„Zeitsouveränität ist heutzutage ein hohes Gut“

Frauenministerin Heinisch-Hosek: „Noch immer ist Teilzeit oft die einzige Alternative für Frauen. Wir müssen daher die Situationen von Frauen so verändern, dass sie finanziell unabhängig ihr Leben gestalten können“, sagte die Mininisterin beim Open House im Palais Dietrichstein in Wien.

Kernstück der Veranstaltung im Zeichen des Internationalen Frauentages war eine Podiumsdiskussion zum Thema „Arbeits.Zeit – Arbeits.Glück?“ mit Bundesministerin Heinisch-Hosek, Ines Grössenberger, Wissenschafterin am Zentrum für Zukunftsstudien, und Jan Krims, Unternehmensberater und Studienautor von „Arbeitszeitmanagement in Österreichs Unternehmen“. 

„Aus frauenpolitischer Sicht ist es wichtig, den Zusammenhang zwischen Arbeitszeit, Glück und Zufriedenheit herzustellen. Denn wer mit seiner Arbeit zufrieden ist und sich wohl fühlt, ist auch glücklich.“ In Österreich würden jährlich 300 Millionen Überstunden geleistet, wovon 70 Millionen unbezahlt blieben. „Diese ungleiche Verteilung zwischen Arbeitszeit und Überstunden, vor allem unbezahlten Überstunden, ärgert mich“, betonte die Ministerin. Eine Frau, die Mehrarbeit leiste, solle auch dafür bezahlt werden. Genauso wäre es möglich, viele Teilzeit- in Vollzeitarbeitsplätze umzubauen.  „Wir müssen die Rahmenbedingungen so verändern, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gewährleistet wird. Wir brauchen daher im Bereich der Kinderbetreuung bundesweite Maßnahmen und einheitliche Regelungen. Noch immer ist Teilzeit oft die einzige Alternative für Frauen, weil es an Kinderbetreuungsplätzen mangelt oder ältere Angehörige betreut werden“, sagte Heinisch-Hosek. Aus diesen Gründen blieben Frauen auch oft zu lange in Teilzeitbeschäftigungen, was sich nicht nur auf ihren Lohn, sondern in weiterer Folge auch auf ihre Pension fatal auswirke. 

„Es gibt genügend Lösungsansätze und Ideen, aber auch Baustellen. Ich möchte weiterhin die Väterkarenz vorantreiben und das Thema Teilzeit ansprechen“, sagte Heinisch-Hosek. „Ich möchte außerdem verpflichtende Frauenförderungspläne in Unternehmen ab 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die auch gesetzlich verankert sind.“ Die Frauenministerin verwies dabei auch auf den Umbau der Familienförderung nach Vorschlag von Arbeiterkammer und Industriellenvereinigung. Das Modell sieht die Zusammenführung aller Geld- und Steuerleistungen zu einer einzigen Familienbeihilfe, einen Ausbau der Kinderbetreuungsplätze sowie zweckgebundene Gutscheine vor.

Die Verwirklichung von Veränderungen setze allerdings Verpflichtungen voraus. Denn allein auf der Basis freiwilliger Leitlinien und Vorschläge bliebe es häufig bei Lippenbekenntnissen. „Es braucht Quoten, sonst warten wir ewig“, so die Ministerin abschließend.