Geschlechtergerechtigkeit gegen Fachkräftemangel

Die Berücksichtigung der Bedürfnisse von Frauen und Männern ist eine bislang zu wenig genutzte Ressource für regionale Entwicklungen: Das ist die zentrale These des aktuell erschienenen Buches „Geschlechtergerechtigkeit, lokale Identität, Kooperation und Bildung als Schlüssel zur Fachkräfteentwicklung in ländlichen Räumen“.

Prof. Dr. Alexandra Engel, Dr. Anke Kaschlik und Dipl. Soz.-Arb. Swantje Penke aus der HAWK-Fakultät Management, Bauen, Soziale Arbeit haben für die Region Holzminden ein Fachkräftemonitoring für kleine und mittlere Unternehmen unter Gender-Gesichtspunkten erarbeitet.

Ergebnis des aus dem FIFA-Förderschwerpunkt der N-Bank geförderten und gemeinsam mit der Kreisvolkshochschule (KVHS) Holzminden durchgeführten Projekts ist, dass der zu erwartende Fachkräftemangel aus regionalen Ressourcen nur abgefedert werden kann, wenn Bildung und Sozialpolitik geschlechtsspezifischen Segregationen konsequent entgegen treten. Geschlechtsspezifische Segregation meint im Kontext des Buches vor allem die geschlechtsspezifische Aufteilung des Arbeitsmarktes mit sozialen und materiellen Folgen für Frauen und Männern, aber eben auch entwicklungshemmende Konsequenzen für wirtschaftliche Entwicklungen in ländlichen Regionen.

Die Region Holzminden braucht neben Investitionen in Bildungsprozesse vor allem ein stärkeres Engagement für eine Verringerung geschlechtsspezifischer Aufgabenteilungen am Arbeitsmarkt und in der Gesellschaft, das heißt für eine größere Breite der Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten, mehr und neue Formen der Zusammenarbeit in der Wirtschaft, Förderung von Existenzgründungen sowie an Wirtschafts- und Familienbedürfnisse angepasste vernetzte Maßnahmen der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie neue Kulturen der partnerschaftlichen Arbeitsteilung in den Familien.

Menschen leben gerne in der Region Holzminden, weil sie dort gute Beziehungen und solide Wohnqualitäten haben; wenn nun die Bildungs- und Wirtschaftsförderung die Bedürfnisse von Frauen, Männern und gerade jungen Familien stärker berücksichtigt, dann können damit auch die wirtschaftlichen Ressourcen der Region verbessert werden.

Letztlich geht es darum, Durchlässigkeit und Offenheit vor allem auf der Ebene der Geschlechter als Ressource der Region auszubauen und damit eine „Kultur der Abwanderung“ qualifizierter Menschen zu beenden. Das Buch legt den Finger in die Wunde und benennt Möglichkeiten, Schlüssel für innovative Entwicklungen zu finden.

Alexandra Engel, Anke Kaschlik, Swantje Penke, Heike Stratmann-Berthold:

„Geschlechtergerechtigkeit, lokale Identität, Kooperation und Bildung als Schlüssel zur Fachkräfteentwicklung in ländlichen Räumen. Eine empirische Studie aus Bevölkerungs- und Unternehmenssicht in der Region Holzminden“

Holzmindener Schriften zur Sozialen Arbeit „Sozial Denken und Handeln“,
Band 11, Mensch und Buch Verlag, Berlin 2010, ISBN 987 3 86664 840 1

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