„Gute Frauen sind genauso schwer zu finden wie gute Männer“

Der Markt an guten Frauen sei leergefegt, behaupten die einen. Die anderen glauben an die gläserne Decke, die verhindert, dass Frauen in Führungspositionen kommen. Und dann gibt es noch das Damoklesschwert der gesetzlichen Frauenquote. Die Realität sieht anders aus, so Dr. Alexander Leschinsky, Partner Kienbaum Executive Consultants in Hannover.

Career-Women: Gibt es in den Unternehmen ein spürbares Umdenken in punkto Besetzung von Führungspositionen mit Frauen?

Leschinsky: Spürbar ist eine größere Offenheit für das Thema. Seit langem ist nicht mehr der diskrete Hinweis gekommen, dass „bei aller Toleranz es doch besser ein Mann sein sollte“.

Career-Women: Zeigt die Androhung einer gesetzlichen Frauenquote Wirkung oder handeln die Unternehmen im ureigenen Interesse?

Leschinsky: Ich habe noch keinen Fall erlebt, dass das Thema Frauenquote überhaupt angesprochen wurde. Die Unternehmen handeln im Eigeninteresse.

Career-Women: In welchen Branchen hat eine qualifizierte Frau die meisten Chancen auf eine Führungsposition?

Leschinsky: Die Branche ist nicht wirklich relevant. Wahrscheinlich ist ein Hochofenjob nicht optimal, aber in der Personalabteilung eines Stahlwerks bestehen jederzeit beste Chancen. Es geht also eher um die Funktionen, weniger um die Branchen.

Career-Women: Was muss Frau mitbringen, um in die engere Bewerber-Auswahl zu kommen?

Leschinsky: Das gleiche wie Mann: Fachliche Qualifikation, eine ansprechende Persönlichkeit und die kulturelle Passung ins Unternehmen.

Career-Women: Ist der Markt an guten Frauen tatsächlich schon leergefegt?

Leschinsky: Leergefegt würde bedeuten, dass überhaupt niemand mehr zu finden ist. Aber gute Frauen sind genauso schwer zu finden wie gute Männer.