Gerburg Jahnke räumt mit Wechseljahr-Tabus auf

Wenn die biologische Uhr auf Wechseljahre umschaltet, dann flippen nicht nur die Hormone aus. Gerburg Jahnke, Regisseurin von „Heiße Zeiten – Die Wechseljahre-Revue“, packt das Thema so an, wie man sie kennt: gnadenlos, bissig, zynisch und herzerfrischend komisch. Hamburg, Köln, Düsseldorf und Wien sind die nächsten Spielorte.

Zur Premiere von „Heiße Zeiten“ im St.-Pauli- Theater (Juni 2010) schreibt das Hamburger Abendblatt : „Zwischen genussvoll einverleibten Cremes aus dem Duty-free-Shop und formschön abgelutschtem Eis am Stiel hechelt sich das quasselige Quartett auch hübsch gehässig durch gängige Klatsch-Klischees….. Und wenn die vier auf Klosterfrau Melissengeist Sirtaki tanzen und zum Discomedley ein Bauch-Beine-Po-Training hinlegen, dann ist klar: Diese Mädels sind voller Saft und Kraft. Und alles andere als ausgetrocknet“. Die Revue nach einem Stück von Tilman von Blomberg und Bärbel Arenz erhielt dank Gerburg Jahnke einen neuen Touch u.a. in der Auswahl der Songs und derer Texte. Beispielsweise: „Containance statt Eskapaden“ nach dem Original „We don`t need another hero“, bekannt durch Tina Turner. „Heiße Zeiten“ wurde bereits erfolgreich in Zürich, Wien, München und Düsseldorf aufgeführt. Im Kölner Musicaldome ist das Stück erstmals vom 4.7. bis 29.7.2012 zu sehen.

Gerburg Jahnke, inzwischen 57, kennen alle noch aus ihren Zeiten im Missfits-Duo mit Stephanie Überall. Mit Zickenkrieg haben die beiden ihr Publikum 20 Jahre mit großem Erfolg zum Lachen gebracht. Die beiden trennten sich 2005, nachdem sie sich immerhin mehr als ein Jahr mit ihrem Programm „letzte Runde“ von ihrem Publikum verabschiedet hatten.

Seitdem hat sich Gerburg Jahnke, geboren in Oberhausen, als erfolgreiche Kabarettistin, Regisseurin und Schauspielerin etabliert. Ihr Kabarettprogramm „Ladies Night“ hat im WDR seit Jahren einen festen Platz und ist ein gelungenes Pendant zu Jürgen Beckers „Mitternachtsspitzen“.  Als Regisseurin inszenierte Jahnke u.a. die deutsche Bühnenfassung des britischen Erfolgsfilms „Ganz oder gar nicht“. Im ZDF war sie als Schauspielerin in „Butter bei die Fische“ zu sehen. Und das soll so noch lange weitergehen. In Oberhausen startet sie gerade mit einem neuen Stück namens „Pommes“. Der nächste Film, der demnächst ausgestrahlt wird, heißt „Nägel mit Köppen“. Im kommenden Jahr wird ein dritter Film aufgenommen und das St.-Pauli-Theater hat die Absicht, ein weiteres Stück mit ihr als Regisseurin anzupacken. 

Auf der Pressekonferenz in Köln anlässlich der kommenden Premiere von „Heiße Zeiten“ zeigte sich Gerburg Jahnke, so wie man sie von der Bühne kennt:  spontan, schlagkräftig, witzig und gestenreich.

Kann man sagen, dass Sie kein politisches Kabarett machen?

Ja. Ich habe nie politisches Kabarett gemacht in dem Sinne, dass ich Politiker/Politikerinnen aufs Korn nehme. Aber ich beschäftige mich mit der sozialen Situation der Frauen und das ist für mich politisch.

Gehört die Diskussion um die Frauenquote nicht auch dazu?

Dazu werde ich nie befragt. Man fragt mich eher, was ich selber gegen die Wechseljahre mache. Um die Frage gleich zu beantworten: Ich habe einen Fächer von meinem Heilpraktiker geschenkt bekommen. 

Und ihre persönliche Meinung zur Frauenquote?

Ich finde Frauenquoten überflüssig, weil ich glaube, dass Frauen mit einer Frauenquote noch mehr Schwierigkeiten haben, ernst genommen zu werden. Die Frage stellt sich ja auch, ob ich eine Führungsposition in einem Männerverein will. Was fehlt, das sind Frauenlobbies. Männer haben Lobbies ohne Ende. 

Was meinen Sie mit Frauenlobbies?

Ich bin Mitglied im Frauenverband Zonta, in dem sich selbständige Frauen zusammengefunden haben. Das gefällt mir, was sie machen. Sie sammeln Geld und unterstützen damit Frauenprojekte.  Das mache ich auch und bemühe mich, meinen Anteil dazu beizutragen. Beispielsweise damit, dass jetzt endlich das Tabu-Thema Wechseljahre angeknackst wird.  Dass das Stück so einen Erfolg hat, beweist ja auch, dass Frauen, Männer und Medien bereit sind, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Das ist für mich Politik.

Heißt das, Sie kämpfen aktiv gegen den Jugendwahn an?

Ich find es furchtbar anstrengend, dass man nicht mehr altersgemäß aussehen darf. Ich mache Sport, ich esse gerne, rauche gerne, trinke gern Wein, aber ich hab keine Lust, mich die Hälfte des Tages damit auseinanderzusetzen, wie ich mein Gewicht reduzieren kann oder ob ich irgendwelche Eingriffe vornehmen sollte. Es ist auch ein gewisser Trotz zu sagen, ich bin wie ich bin.

Verfolgen Sie, was sich bei weiblichen Nachwuchskabarettisten tut?

Klar. Hier in Köln gibt es bspw. Karolin Kebekus, die jetzt endlich ein Abendsolo gemacht hat, was ich ganz grandios finde. Ich liege ihr seit drei Jahren damit in den Ohren. Eine andere tolle Frau, die als Slamerin angefangen hat und lyrisches Kabarett macht, ist Sarah Hakenberg. Genannt werden muss auch  Dagmar Schönleber. Oder Anni Hartmann, die sich total super entwickelt hat. Und ich unterstütze die Mädels auch sehr gern. Seit März 2009 bin ich unter anderem mit Krissie Illing, Carolin Kebekus, Martina Schwarzmann und Patrizia Moresco im Rahmen des Programms „Frau Jahnke hat eingeladen“ auf Tournée.

Sind Sie verheiratet?

Nein. Ich bin seit 15 Jahren verlobt und der Mann wohnt in der gleichen Wohnung, in der ich lebe.

Bedauern sie, dass sie keine Kinder haben?

Ja, das ist das einzige, was ich anders machen würde, wenn ich es noch könnte. Zwei Kinder wären schön. Aber ich weiss nicht, ob ich dann alles in der Vergangenheit so hätte machen können.