„Ich bin aber keine Quotenfrau“

Einer der lächerlichsten Sätze des Jahres 2010 kommt von mancher veritablen Karrierefrau – ausgerechnet denen, die es zu was gebracht haben. Kürzlich beispielsweise von Ann-Kristin Achleitner im „Handelsblatt“: Dass sie keine Quotenfrau ist – und darauf großen Wert legt. Gastbeitrag von WIWO-Redakteurin Claudia Tödtmann aus ihrem „Management-Blog“ auf wiwo.de

So wie sie ticken etliche Managerinnen. Man sieht sie vor dem geistigen Auge trotzig aufstampfen mit den Worten: „Ich bin aber keine Quotenfrau.“ So, als stünde das tatsächlich zur Debatte. So, als habe man sie das überhaupt gefragt. Dabei könnten die Damen völlig souverän sein und darüber stehen, jedwede Anspielung darauf überhören. Ob sie es sich jeden morgen vor dem Spiegel selbst erzählen, um sich Mut zu machen für den neuen Tag? Die hohlen Floskel nervt jedenfalls. Und die Damen scheinen sie willfährigen Journalisten in die Feder zu diktieren, die es auch prompt schreiben und in Druck gehen lassen – solch einen Unfug.

Erstens ist die Aussage weder überprüfbar auf ihren Wahrheitsgehalt hin – noch kann einer das Gegenteil beweisen.

Zweitens ist die Haltung arrogant – und illoyal allemal. Und zwar gegenüber all den Frauen, die ebenfalls Tag für Tag ihren Mann stehen in irgendeinem Job und in den vergangenen drei Jahrzehnten – aber eben am falschen Platz oder in der falschen Company waren, als es ans Befördern ging. Und arrogant ist es auch denen gegenüber, die – noch – sehr gerne – ob mit Quotenticket oder ohne – Karriere machen würden, aber eben nicht gelassen werden. Denen ist´s womöglich schnutzpipe ob mit oder ohne Frauenquote, Hautsache eine Chance zur Beförderung.

Und wenn – drittens – unisono alle Top-Managerinnen ernsthaft glauben machen wollen, dass gerade sie diejenigen sind, die es unabhängig von ihrem Geschlecht nach ganz oben geschafft haben: Wer ist dann überhaupt eine Qutotenfrau? Gelobt sei an dieser Stelle nochmal Sabine Christiansen, die freimütig sagte, dass sie sehr wohl eine Quotenfrau war. 

Warum auch nicht?

Bei Männern ist es doch auch irgendwie klar, dass sie als Mann umgekehrt einfacher an manchen Posten kommen. Aber haben Sie schon Männer jammern und beteuern hören „ich bin aber kein Quotenmann“? Würde denen auch nicht einfallen. Sie sind ja stolz, Mann zu sein. Und sie würden selbstverständlich anderen Männern in den Sattel helfen.

Anders als Frauen. Sonst wären ja auch mehr Frauen ganz oben in Deutschalnd, als sie es sind. Und: Nun wird seit Monaten viel geredet über die gefürchtete Frauenquote und was ist passiert? Nichts. In den Vorständen der 200 Top-Unternehmen sind nach wie vor nur drei Prozent Frauen vertreten. im gegenteil, die Zahl der Aufsichtsräte in denen nur Männer sitzen ist sogar von 8,8 auf 23.6 Prozent gestiegen, rechnet das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) vor und die „Berliner Zeitung“ schreibt: „Kein Platz für Frauen in deutschen Chefetagen“

Dass die wenigen Top-Ladies sich dann ernsthaft besorgen, ob sie nun Quotenfrau sind oder zumindest als solche angesehen werden könnten, ist doch irgendwie Nittigritti.

Und irgendwie typisch. Statt stolz zu sein, verstecken sie sich nämlich meist als Mensch hinter der Funktion (Motto: ich bin nicht wichtig, nur die Arbeit), sie tun sich schwer damit, ihr Alter preiszugeben und geben am liebsten uralte Fotos raus an die Redaktionen. So, als zähle dann doch plötzlich nicht mehr ihre Leistung, sondern ihre Optik.

Kein Wunder, dass die Damen in Warteposition und den Ebenen drunter auf Solidarität von Frauen – und zumal denen über ihnen in der Hierarchie – nicht zählen können. Und kein Wunder, dass manche schnell als Zicken eingeordnet werden.

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