Erste Frau im Vorstand

Der Aufsichtsrat der Allianz SE hat Helga Jung zum 1. Januar 2012 in den Vorstand berufen. Dort wird sie die Verantwortung für das Versicherungsgeschäft in Spanien, Portugal und Lateinamerika sowie für Strategische Beteiligungen, Fusionen und Akquisitionen sowie Recht und Compliance übernehmen.

Es klingt wie eine nüchterne Meldung, und doch markiert sie eine Zäsur: Erstmals in der 121-jährigen Geschichte der Allianz zieht mit Helga Jung eine Frau in die Vorstandsetage der Konzernholding ein. Geplant, sagt Jung, habe sie diesen Aufstieg nicht. Karriereplaner seien ihr ein Gräuel.

„Mir war immer wichtig, meine Arbeit so gut zu machen, wie es in meinen Kräften steht“, umschreibt sie ihr Credo. „Und ich habe immer versucht, Vertrauen in die eigene Meinung zu entwickeln. Man sollte sich in seiner Meinungsfindung nicht danach richten, was der Chef denken oder als Ergebnis erwarten könnte.“

Als Leiterin des Fachbereichs Group Mergers & Acquisitions hat die gebürtige Allgäuerin in den letzten zehn Jahren alle großen Transaktionen der Allianz begleitet und die Neustrukturierung der Gruppe maßgeblich mitgeprägt. Die Verschmelzung der italienischen RAS auf die Allianz ebenso wie der Minderheitenauskauf bei der französischen AGF, die Umwandlung der Allianz zur einer Europäischen Aktiengesellschaft (Societas Europaea) ebenso wie Kauf und Verkauf der Dresdner Bank.

„Neben Zahlen und Fakten sind bei solchen Transaktionen auch Menschenkenntnis und psychologisches Einfühlungsvermögen gefragt“, sagt Jung. „Man muss sich jedes Mal neu einstellen und sich überlegen, welche konkreten Ziele der Verhandlungspartner verfolgt. Danach richtet sich die eigene Strategie.“

Die ging bei ihr meist auf. Ihr Fachwissen und ihr Verhandlungsgeschick haben Jung über die Grenzen der Allianz hinaus Respekt und Anerkennung eingetragen. Dennoch ist sich die promovierte Betriebswirtschaftlerin darüber im Klaren, dass ihre jetzige Beförderung wohl von manchen als bloßer Tribut an den Zeitgeist gewertet wird. „Damit muss man rechnen“, sagt Jung in unüberhörbarem Allgäuer Dialekt. „Aber das ist mir eigentlich wurscht.“

Dass sie jetzt im Mittelpunkt eines historischen Ereignisses steht, ganz wohl fühlt sie sich bei diesem Gedanken nicht. Aus dem Gleichgewicht bringen lässt sich die Finanzexpertin, Jahrgang 1961, unverheiratet, davon aber auch nicht. Da hat sie schon ganz andere Situationen gemeistert. Ablenkung von der Arbeit sucht Jung, so oft es ihre Zeit erlaubt, in der freien Natur. Für den Ausgleich zwischendurch stehen daheim Cello und Klavier bereit.

Diese Aussagen stehen, wie immer, unter unserem Vorbehalt bei Zukunftsaussagen, der Ihnen oben rechts zur Verfügung gestellt wird.

Quelle Allianz Unternehmensnews