Baby auf Regierungsbank?

Endlich. Kristina Schröder, die jüngste Bundesministerin, wird Mutter. Dazu zunächst einmal Glückwunsch und alles Gute für Mutter und Kind verbunden mit der Hoffnung, dass der ganze Pressewirbel nicht die Vorfreude verdirbt. Denn ihrem ersten Kind eilt schon jetzt der Ruhm als erstes Baby einer amtierenden Bundesministerin voraus. Daher ist es wahrscheinlich nur noch eine Frage der Zeit, bis die ersten Ultraschallaufnahmen durch den Pressewald rauschen.

Schon jetzt häufen sich die Fragen: Wird Kristina Schröder Elternzeit nehmen? Oder wird sie Teilzeit-Chefin von rund 600 MitarbeiterInnen. Mit Wickeltisch im Arbeitszimmer und Buggy im Parlament? Und wie wird sich ihr Ehemann Ole Schröder in die Vaterrolle einfügen? Mit Elternzeit? Oder mit Teilzeit? Werden die beiden Vorbild für eine partnerschaftliche Aufgabenverteilung? Welche Konsequenzen wird es in ihrer Familienpolitik geben? Bringt ihre Schwangerschaft Wählerstimmen? Muss sich Andrea Nahles mit ihrem Baby jetzt in die zweite Reihe stellen?

Für die Medien gibt es dies und mehr zu recherchieren. Warum fragt eigentlich niemand, ob Kristina Schröder vielleicht ihren Ministerposten ihrer Mutterrolle zuliebe opfert? Schließlich gilt sie als konservativ. Das würde moderne Familienpolitik konterkarrieren und wäre damit ein schlechtes Signal, meint die ZEIT und empfiehlt, das von der Ministerin vorgeschlagene 35-Stunden-Modell zur Vereinbarkeit von Karriere und Kind, selbst vorzuleben. Die Frage Mutterrolle oder Karriere steht offensichtlich nicht zur Debatte. Die Neue Osnabrücker Zeitung weiß, dass die Ministerin sechs Wochen vor der Geburt und acht Wochen danach Babypause machen will. Andrea Nahles mache es ganauso.

Aber von wegen konservativ. Vor genau einem Jahr berichtete die Süddeutsche Zeitung: Die neue Familienministerin Kristina Köhler will die Vätermonate beim Elterngeld verlängern. Nicht mehr zwei, sondern vier Monate sollen dem Partner vorbehalten bleiben, schlägt sie vor. Der Plan ist wieder in der Versenkung verschwunden. Wahrscheinlich scheiterte es an den zu hohen Kosten.

Dass auch Ministerinnen mit Babybauch ihren „Mann“ stehen, hat in Spanien bereits die Verteidigungsministerin unter Beweis gestellt. Carme Chacon nahm 2008 hochschwanger eine Parade ab – ganz demonstrativ in weißer Umstandsbluse. Die Justizministerin Frankreichs bekam 2009 mit 43 ihr erstes Kind. Sie nahm nur fünf Tage Babypause. Das muss allerdings für Kristina Schröder kein Vorbild sein. Schließlich sollen Mütter, die sich für Elternzeit entscheiden, moralisch und gesellschaftlich nicht schlechter gestellt werden. Auf jeden Fall werden die nächsten Monate nicht gerade einfacher für die Familienministerin!