20 Prozent aller Topführungspositionen mit Frauen besetzt

In der „U30“-Generation sind die weiblichen Topführungskräfte mit 37 Prozent vertreten – Abschied vom Gründer an der Spitze: Zwei Drittel der Topführungskräfte im Mittelstand führen im Team, die Hälfte ist angestellt, ein Drittel ist unter 45 Jahre alt – Drei Viertel der Führungskräfte schätzen ihre Mitarbeiter nicht richtig ein; fast die Hälfte der Befragten konzentriert sich zu sehr auf das Kerngeschäft und vernachlässigt die Führung

Im Gegensatz zu den Dax-Konzernen sind 20 Prozent aller Topführungspositionen in mittelständischen Firmen ab 2,5 Mio. Euro Jahresumsatz mit Frauen besetzt. Selbst im großen Mittelstand mit über 100 Mio. Euro Jahresumsatz liegt der Anteil weiblicher Führungskräfte bei 18 Prozent. Zu diesem Ergebnis kommt die zehnte Studie der Initiative „UnternehmerPerspektiven“ „Frauen und Männer an der Spitze – so führt der deutsche Mittelstand“, die die Spitzenkräfte selbst, ihr Führungsverständnis sowie Führung und Motivation im Geschäftsalltag in den Fokus rückt. „Hinsichtlich Fachkräftemangel und demografischer Entwicklung macht der Mittelstand in der Führung schon jetzt einen besseren Job als die Großunternehmen“, kommentiert Markus Beumer, Mitglied des Vorstands der Commerzbank, diese Entwicklung.

Mit 37 Prozent seien die Frauen besonders stark unter den Nachwuchsführungskräften unter 30 vertreten. „Wenn es den Firmen gelingt, den gut ausgebildeten Frauen während und nach der Familienzeit Perspektiven zu bieten, kann die Frauenquote im Mittelstand noch weiter steigen“, so Beumer weiter. Dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf hier ein wichtiger Faktor ist, sehen viele Unternehmen und wollen daran arbeiten. Gesonderte Aktivitäten für den Führungsnachwuchs und gezielte Maßnahmen, um die Frauen im Unternehmen zu fördern, stehen dagegen seltener auf der Agenda.

Nachholbedarf in den Chefetagen technischer Schlüsselindustrien: Maschinenbau mit 14 Prozent Frauenanteil Schlusslicht

In der Regel sind die weiblichen Geschäftsführer angestellt. Aber auch die Zahl der Frauen unter den Alleingeschäftsführern und Eigentümern liegt mit 15 Prozent auf einem hohen Niveau. Im Tagesgeschäft verantworten die Frauen nicht nur das Personalwesen (85 Prozent), sondern häufig auch andere zentrale Aufgabenfelder wie Controlling (72 Prozent) oder Finanzen (71 Prozent). Vertrieb (37 Prozent) und technische Bereiche wie Entwicklung (15 Prozent) und Produktion (8 Prozent) sind dagegen nach wie vor von Männern geprägt. Der Blick auf die Branchen zeigt ein ähnliches Bild. Deutlicher Nachholbedarf herrscht in technischen Zukunftsbranchen wie Logistik, Maschinenbau und der chemisch-pharmazeutischen Industrie. Eine Frauendomäne ist noch immer das Gesundheitswesen.

Führungsstrukturen im Wandel – Gründer und Alleingeschäftsführer werden selten

Das Bild des patriarchalischen Unternehmers und Gründers, der allein die Geschäfte führt, ist passé. Jede zweite Führungskraft im Mittelstand ist angestellter Manager ohne eigene Unternehmensanteile. Zudem führen zwei Drittel aller Führungskräfte im Team, über ein Drittel ist jünger als 45 Jahre. Nur 15 Prozent der Chefs im Mittelstand sind Alleineigentümer, entsprechen also dem in der Öffentlichkeit häufig noch vorherrschenden Bild des Unternehmers. Danach hat in den Chefetagen der mittelständischen Wirtschaft nicht nur mit Blick auf die Frauenquote die Diversity, zu Deutsch Vielfalt, Einzug gehalten. Allein Vielfalt in Hinblick auf die Herkunft bleibt die Ausnahme: Nur 4 Prozent der Führungskräfte stammen selbst oder in zweiter Generation aus dem Ausland.

Mittelständisches Selbstbild: Spagat zwischen Motivator und Pragmatiker

Als Motivator halten sich 79 Prozent aller Führungskräfte für unverzichtbar. Andererseits ordnen sie sich einen Führungsstil zu, der dieser Rolle als Motor und „Leader“ des Unternehmens nicht zu 100 Prozent entspricht: 81 Prozent der mittelständischen Führungskräfte schätzen ihren Führungsstil als sachlich, 79 Prozent als teamorientiert und 75 Prozent als pragmatisch ein. Visionäre bleiben mit 25 Prozent und Charismatiker mit 19 Prozent die Ausnahme. Dabei sind Charisma und visionärer Weitblick in der Führung motivierend und Erfolg versprechend. Das zeigen die Geschäftsführer wirtschaftlich besonders erfolgreicher Firmen.

Ständige Ansprechbarkeit wird von den Befragten als die ideale und weithin praktizierte Form der Mitarbeiterkommunikation angesehen. Je 97 Prozent der Geschäftsführer befürworten eine Politik der offenen Tür und informelle Gespräche auf dem Flur. 87 Prozent setzen auf ständige Erreichbarkeit per E-Mail und Telefon – für die Kommunikation mit den Mitarbeitern an der Basis. Jedoch zeigt sich auch, dass nicht mehr, sondern klarer kommuniziert werden muss. 74 Prozent der Führungskräfte äußern die Einsicht, Mitarbeiter gelegentlich sowohl zu über- als auch zu unterschätzen. 46 Prozent sind nicht eindeutig genug in ihren Anweisungen. „Führung ist für sich betrachtet eine Managementaufgabe, die sehr stark mit Kommunikation verbunden ist und im Geschäftsalltag leicht ins Hintertreffen geraten kann. Dabei ist Kommunikation auch ein Erfolgsfaktor der Führung – ganz unabhängig von Größe oder Branche“, so Markus Beumer zu diesem Ergebnis. Defizite werden auch in der Personalführung ausgemacht: 88 Prozent der Unternehmen setzen zwar auf regelmäßige Mitarbeitergespräche, aber nur 47 beziehungsweise 40 Prozent führen Mitarbeiter- oder Führungskräftebewertungen durch. Unternehmen mit besonders guter Ertragslage nutzen solche Führungsinstrumente konsequenter.

Die Initiative „UnternehmerPerspektiven“ und die Studien

„UnternehmerPerspektiven“ ist eine Initiative der Commerzbank. Ihr Ziel ist es, ein Forum für Themen zu etablieren, die mittelständische Unternehmen in Deutschland bewegen und ihnen Gehör zu verschaffen. Grundlage sind repräsentative Umfragen bei 4.000 mittelständischen Unternehmen in Deutschland. Die Studienergebnisse werden mit Vertretern aus Wirtschaft, Verbänden, Politik und Wissenschaft – auch auf öffentlichen Podien – diskutiert, um gegenseitiges Verständnis zu schaffen und tragfähige Lösungsansätze für die Herausforderungen des Mittelstands zu entwickeln.

Die vollständige Studie sowie weitere Informationen zur Initiative finden Sie unter www.unternehmerperspektiven.de.

Bitte beachten Sie auch die neue Internetseite des Managements der Mittelstandsbank auf www.msb-management.commerzbank.de.