Schneewittchen und der Frauen-Karriere-Index

Der FKi von Kristina Schröder’s Ministerium bewertet unsere 30 DAX-Unternehmen im Rahmen der Flexi-Quote nach Leistung, Dynamik und Ambition. Schön. Ergebnis ist ein Ranking, dessen Berechnung allerdings viele Fragen offen lässt. Kann es sein, dass die Familienministerin, nachdem sie in einem kürzlichen Spiegel-Interview Grimm’s Märchen als sexistisch bezeichnet und sich für die Option von der/die/das Gott ausspricht, ihre eigenen Märchen schreibt?

Rankings erfreuen sich nicht nur bei Börsianern großer Beliebtheit. Längst gelten sie als beliebtes Marketing-Instrument, das sich je nach Zielsetzung prima manipulieren lässt.  Bei Grimm’s  Märchen von Schneewittchen mit der verhängnisvollen Frage „Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?“ spielen frevelhafte Beweggründe eine Rolle, die ich keinem unterstellen möchte. Aber die Wahl der Ausgangsdaten für die Berechnung eines Indexes ist bekannterweise ausschlaggebend für das Ergebnis.

Grundlage des FKi-Rankings sind die Angaben der DAX 30-Unternehmen laut Statusbericht „Frauen in Führungspositionen“ vom Juni 2012. „Die hier genannten Ziele der Unternehmen sind auf Basis der derzeit bestehenden Konzern- und Belegschaftsstruktur erhoben worden“, heißt es im Statusbericht. Wer den Statusbericht erstellt hat, bleibt ein Geheimnis.  Das Ministerium oder die Unternehmen? Und welche Führungspositionen werden mit Relation zu welchen bundesweiten Zahlen verglichen? Fragen über Fragen.

In einem Blog des BMFSFJ zur Flexi-Quote heißt es: „Um die unterschiedlichen Unternehmen zu vergleichen, braucht es einen fairen Beurteilungsmaßstab. Deshalb hat das Bundesfamilienministerium von einem Team aus Wissenschaftlern einen unabhängigen und objektiven Frauen-Karriere-Index entwickeln lassen, der Klarheit darüber schafft, wo Frauen faire Chancen haben und wo nicht.“ 

Laut FKi-Ranking haben Frauen die fairsten Chancen beim Chemiekonzern Henkel. In einem Interview der Wirtschaftswoche mit Simone Bagel-Trah  wehrt sich die Aufsichtsratsvorsitzende – im Schulterschluss mit Vorstandschef Rorsted – gegen eine Frauenquote: „Ich finde das Ziel, mehr Führungspositionen mit Frauen zu besetzen, genau richtig. Vielfalt macht ein Unternehmen stärker und wettbewerbsfähiger. Ich finde aber den Weg dahin mit starren, vorgegebenen Quoten falsch. Ein Unternehmen kann durch die Gestaltung der Rahmenbedingungen und durch Vorbilder die Ziele auch ohne starre Vorgabe erreichen. Jedes Unternehmen sollte für sich Ziele festlegen – so wie wir das auch getan haben – und sich daran messen lassen.“ Dagegen ist nichts einzuwenden.

Als Ziel für Henkel nennt Bagel-Trah die Steigerung des Frauenanteils im Management um jährlich ein bis zwei Prozentpunkte. Aber wie sich dieser Zielkorridor in eine Berechnungsformel gemäß FKi-Konzept einbauen lässt, bleibt mir unerschlossen. Übrigens rangiert das DAX-Unternehmen beim Women-on-Board-Index II von FiDAR, in dem die Anteilseignerseite bei Aufsichtsrat und Vorstand zugrunde gelegt wird, auf Platz 3. Den ersten Platz nimmt die Telekom ein, gefolgt von der Lufthansa. Legt man alle 160 Dax-Unternehmen gemäß WoB zugrunde, landet Henkel sogar auf dem 17. Platz.

Die Frage bleibt: Wo sind denn nun die fairen Chancen am größten?