Social Freezing – die neue Zukunft?

Viele Frauen müssen sich immer noch der Frage stellen, ob sie lieber ein Kind bekommen wollen oder ob die eigene Karriere wichtiger ist. Immer mehr Unternehmen wünschen sich – nicht alleine wegen des Fachkräftemangels – dass Frauen die wichtigsten, jungen und leistungsfähigen Jahre ihrem Arbeitgeber schenkt. Die Fruchtbarkeit von Frauen allerdings lässt ab 35 deutlich nach. Daher entscheiden sich immer mehr Frauen, sich die Eizellen entnehmen und einfrieren zu lassen.

Social Freezing in Deutschland und das Dilemma

Dieses „Social Freezing“ – das Einfrieren von Eizellen aus sozialen Gründen – ist in Deutschland seit 2012 möglich. Seit 2016 zum Beispiel ist dies im Kinderwunschzentrum Karlsruhe möglich. Trotz allem stagnieren die Zahlen der Frauen in Deutschland, die dies in Anspruch nehmen, auf dem unteren Niveau. Vorherrschend sind dabei zwei Gründe: Zum einen haben Frauen noch nicht den richtigen Partner gefunden oder sie wollen noch eine Weile an ihrer Karriere arbeiten.

Hauptgrund allerdings ist das Alter der Interessentinnen. Da Frauen mit Mitte 20 auf dem Höhepunkt ihrer Fruchtbarkeit angekommen sind, wird es mit Ende 30 immer schwieriger, intakte Eizellen für diesen Prozess zu entnehmen. Meist sind dabei mehrere Versuche notwendig. Die ohnehin schon hohen Kosten würden noch weiter in die Höhe getrieben werden (3.000 bis 4.000 Euro für die Vorbehandlung, Entnahme und Lagerung pro Eizelle). Dadurch ist dieses Verfahren nur von einer bestimmten Klientel bezahlbar. Vor allem jüngere Menschen haben noch nicht genug Geld, um sich dies leisten zu können. Mit 40 allerdings, wenn sie das Geld haben, ist es schon zu spät.

In den USA dagegen tragen Großkonzerne wie Apple oder Facebook dazu, dass diese Angebote mehr wahrgenommen werden. Unter anderem bieten sie auch die Kostenübernahme an. Dieses Modell allerdings ist für Deutschland nicht umsetzbar. Firmen, die solch ein Angebot unterbreiten, werden mit hoher Wahrscheinlichkeit stark kritisiert.

Kostenübernahme durch die Krankenkassen

Einige Ärzte sind offen dafür, dass Krankenkassen die Leistung zukünftig übernehmen. Jedoch stößt auch dieser Vorschlag auf Kritik. Social Freezing ist – im Gegensatz zum Medical Freezing – nicht medizinisch notwendig. Beim Medical Freezing werden Frauen beraten, die wegen einer Chemotherapie zum Beispiel ihre Familienplanung verschieben müssen.

Der Aufwand und die Kosten sollen sich letzten Endes lohnen. Doch danach sieht es momentan nicht aus. Nur wenige eingefrorene Eizellen werden auch wieder aufgetaut und für eine Schwangerschaft wieder eingesetzt. Bei einem fehlenden Partner kann es durchaus passieren, dass einige nach dem Einfrieren noch den richtigen Partner finden und so den Kinderwunsch auf natürlichem Weg erfüllt bekommen.

Gesellschaftlicher Faktor

Das Social Freezing ist ein Phänomen der heutigen Gesellschaft. Verschiedene Partner, Karriereoptionen, die später nicht genutzt werden können, sind ein Teil des Problems. Allerdings kann auch hier die Medizin keine Wunder bewirken. Die Entnahme von Eizellen ist auch nur begrenzt möglich. Mit dem Auftauen der Eizellen sieht es ähnlich aus. Der Medizin ist auch hier ein Rahmen gesteckt, den sie nicht verlassen kann. Im Laufe des Alters fehlt nicht nur die Energie, sondern es kommen auch immer mehr medizinische Probleme dazu.

In anderen Ländern wie Spanien oder Belgien können Frauen auch auf eine Eizellenspende zurückgreifen, falls sie selbst keine oder nur wenige Eizellen besitzen. In Deutschland dagegen ist das nicht möglich. Diskussionsgegenstand ist dabei nicht, ob das Einfrieren der eigenen Eizellen erlaubt sein sollte, sondern wie lange die Frauen auf die eigenen Eizellen zurückgreifen darf. Israel zum Beispiel hat hier ein maximales Alter festgesetzt (55 Jahre).

Werden Firmen die Kosten übernehmen?

In Deutschland ist es noch nicht etabliert, dass Firmen die Kosten für das Social Freezing übernehmen. Es könnte zwar die Attraktivität des Arbeitgebers erhöhen, würde aber auch einen Eingriff in die Privatsphäre der Mitarbeiter bedeuten. Ob dies beim Employer Branding hilft, bleibt abzuwarten. Viele deutsche Firmen wollen sich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, um beim derzeitigen Fachkräftemangel nicht ihre Chancen zu verlieren und wettbewerbsfähig zu bleiben.