84 % aller Sportfans sind auch an Frauensport interessiert

Aus der Nische ins Rampenlicht: Viele Frauensportarten haben sich über die Jahre zu zuverlässigen Quotenbringern im TV entwickelt. Zwar kommen weibliche Athleten bei Preisgeldern und Sponsorenverträgen auch heute meist noch schlechter weg als ihre männlichen Pendants. Hinsichtlich der Publikumsgunst verschwimmen die einst beträchtlichen Unterschiede jedoch mehr und mehr.

Der 13. August 1999 war einer jener Tage, die ganz Sport-Deutschland mit Wehmut erfüllten. Steffi Graf, 22-malige Grand-Slam-Gewinnerin im Tennis und Ikone einer ganzen Generation von Nachwuchsathletinnen, verkündete ihren Abschied vom „Weißen Sport“. Über 15 Jahre hinweg hatten Millionen von Zuschauern gebannt die epischen Duelle der schüchternen Brühlerin mit Gegnerinnen wie Martina Navratilova, Monica Seles oder Martina Hingis verfolgt.

Als Liebling der Massen bescherte die „Gräfin“ den TV-Sendern traumhafte Einschaltquoten und machte aus der früheren Randsportart Tennis ein Massenphänomen. Auch ihre außergewöhnlichen Leistungen waren es, die dem Frauensport an sich zu mehr Anerkennung und medialer Präsenz verhalfen. Von dem Boom, den sie und ihr Weggefährte Boris Becker in Gang setzten, profitieren heute Epigonen wie Angelique Kerber, die derzeitige deutsche Nummer 1.

Die zweimalige Grand-Slam-Gewinnerin will im kommenden Jahr einen weiteren Anlauf auf den Titelgewinn bei den French Open in Paris unternehmen. Dazu muss Kerber allerdings Tennis-Asse wie Serena Williams oder die Rumänin Simona Halep aus dem Weg räumen, die derzeit mit einer Quote von 5 für 1 als Top-Sieganwärterin gehandelt wird.

Wie Graf und Kerber gebührt auch den Biathletinnen Magdalena Neuner und Laura Dahlmeier, dem Beachvolleyball-Duo Laura Ludwig und Kira Walkenhorst und der Fußballerin Brigit Prinz das Verdienst, dass der Chauvinismus vieler männlicher Sportfans nach und nach in der Mottenkiste verschwand.

So interessieren sich nach einer Erhebung des Marktforschungsinstitut Nielsen aus dem letzten Jahr 87 Prozent aller Sportfans auch für Frauensport, wobei sich das Geschlechterverhältnis nahezu die Waage hält. 46 % der Befragten gaben an, sie würden bei entsprechendem Angebot im Free-TV noch mehr Damen-Wettbewerbe verfolgen. Die Studie förderte auch ein interessantes Detail zu Tage: Frauensport wird demnach nicht bloß als sauberer und weniger geldgetrieben empfunden als der der Männer, sondern auch als inspirierender.

Schwere Schieflage trotz steigender Sponsorengelder

Sportverbände und Unternehmen greifen heute tiefer in die Tasche, um die Athletinnen zu würdigen und als Markenbotschafterinnen zu engagieren. So verkündete die FIFA kürzlich, ihr für den Frauenfußball vorgesehenes Budget auf nunmehr 1 Milliarde verdoppeln zu wollen.

Hätten etwa die DFB-Damen bei der diesjährigen WM den Titel geholt, wären sie von Ausrüster Adidas mit einer Rekordprämie von 75.000 Euro pro Kopf belohnt worden. Dieselbe Summe hätten ihre männlichen Kollegen allerdings schon für das Erreichen des Viertelfinales der WM in Russland eingestrichen.

Bis zur Gleichberechtigung ist es also auch im Sport noch ein weiter Weg. Im März dieses Jahres hatten die Fußballerinnen des viermaligen WM-Champions USA ihren eigenen Verband wegen Diskriminierung verklagt. Ihre männlichen – und weitaus weniger erfolgreichen – Kollegen, so monierten sie, würden nicht bloß viel besser bezahlt, sondern hätten auch bessere Reise- und Trainingsbedingungen. Ernüchternd sind auch die Zahlen in Sachen Sportsponsoring, die der Datendienst Statista jetzt präsentierte.

Demnach geben Unternehmen weltweit fast 31 Milliarden Dollar für Sponsoring aus; der weitaus größte Teil davon (12,84 Mrd.) fließt in den Fußball. Allerdings kommen lediglich 7 Prozent der Gesamtausgaben dem Frauensport zugute. Ein Blick auf den aktuellen Forbes Report der bestbezahlten Sportler offenbart: In die Rangliste der 100 Topverdiener, angeführt von den Fußballstars Messi, Ronaldo und Neymar, schaffte es in Gestalt der Tennis-Queen Serena Williams nur eine einzige Frau.

Frappierend dabei: Ihr Kollege und Nummer 5 des Rankings, der Schweizer Roger Federer, kassiert mit 86 Mio. Dollar Werbeeinahmen mehr als dreimal so viel wie die 23-malige Grand-Slam-Siegerin ($ 25 Mio.).