Fem@le Leadership in der IT

Zwei Staatsfrauen, Bundeskanzlerin Angela Merkel und die brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff, eröffneten dieses Jahr die weltweit größte IT-Messe CeBIT. So viel Frauenpower bei den „Keynotes“ war noch nie. Trotzdem kann das nicht darüber hinwegtäuschen, dass Frauen mit Spitzen-Positionen in der IT-Branche immer noch rar sind. Aber es gibt einige, wie der Fem@le Leadership Summit des BITKOM e.V. auf der CeBIT zeigte.

Und sonst? Das Standpersonal auf der CEBIT war wie immer unübersehbar weiblich in den Servicefunktionen. Die Besucher unübersehbar grau-blau-melierte Hosenträger. Für BITKOM, dem Hightech-Verband der IT-Branche, Grund genug, dem Missverhältnis von Frauen und Männern in der IT-Branche auf dem Fem@le Leadership Summit nachzugehen.

Die Zahl der Summit-Besucher hielt sich in Grenzen. Das verwundert in einer männlich dominierten Branche nicht. Bestes Beispiel ist die Struktur des Verbands: Im 16-köpfigen Präsidium des Verbands ist Martina Koederitz, Vorsitzende der Geschäftsführung IBM Deutschland GmbH, die einzige Frau. Im Hauptvorstand, etwas weniger als 100 Mitglieder, sind es gerade mal drei. Aber das soll sich ändern. Der BITKOM arbeitet derzeit an einem Programm, um mehr Frauen für die ITK-Branche zu gewinnen. Für die Erarbeitung der konkreten Maßnahmen wurde ein Fachausschuss „Frauen in der ITK-Wirtschaft“  eingesetzt. Dabei geht es laut Verband um zwei Schwerpunkte: Unterstützung der Mitgliedsunternehmen bei der Umsetzung von Initiativen und Best-Practice-Austausch und zweitens dazu beitragen, das Image der ITK-Branche zu verbessern.

Die Vorbild-Rolle könnte schon mal der BITKOM übernehmen!

 Im Panel des Fem@le Leadership Summit diskutierten: Natalya Kasperski, CEO Info Watch – Barbara Wittmann, Geschäftsführerin Dell Deutschland – Jaimi Cyrus, Geschäftsführerin Hewlett-Packard GmbH – Dr. Christine Haupt, Mitglied der Geschäftsleitung Computacenter AG & Co. oHG – Vera Meyer, Executive Vice President, Global Supply Chain, Siemens Deutschland. Angesichts der andauernden Auseinandersetzung um die gesetzliche Frauenquote, war es naheliegend, das Pro und Contra aus Sicht der Unternehmen abzufragen.

 Fem@le Leadership Summit – Selection of best panel-statements

 Natalya Kasperski, studierte in Russland angewandte Mathematik, 4 Kinder, ist Mitbegründerin von Kapersky Lab. Sie lehne die Frauenquote ab, sagte sie in ihrer Keynote, und fragte: Warum gibt es keine Frauenquoten in der Marine, im Basketball, beim Stierkampf, bei Schach-Turnieren oder im Tischtennis? Oder Männerquoten bei Pflegeberufen oder Geburtshelfern?

 Barbara Wittmann  studierte Slawistik an der LMU München und absolvierte ein MBA (Master of Business Administration)-Studium an der „University of Texas“ in Austin/USA. Sie ist glückliche Mutter eines achtjährigen Sohns trotz 60-Stunden-Woche und vieler Dienstreisen. In ihrer Keynote appellierte sie an die IT-Unternehmen, mehr Kreativität bei der Suche nach Mitarbeitern walten zu lassen. Man könne schließlich auch als Geisteswissenschaftlerin in der IT Karriere machen, was sie unter Beweis gestellt habe. „Kapitalmarkt und Shareholder legen großen Wert auf Gender Diversity“, unterstrich sie als wirtschaftliche Notwendigkeit in globalen Märkten. Schließlich seien 50 Prozent aller Konsumenten von Computern, Smartphones, etc.  Frauen.

 Vera Meyer, startete ihre Karriere bei Siemens mit einer Ausbildung zur Industriekauffrau. Von der Frauenquote hält sie nichts. In einem globalen Unternehmen wirft das mehr Fragen auf, als dass es dem Unternehmen nutzen würde. „Unsere Aufgabe als Top-Führungskräfte muss sein, alles zu tun, um Frauen in Führungsaufgaben zu akzeptieren“. Bei Siemens habe man mit Geschlechter spezifischen Seminaren begonnen, um das Thema Frauen und Führung zu enttabuisieren. In den anderen Ländern sei das überhaupt kein Thema.

 Jaimi Cyrus hat die Erfahrung gemacht, dass Frauen emotionaler entscheiden, was schließlich nicht von Nachteil sei. Aber die Frage sei, wie wir die IT emotionaler machen können. Es gebe schließlich spannende Aufgaben. Und wie erreicht man Frauen? „Bei HP fangen wir in Schulen und Hochschulen an, Mädchen und Studentinnen für die IT zu begeistern. Unser duales Programm nutzen rund 450 Studenten mit einem Frauenanteil von 40 Prozent.“

 Dr. Christine Haupt weiss von vielen Unternehmen, dass sie Maßnahmen getroffen haben. Wichtig sei, dass man sich Ziele setzt, die von der Unternehmensspitze voll mitgetragen werden. Die Frage sei auch, wie man den Prozess beschleunigen kann. Eine Frauenquote brauche man nicht, denn „allein die Diskussion um die Frauenquote hat schon eine spürbare Veränderung herbeigeführt.“

 

Insgesamt standen alle Podiumsteilnehmerinnen der gesetzlichen Frauenquote eher abneigend gegenüber. Einig war man sich, dass noch mehr getan werden muss, um die Zahl der Frauen in Führungspositionen zu erhöhen. Man müsse aber auch lernen, andere Lebensentwürfe zu akzeptieren, was in keinem Land so schwierig ist wie in Deutschland, so Barbara Wittmann.