Erste Domkapellmeisterin Deutschlands

Als erste deutsche Diözese bekommt das Erzbistum München und Freising eine Frau als Domkapellmeisterin: Lucia Hilz (35) übernimmt zum 1. September 2010 die Leitung der Dommusik an der Münchner Kathedrale Zu unserer lieben Frau.

Pressemeldung des Erzbistum München und Freising

Die Chorpräfektin und Stimmbildnerin an der Münchner Domsingschule, Lucia Hilz, hat seit Dezember 2008 die kommissarische Leitung der Münchner Dommusik inne. Auf Vorschlag des Metropolitankapitels wurde sie von Erzbischof Reinhard Marx zur Domkapellmeisterin ernannt. Domdekan Lorenz Wolf und Dompfarrer Wolfgang Huber beglückwünschen Hilz zu ihrer neuen Aufgabe: „Wir freuen uns, dass die traditionsreiche Münchner Dommusik in bewährten Händen bleibt, und danken Lucia Hilz für ihr außerordentliches Engagement als Assistentin und kommissarische Leiterin der Dommusik, mit dem sie ihr künstlerisches und pädagogisches Können unter Beweis gestellt hat.“

Die gebürtige Münchnerin Lucia Hilz hat in Regensburg und Rottenburg Kirchenmusik studiert (Abschluss 2004), sowie Gesang mit Schwerpunkt Alte Musik an der staatlichen Musikhochschule Trossingen (Abschluss 2005). Von 2000 bis 2004 war sie als Chorleiterin und Stimmbildnerin der Rottenburger Domsingknaben tätig. In den Jahren 2005 und 2006 hatte sie eine Stelle als Chorleiterin und Stimmbildnerin der Aurelius-Sängerknaben in Calw inne. Seit 2006 ist sie Assistentin der Münchner Dommusik, im Dezember 2008 wurde ihr die kommissarische Leitung der Dommusik übertragen. Als Sopranistin tritt Hilz solistisch sowie in verschiedenen Ensembles auf.

In enger Zusammenarbeit mit Domorganist Hans Leitner wird Lucia Hilz die Musik an der Frauenkirche konzeptionieren und verantworten. Dazu gehört die Gestaltung der Gottesdienste mit Orgelmusik, Kantorengesängen und den zahlreichen Ensembles des Domes: der Domchor mit seinen 70 Mitgliedern und die Capella Cathedralis mit rund 20 ausgebildeten Sängerinnen und Sängern, die 150 Kinder und Jugendlichen der Domsingknaben, der Mädchenkantorei und der jungen Domkantorei, das Domorchester, die Dombläser und die Renaissancebläser. Die traditionellen Domkonzerte sind ein musikalischer Höhepunkt für die Arbeit mit den Ensembles. Hilz wird auch die Domsingschule leiten, die Kinder und Jugendliche ab sechs Jahren an ein bis zwei Nachmittagen pro Woche besuchen. Dort proben die Kinder- und Jugendensembles der Dommusik. Neben Stimmbildung bietet die Domsingschule außerdem Instrumentalunterricht, Hausaufgabenbetreuung sowie Sport- und Spielmöglichkeiten.

Die musikalische Förderung von Kindern und Jugendlichen liegt Hilz besonders am Herzen: „Durch die Arbeit in der Domsingschule möchten wir Kinder von klein auf an die vielfältige und lebendige Tradition der Kirchenmusik heranführen.“ Aufgabe sei es, jungen Menschen im Rahmen einer fundierten Ausbildung Freude an der Musik und dem gemeinsamen Erleben der Liturgie zu vermitteln. Außerdem will sie musikalische Austauschprogramme und Gastauftritte der Domensembles ausbauen. „Bei der Gottesdienstgestaltung sollten sich Liturgie und Musik kommunikativ und für die Gottesdienstbesucher spürbar verzahnen“, so ein weiteres Anliegen von Hilz. Im Wissen um die besonderen akustischen Gegebenheiten des Domes sollen neben dem wichtigen Bereich der Gregorianik auch Werke aus dem klassischen und romantischen Repertoire zur Aufführung kommen ebenso wie zeitgenössische Kirchenmusik, etwa beim traditionellen Aschermittwoch der Künstler oder durch die Beteiligung an den bayernweiten Tagen Neuer Kirchenmusik. Wichtig ist ihr auch die Pflege der Musik von Orlando di Lasso, ihrem wohl berühmtesten Vorgänger. Der bedeutende Renaissance-Komponist war von 1563 bis 1594 als Hofkapellmeister am Hofe Albrechts V. auch für die Kirchenmusik an der Frauenkirche verantwortlich. Lasso war erster Musikpräfekt der 1574 als „Domus Gregoriana“ gegründeten Internatsschule Albertinum, in der zwölf Knaben musikalisch und erzieherisch ausgebildet wurden und aus deren Tradition die heutige Domsingschule entstanden ist. (kbr)