Vize-Präsidentin mit Krisen-Erfahrung

Vor zweieinhalb Jahren machten wir mit Sabine Lautenschläger, damals BaFin-Exekutivdirektorin der Bankenaufsicht, ein Interview. Die Finanzkrise made in USA war noch nicht ausgestanden. Voriges Jahr avancierte die Juristin zur Vize-Präsidentin der Deutschen Bundesbank just in einer Zeit, in der die Staatsschuldenkrise die Euro-Währungsunion spaltet und das Vertrauen in die Finanzsysteme verloren gegangen ist.

„Mein Aufgabenspektrum hat sich durch meinen Wechsel zur Deutschen Bundesbank erweitert“, erklärt Sabine Lautenschläger ihre neue Funktion als Vize-Präsidentin gegenüber career-women.org. Geblieben ist die Bankenaufsicht, in der sie seit vielen Jahren sehr engagiert und erfolgreich tätig ist. „Der Einstieg war leicht, nicht nur weil ich den Verantwortungsbereich, den die Bundesbank in der Bankenaufsicht übernimmt, und alle national und international wichtigen Themen kenne, sondern auch weil ich bereits als BaFin-Mitarbeiterin mit vielen Kollegen in der Bundesbank zusammen gearbeitet habe“, fügt sie hinzu.

 Als neue Aufgabe hat Sabine Lautenschläger die Verantwortung für die Revision in der Bundesbank übernommen. „Und schließlich nimmt auch die Geldpolitik einen wichtigen Teil meiner Arbeit ein.“ Offensichtlich nicht nur auf nationaler Ebene. Als Vize-Präsidentin nimmt sie zusammen mit ihrem Chef, Dr. Jens Weidmann, Präsident der Deutschen Bundesbank und Mitglied des EZB-Rats, an den zweiwöchentlichen Sitzungen teil. Der EZB-Rat ist das oberste Beschlussorgan der Europäischen Zentralbank. Das Gremium legt die Geldpolitik des Eurogebiets fest.

 Stichwort Geldpolitik. Die diversen Rettungsfonds zur Absicherung von Staats-Anleihen und zur Auszahlung von Krediten an staatsverschuldete EU-Länder erreichen inzwischen fast die Billion. Ein Ende ist nicht abzusehen. In Bad Banks bunkern Banken hochriskante Anlagen, für die der Bürger die Haftung übernimmt. Außerdem stellte die EZB den Banken Milliarden zu Minimalzinsen zur Verfügung, mit denen wiederum neue Risiken eingegangen werden könnten. Der Staat bzw. die EZB wirds schon richten – letztendlich zu Lasten der Bürger.

Kein Wunder, dass das Vertrauen in die Finanzsysteme auf breiter Basis verloren gegangen ist. Für Sabine Lautenschläger stellt das eine prekäre Situation dar. In ihrer Rede beim Neujahrsempfang der Bundesbank-Hauptverwaltung in Hamburg betont sie: „Die Staatsschuldenkrise wird sich nicht bewältigen lassen, ohne dass das verlorengegangene Vertrauen wieder hergestellt wird. Denn Vertrauen ist Grundvoraussetzung für einen störungsfreien Interbankenmarkt und für die Finanzierung von Staaten und Banken zu adäquaten Preisen.“

Wie fühlt man sich als einzige Frau im Männerclub der Deutschen Bundesbank? Sabine Lautenschläger: „Sollte ich mich da anders fühlen? Ich habe eine ausgesprochen interessante Arbeit. Im Übrigen bin ich vor allem bei meiner Arbeit in internationalen Gremien bei weitem nicht die einzige Frau an den Konferenztischen. Von Männerclub kann in der Banken- und Finanzaufsicht schon lange keine Rede mehr sein, denken Sie nur an Elke König, die neue Chefin der BaFin.“