Eine Frauenquote nur für Aufsichtsräte greift zu kurz

Vor einem Jahr am 6.3.2015 hat der Bundestag die Frauenquote von 30 Prozent in Aufsichtsräten von großen Unternehmen verabschiedet. Das Gesetz ist seit 1.1.2016 in Kraft. Ein Kommentar von Prof. Dr. Marion Festing, Rektorin des Berliner Campus der ESCP Europe und Inhaberin des Lehrstuhls für Personalmanagement und interkulturelle Führung.

„Die Frauenquote in Aufsichtsräten betrifft gerade mal 102 Unternehmen in Deutschland. Dennoch ist sie ein richtiger Schritt mit Signalwirkung. Um der Dominanz von Männern in der Führungsetage wirklich etwas entgegenzusetzen, reicht die Frauenquote allein für Aufsichträte bei weitem nicht aus“, so Prof. Dr. Marion Festing. „Andererseits stehen Unternehmen vor der Herausforderung, diese Quote zu erfüllen, gerade wenn sie nicht frühzeitig beginnen, Frauen gezielt für Führungspositionen in Aufsichtsräten zu fördern und in ihrer Karriere zu unterstützen. Es geht darum einen Wandel der Unternehmenskultur zu erreichen: In Deutschland herrscht immer noch mangelnde Chancengleichheit bei der Karriere von Frauen und Männern. Das Problem ist ein Unterbewusstes: gleich und gleich gesellt sich gern. Bei Auswahlprozessen für die Besetzung von Stellen und eben auch von Führungspositionen ist die Gefahr groß, dass dies auf Basis sozialer Ähnlichkeit geschieht. Nachdem die Entscheiderebene vielfach männlich geprägt ist, werden unbewusst weibliche Talente bei gleicher Qualifikation benachteiligt“, erläutert Festing. Darum fordert sie: „Die Frauenquote muss schon beim Karriereeinstieg greifen, sich durch alle Karriereebenen ziehen und darf insbesondere bei Weiterbildungsmaßnahmen nicht vergessen werden.“

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http://www.escpeurope.eu/de – Webseite der ESCP Europe in Berlin