Speditionen wollen mehr Frauen am LKW-Steuer

Die Fahrt mit einem Lastkraftwagen ist immer noch eine männliche Domäne. Nicht einmal zwei Prozent aller Kraftfahrer in den Speditionen sind weiblich. Ein Umstand, den die Speditionsbranche laut Dirk Engelhardt, dem Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL), in den nächsten Jahren ändern möchte.

Noch immer überwiegen die Klischees

Wenn eine Frau beim Rückwärtsfahren mit ihrem LKW Probleme hat, wird sie von den männlichen Kollegen belächelt. Bei einem jungen Kollegen hingegen wird schon mal ein Auge zugedrückt mit dem Hinweis, dass er sich ja noch in der Lernphase befindet. So sieht auch heute noch der berufliche Alltag in der Branche laut Christina Scheib aus, die nicht nur BGL-Botschafterin für Berufskraftfahrerinnen ist, sondern darüber hinaus selbst LKW-Fahrerin ist.

Doch vor allem im Linien- und Nahverkehr bietet die Branche ein großes Potenzial für Frauen, etwa bei der Auslieferung von Paketen oder der Versorgung von Tankstellen. GPS Tracker für das Auto zeigen hier anhand von Routenerfassungen, dass die Produktivität bei den Frauen ähnlich hoch ist wie bei ihren männlichen Kollegen. Objektiv gibt es somit keinen Grund, Männer bei der Einstellung zu bevorzugen.

Wie ermutigt man Frauen zum Einstieg in die Branche?

Doch in vielen Fällen geht es nicht um die Bevorzugung, wenn sich eine Frau für den Job bewirbt. Es gibt noch sehr viel zu tun, damit sich Frauen überhaupt für einen Job in der Branche als Fahrerin bewerben.

Wichtig dabei ist, das berufliche Umfeld für Frauen entsprechend zu verbessern. Dazu gehört vor allem die Flexibilisierung der Arbeitszeiten. Dirk Engelhardt will die Unternehmen dazu ermutigen, andere Zeitmodelle einzuführen und so die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erhöhen. Dazu gehört auch die Möglichkeit von flexiblen Auslieferungsfahrten vormittags, nachmittags oder abends.

Darüber hinaus gilt es, die Branche für Frauen auch mittels Werbung bekannter zu machen. Das Berufsbild „Kraftfahrerin“ existiert für viele Frauen schlicht und einfach nicht.

Unter bestimmten Voraussetzungen finanzieren die Arbeitsagenturen und Jobcenter die Umschulung zur Berufskraftfahrerin sogar. Wer also mit seinem bisherigen Job nicht mehr glücklich oder seit längerer Zeit auf der Suche nach einer neuen beruflichen Herausforderung ist, kann es Christina Scheib nachmachen und dabei mithelfen, die Speditionsbranche für Frauen ein Stück interessanter zu machen.