ist neben Monika Piel, WDR-Intendantin und ARD-Vorsitzende und Dagmar Rein, RBB-Intendantin, die dritte Frau an der Spitze einer ARD-Anstalt.

Wille war die einzige Kandidatin für die Wahl. Die Rundfunkräte waren dazu am Sonntag im thüringischen Friedrichroda zusammengekommen. Der Verwaltungsrat des MDR hatte Wille vor zwei Wochen einstimmig als Nachfolgerin des bisherigen MDR-Intendanten Udo Reiter vorgeschlagen. Die Amtszeit von Wille beginnt am 1. November und dauert sechs Jahre. Die gebürtige Chemnitzerin ist damit die dritte Frau an der Spitze einer ARD-Anstalt. Zuvor waren Dagmar Reim beim RBB und Monika Piel beim WDR auf den Chefposten gewählt worden.

Wille setzt auf Aufklärung und verjüngtes Programm

Die frisch gewählte Intendantin kündigte an, den MDR – die fünftgrößte ARD-Anstalt – für das digitale Medienzeitalter zukunftsfähig zu machen und verstärkt ein jüngeres Publikum anzusprechen. Auch wolle sie die Aufklärung der Unregelmäßigkeiten im MDR entschieden vorantreiben, sagte Wille. Der Sender war in die Kritik geraten, weil ein Mitarbeiter des Kinderkanals von ARD und ZDF, für den der MDR federführend ist, über acht Millionen Euro veruntreut hatte. Bei weiteren Untersuchungen waren dubiose Finanzgeschäfte des inzwischen entlassenen Chefs der MDR-Fernseh-Unterhaltung, Udo Foht, ans Licht gekommen.

Reaktionen auf Wahl

Amtsinhaber Reiter begrüßte die Wahl von Wille. Bei ihr sei der Sender „in den besten Händen“, sagte er. Der scheidende MDR-Rundfunkratschef Jenichen sicherte Wille die volle Unterstützung der Aufsichtsgremien für ihren Weg zu. Die SPD-Landeschefs der drei mitteldeutschen Länder, Katrin Budde, Martin Dulig und Christoph Matschie, zeigten sich zuversichtlich, dass der künftigen Intendantin die anstehenden Aufgaben gelingen. Es werde nicht einfach sein, die richtige Balance zwischen Geschichte und Gegenwart zu finden, aber ein zeitgemäßes Antlitz mache den MDR attraktiver.

Chef-Juristin und Vertreterin des Intendanten

Wille steht seit 1996 an der Spitze der Juristischen Direktion des Senders. Seit 2003 ist sie auch Vertreterin des Intendanten. Sie leitet im MDR die Arbeitsgruppe „Digitale Zukunft“, die die Strategie des Senders in der sich durch neue Verbreitungswege ändernden Medienlandschaft steuert. Für den ARD-Senderverbund führt sie die Verhandlungen mit der Allianz der Filmproduzenten. Wille ist Honorarprofessorin für Medienrecht an der Universität Leipzig.

Notwendig geworden war die Wahl, weil Intendant Reiter im Mai seinen vorzeitigen Abschied aus dem Amt angekündigt hatte. Der 67-Jährige führt den MDR seit seiner Gründung 1991. Vor drei Jahren war er mit großer Mehrheit vom Rundfunkrat für eine vierte Amtszeit als Chef der Drei-Länder-Anstalt für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen bestätigt worden. Reiters Amtszeit endet am 31. Oktober.

Erster Kandidat durchgefallen

Die heutige Wahl war der zweite Anlauf bei der Suche nach einem Nachfolger für Reiter. Vor vier Wochen hatte der Chefredakteur der „Leipziger Volkszeitung“, Bernd Hilder, die erforderliche Mehrheit im Rundfunkrat klar verfehlt. Er erhielt nur zwölf Stimmen der dort versammelten Vertreter von Politik, Kirche, Gewerkschaften und anderen gesellschaftlich wichtigen Gruppen und Verbänden.

Führungsriege von Rundfunkrat neu gewählt

Turnesgemäß hat der MDR-Rundfunkrat in seiner Sitzung am Sonntag auch seine Führungsspitze neu gewählt. Chef des Aufsichtsgremiums ist nunmehr Horst Saage aus Sachsen-Anhalt (Bauernverband). Zur ersten Stellvertreterin wurde Gabriele Schade aus Thüringen (BUND) gewählt, zweiter stellvertretender Vorsitzender ist Johannes Jenichen aus Sachsen (Evangelische Kirche). Die Amtszeit des MDR-Rundfunkrats beläuft sich auf sechs Jahre. Alle zwei Jahre wechselt der Vorsitz. Die Amtszeit für die neue Führungsmannschaft beginnt am 7. Dezember.