Politik verliert an Glaubwürdigkeit

Professor Dr.-Ing. Bruno Braun, Aufsichtsratsvorsitzender der TÜV Rheinland AG und Präsident des VDI, betont, dass Unternehmen heute mehr zur Förderung von Frauen in Führungspositionen beitragen müssen. Aber eine gesetzliche Frauenquote lehnt er ab. Aus seiner Sicht verliert die Politik mit einer gesetzlichen Quotenregelung an Glaubwürdigkeit.

Unternehmen sind laut Braun, 67, gut beraten, den Anteil an weiblichen Arbeitskräften zu erhöhen. Das verbessere, wenn richtig gemacht, das Betriebsklima und trage auch dazu bei, den Fachkräftemangel zu entschärfen.

Die Frage, was Unternehmen tun sollen, um den Anteil an Frauen im Vorstand und Aufsichtsrat zu erhöhen, stellt für den habilitierten Maschinenbauer den falschen Ansatz dar. Karrieren würden nicht im Vorstand gestartet sondern auf den unteren Führungsebenen. Deshalb sei es wichtig, dass Frauen erst einmal auf den einzelnen Ebenen als potentielle Führungskraft wahr genommen werden. „Sich darauf zu konzentrieren, dass im Vorstand soundsoviel Prozent Frauen sein müssen, das geht an der Wirklichkeit vorbei. Dass man sich das Ziel setzt, ist verständlich aber mit einer Quote nicht zu lösen“.

 Angelika Dammann, SAP-Personalvorstand, bezeichnete im ARD-Talk „Hart aber fair“ die Forderung nach einer gesetzlichen Frauenquote als populistische Politik. Das sieht auch Braun so. Der Politik gehe es nicht darum, dass etwas effizient und gut funktioniert sondern nur darum, dass es beim Volk gut ankommt und Wahlstimmen bringt. Mit der Quotendiskussion werde ein bisschen Pfeffer in die Augen der Wähler gestreut. Andererseits sei schon notwendig, dass auch die Unternehmen mehr tun als heute. Beispielsweise mehr Kinderkrippenplätze schaffen. „Wir müssen daran arbeiten, dass Frauen nach der Geburt ihres Kinder wieder in ihren Job zurückkehren können. Das ist viel wichtiger.“

 Männer traditionell gegen Frauen in Führungsposition?

 Gegen die Auffassung, dass Männer generell den Frauen keine Führungsposition zutrauen, wehrt Braun sich vehement. Eine wirklich starke männliche Führungskraft habe keine Angst vor Frauen. Im Gegenteil. Eine wirklich starke Führungsperson sei froh, wenn er das kreative Potential von Frauen zum Vorteil des Unternehmens nutzen könne.  „Grundsätzliche Ausgrenzungen mag ich sowieso nicht“, fügt Braun hinzu.