Die ach-so-armen-benachteiligten-bemitleidenswerten Geschöpfe

Sorry Bernd H., dass ich dieses Kaskaden-Wort aus dem Handelsblatt-Kommentar zum Für und Wider von Frauenquoten geklaut habe. Hier nochmal die ganze Tirade: „Sie glauben doch nicht im Ernst, dass wir jungen Männer uns von der Politik weiterhin für dumm verkaufen lassen und ständig zurückstecken für die ach-so-armen-benachteiligten-bemitleidenswerten weiblichen Geschöpfe, die man das ganze Leben in Watte packen muss, die nichts leisten müssen und jetzt auch noch Führungspositionen geschenkt bekommen sollen.“ In welchem Wolkenkuckucksheim leben Sie eigentlich?

Ist an Bernd H. wirklich vorbei gegangen, dass inzwischen von den Hochschulen hochqualifizierte Frauen mit Topabschlüssen kommen? Geschenkt? Wohl kaum. Und diese Frauen stellen sich dem Leistungsprinzip genau so wie Männer. Ich finde gut, dass er mit seinem Unternehmen in das außereuropäische Ausland auswandern will. Männer, die rein gar nichts verstanden haben, brauchen wir hier nicht.

Interessant an der Handelsblatt-Leserdebatte war, dass viele Männer daran teilgenommen haben. Offensichtlich hat Familienministerin Kristina Schröder mit ihrer angedrohten Frauenquote, wenn die Unternehmen nicht von sich aus aktiv werden, die männliche Offensive herausgekitzelt. Uneingeschränkt positiv äußerte sich Wolfgang B.: „Ich besitze drei GmbHs, alle werden von Frauen geführt, und zwar spitzenmäßig.“ Viele Frauen sehen die Quote kritisch – gut so. Christiane H. glaubt beispielsweise, dass gezielte Förderpläne in den Unternehmen den Frauen besser helfen könnten, den beruflichen Aufstieg zu meistern. Da sich die Wirtschaft schon aus vielen anderen Gründen etwas einfallen muss, wird es bald auch mehr geeignete Personalentwicklungsprogramme, die das Thema Familienplanung berücksichtigen, geben. Sie sehen mich ganz optimistisch. Und für Männer, die sich schon jetzt diskriminiert sehen, gibt es ja auch noch das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG). Aber Vorsicht. Bei einer gesetzlich geregelten Frauenquote wird es schwieriger mit dem AGG.