Chefärztin in Teilzeit?

„Klinikum holt 250.000-Euro-Chefarzt in Teilzeit“, heißt es in der Sächsischen Zeitung am 16.10.2010. Unsere Frage nach einer Chefärztin in Teilzeit ist also doch nicht so abwegig. Insbesondere auch angesichts eines im Gesundheitswesen erwarteten dramatischen Ärztemangels und der Tatsache, dass es inzwischen mehr Medizin-Studentinnen als -Studenten gibt. Career-Women.org möchte gern Ihre Meinung dazu wissen.

Laut Medica.de sind heute 70 Prozent aller Studienanfänger und 60 Prozent aller Berufseinsteiger mit Fachrichtung Medizin in Deutschland weiblich. Für den Rückzug der Männer werden zwei Gründe vermutet. Erstens: Für Männer scheint der Medizinberuf nicht mehr die Attraktivität zu haben wie in der Vergangenheit, weil die Einkommen sinken und die Kosteneindämmung im Gesundheitssystem weitere Einschnitte bei der ärztlichen Versorgung nach sich ziehen wird. Zweitens: Der Anteil der männlichen Medizinstudenten sinkt, weil die Frauen die besseren Abiturnoten haben.

Mit der Teilzeitstelle kommt der Karriereknick

Wie dem auch sei, insgesamt gibt es heute schon eine Vielzahl an Krankenhausstellen, die in Teil- oder Vollzeit ausgeschrieben werden. Die Oberärztin oder Chefärztin in Teilzeit wird trotzdem noch weiterhin die Ausnahme bleiben. Denn Teilzeit hat auch eine ganze Menge Nachteile, so die Präsidentin des Deutschen Ärztinnenbunds e.V., Dr. Regine Rapp-Engels. Eine Weiterbildung zur Fachärztin in Teilzeit sei langwierig. Hinzu komme, dass ein Teilzeitjob eher belächelt wird. So heißt es denn auch für die meisten Frauen: Mit der Teilzeitstelle kommt der Karriereknick. Eine befristete Teilzeit nach der Babypause sollte trotzdem möglich sein, so Rapp-Engels. Wichtiger seien aber mehr Kinderbetreuungsmöglichkeiten und flexible Arbeitszeiten, damit Frau, so sie denn will, Beruf und Familie besser vereinbaren kann.

Fachkräftepotenzial von Frauen besser nutzen

Bereits 2020 werden in Deutschland 56.000 Ärzte fehlen sowie 140.000 Pflege- und andere nicht-ärztliche Fachkräfte. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Darmstädter Wirtschaftsforschungs-Instituts (WifOR) im Auftrag von PwC. Um dem Fachkräftemangel vorzubeugen, seien, so PwC, effizientere Strukturen bspw. durch bessere Verzahnung von stationärer und ambulanter Versorgung sowie attraktivere Arbeitsbedingungen erforderlich. „Neben dem Anwerben von ausländischen Fachkräften kann kurzfristig nur eine weitere Erhöhung der Frauenerwerbstätigkeit dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Dazu müssen flexible Arbeitszeitmodelle eingeführt und eine verbesserte Kinderbetreuung angeboten werden“, so Dennis Ostwald, Arbeitsmarktexperte bei WifOR.