Piëch im Doppel

FAZ…. Ursula Piëch sollte nur Ferdinand Piëchs Kinder hüten. Nun wird sie auch die Frau an seiner Seite im Aufsichtsrat von Volkswagen und damit die mächtigste Frau in der Automobilindustrie.

Ich denke gerne voraus, sagt Ferdinand Piëch, und das hat er mehr als einmal unter Beweis gestellt. Vor genau einer Woche stand er Seite an Seite mit seiner Frau Ursula im Zuschauerraum der großen (Leistungs-)Show, die der Volkswagen-Konzern traditionell zum Auftakt des Genfer Automobilsalons veranstaltet. Nicht in der ersten Reihe, die überließ das mindestens in der Autoindustrie mächtigste aller Ehepaare den Markenchefs und dem Konzern-Vorstandsvorsitzenden Martin Winterkorn. Aber doch mit bestem Blick auf die Akteure, die auf der Bühne von einer schier endlosen Erfolgsgeschichte kündeten und von dem Bemühen, verstärkt auf die Umwelt und das Wohlergehen der vielen Mitarbeiter in der VW-Welt achten zu wollen.

Bisher schien es so, als komme Ursula Piëch an der Seite ihres Mannes zu der Veranstaltung. Doch diesmal erschien es fast schon so, als komme er an ihrer Seite. Mehr

Weser-Kurier: Kommentar zur Personalie Ursula Piëch

Bremen (ots) – Sie ist keine Quotenfrau, auch keine typische Karrierefrau. Ursula Piëch ist als Ehefrau des mächtigen WV-Aufsichtsratschefs Ferdinand Piëch in die Strukturen des Autobauers hineingewachsen und soll nun an der Seite ihre Ehemannes im Aufsichtsrat Platz nehmen. Ehefrau zu sein, ist an sich sicherlich keine berufliche Auszeichnung und so riecht ihre bevorstehende Wahl nach Vitamin B. Ferdinand Piëch geht es um die langfristige Sicherung seines Erbes, nicht nur in Stiftungen, in denen seine Frau bereits als Stellvertreterin ihres Mannes eine starke Rolle hat, sondern auch durch die strategische Ausrichtung von VW für die Zukunft. Die Großaktionäre begrüßen die Kandidatur der Österreicherin genauso wie der Konzernbetriebsrat. Sie alle schätzen die lebenslustige und durchaus machtbewusste Frau, weil sie offenbar weiß, wie VW tickt.

Gleichwohl sollte doch die berufliche Qualifikation ausschlaggebend für eine Berufung in den Aufsichtsrat sein und nicht der Machterhalt der Eigentümerfamilie. Durchaus verständlich, dass der inzwischen fast 75-jährige Ferdinand Piëch seine 20 Jahre jüngere Frau nun auch offiziell in der Machtzentrale des Konzerns platzieren will. Schließlich hat sie auch schon in der Vergangenheit mit ihm in der ersten Reihe des Genfer Autosalons gesessen. Doch Ursula Piëch sollte sich eigentlich zu schade sein, auf diesem Weg  Karriere zu machen. Frauen sollten sich nicht als Quotenfrauen oder Ehefrauen in die Chefsessel setzen lassen, sondern durch ihr Können überzeugen und sich aus eigener Motivation heraus für attraktive Posten in der Wirtschaft engagieren.
Der Werdegang von Ursula Piëch behält einen faden Beigeschmack, auch wenn sie ihren Job am Ende gut machen sollte. Womöglich kennt sie mehr VW-Interna als ihren Konkurrenten im Kontrollgremium lieb ist, vermutlich wird sie auch mehr soziale Kompetenz zeigen als manch anderer an gleicher Position. Gleichwohl wird sie immer als das wahrgenommen, was sie ist – die Ehefrau.

Originaltext: Weser-Kurier Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/30479 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_30479.rss2