Erwerbstätigkeit der Partnerin entscheidend

Laut einer neuen Studie des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI) hängt die Inanspruchnahme von Elternzeit durch Väter stark von der Erwerbstätigkeit der Partnerin und der Sicherheit des Arbeitsplatzes beider Partner ab.

Die Ergebnisse der Studie „Who Cares? Determinants of the Fathers‘ Use of Parental Leave in Germany“ zeigen, dass die Entscheidung der Väter, die Elternzeit in Anspruch zu nehmen, auffallend stark von Erwerbsstatus und Einkommen der Partnerin abhängt. Ist die Partnerin Vollzeit erwerbstätig, erhöht sich die Chance, dass der Vater in Elternzeit geht, um etwa 150 Prozent im Vergleich zu einem Paar, bei dem die Partnerin nicht erwerbstätig ist. Bei zwei erwerbstätigen Partnern erhöht sich die Chance der Elternzeit-Inanspruchnahme des Vaters ebenfalls um etwa 150 Prozent, wenn die Partnerin das höhere Nettoeinkommen bezieht.

Außerdem stellt die Sicherheit der Arbeitsplätze beider Elternteile wichtige Faktoren der Inanspruchnahme der Elternzeit durch Väter dar. Das zeigen die Ergebnisse bezüglich des Arbeitsvertrages, des Sektors (öffentlich oder privatwirtschaftlich), der Firmengröße und der Position im Unternehmen. So erhöht sich die Chance der Elternzeit-Inanspruchnahme bei als erwerbstätig geltenden Vätern um mehr als 50 Prozent, wenn das Arbeitsverhältnis des Vaters unbefristet ist, er eine Führungsposition inne hat oder in einem großen Unternehmen tätig ist. In Doppelverdienerfamilien ist die Chance in den Kategorien Arbeitsvertrag und Arbeitsmarktsektor am höchsten, wenn beide Elternteile über einen unbefristeten Vertrag verfügen oder im öffentlichen Dienst tätig sind. Sie ist in Doppelverdienerfamilien auch besonders hoch, wenn nur die Frau oder beide Partner eine Führungsposition innehaben.

Nora Reich, Autorin der Studie und Wissenschaftlerin am HWWI, kommentiert die Ergebnisse: „Die Bedingungen einer familienbedingten Auszeit von Vätern sollten vor allem in der Privatwirtschaft verbessert werden. Auch eine stärkere Beteiligung von (potenziellen) Müttern am Arbeitsmarkt und damit eine Erhöhung ihrer Einkommen sollte gefördert werden. Überdies wäre zu prüfen, ob eine Änderung der Besteuerung von Ehepaaren die Elternzeit-Inanspruchnahme von Vätern positiv beeinflussen würde. Denn die Ergebnisse der Studie lassen einen Zusammenhang über den Effekt auf die Nettoeinkommensdifferenz vermuten.“

In der Studie wurden Daten des Mikrozensus 2007 für drei Gruppen von Vätern geschätzt. Die Stichprobe für das erste Modell umfasst alle Männer mit Kindern im Alter von unter einem Jahr in der Familie, die mit einer Ehe- oder Lebenspartnerin in einem Haushalt leben und zwischen 22 und 54 Jahre alt sind. Damit werden die Einflussfaktoren der Elternzeit-Inanspruchnahme von Vätern unabhängig von ihrem Erwerbsstatus geschätzt. Das zweite Modell beschränkt sich zusätzlich auf Väter, die einer Erwerbstätigkeit nachgehen beziehungsweise aufgrund einer Elternzeit die Erwerbstätigkeit unterbrechen. Das erlaubt eine Analyse von arbeitsplatzbezogenen Merkmalen der Väter. Das dritte Modell enthält Väter in Doppelverdienerfamilien, sodass der Einfluss von Arbeitsplatz-Merkmalen beider Elternteile analysiert werden kann.

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