„Mixed Leadership ein Erfolgsmodell“

„Männer, die Frauen nicht fördern, kommen in ihrer Karriere nicht weiter“. Der das auf dem WoMensPower-Kongress in Hannover proklamierte, war kein geringerer als der Personalvorstand der Deutschen Post, Walter Scheurle. Career-Women sprach mit ihm über die Förderung von Frauen in Führungspositionen.

Vor ein paar Jahren schrieb die Financial Times Deutschland über Walter Scheurle: „Er ist der etwas andere Vorstand. Er wirkt wie ein Relikt aus den Zeiten des rheinischen Konsenskapitalismus, der in Mitarbeitern mehr sah als nur Kostenfaktoren.“ Die Beschreibung erschließt sich einem, wenn man Scheurles Werdegang kennt. Der 59-Jährige startete sein Berufsleben in Schwäbisch Gemünd als Postbote. Bevor er 2000 in den Vorstand der Deutschen Post berufen wurde, hatte er es step by step bis in die oberste Führungsriege der Deutschen Postgewerkschaft geschafft. Man könnte sagen, dass seine Karriere nicht spektakulär verlief aber eher schwäbisch gemächlich.

Career-Women: Herr Scheurle, was ändert sich nach dem Spitzengespräch bei Frau von der Leyen und Kristina Schröder am 30.3. bei der Deutschen Post in der Personalpolitik?

Walter Scheuerle: Am 30. März haben wir uns gegenüber der Bundesregierung verpflichtet, unsere Anstrengungen zur Erhöhung des Frauenanteils in Führungsfunktionen zu intensivieren und unsere bestehenden Programme entsprechend zu ergänzen.

Eine unserer großen Stärken ist die Vielfalt unserer weltweit rd. 470 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Darauf ist unsere Personalpolitik ausgerichtet, das heißt u.a., wir bekennen uns zur Chancengleichheit von Frauen und Männern.

Wir wissen, „Mixed Leadership“ ist ein Erfolgsmodell, mit mehr Frauen in Führungspositionen werden wir erfolgreicher sein. Bei uns gibt es bereits eine Basis an sehr gut qualifizierten Frauen, denen wir verstärkt – fachlich und persönlich – Entwicklungschancen eröffnen wollen.

Career-Women: Gibt es eigentlich klare Ansagen, was von den börsennotierten Unternehmen bis Juni 2013 erwartet wird, um die Frauenquote zu vermeiden?

Walter Scheuerle: Meines Wissens gibt es hierzu seitens der Bundesregierung noch keine einheitliche Position. Klar ist aber, die deutsche und die europäische Politik erwartet von der Wirtschaft verstärkte Anstrengungen, um den Anteil von Frauen in Führungspositionen deutlich zu erhöhen.

Es handelt dabei sicher nicht um die Verwirklichung von Chancengleichheit, sondern auch um eine Verbesserung der Führungsqualität mit den entsprechenden Auswirkungen auf die wirtschaftlichen Ergebnisse unserer Unternehmen.

Wir als Personalvorstände der DAX-Unternehmen haben umgekehrt aber auch der Bundesregierung verdeutlicht, dass wir dieses gemeinsame Ziel nur in einer gemeinsamen Kraftanstrengung von Wirtschaft, Bund, Ländern und Gemeinden erreichen können. Es geht nämlich auch darum, die Rahmenbedingungen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu verbessern, z.B. durch Ausbau von Kinderbetreuungsplätzen und Ganztagsschulen. Für uns Personalvorstände sollte die Familienförderung in Deutschland zukünftig weniger auf die Zahlung von höheren Transferleistungen ausgerichtet, als vielmehr durch Investitionen in die Infrastruktur gezeichnet sein.

Career-Women: Sie sagten in der Podiumsrunde „Männer, die Frauen nicht fördern, kommen in ihrer Karriere nicht weiter“. Für welche Führungsebenen trifft das zu? An welchen Kriterien lässt sich das messen?

Walter Scheuerle: Unsere Dienstleistungen werden von unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erbracht. Nur über und durch sie können wir sicherstellen, dass Qualität und Service stimmen und die Kunden gerne unsere Leistungen in Anspruch nehmen.

D.h. vor allem, uns Führungskräften kommt eine ganz entscheidende Aufgabe zu, nämlich für Rahmenbedingungen zu sorgen, die unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter veranlassen ihre Arbeit engagiert und motiviert zu verrichten.

Deshalb heißt unser Leitbild „Respekt und Resultate“ und deshalb haben wir hieraus abgeleitet, spezifische Führungskompetenzen definiert. So müssen unsere Führungskräfte die Bereitschaft und Fähigkeit besitzen, ihre nachgeordneten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fachlich und persönlich zu fördern.

Die Ergebnisse fließen in die jährliche Beurteilung ein und haben ganz konkret Auswirkung auf die Vergütung.

In diesem geschilderten Rahmen haben unsere Führungskräfte die Verantwortung, für Vielfalt, also nicht zuletzt für Chancengleichheit von Frauen und Männern zu sorgen. Und in diesem Rahmen werden wir unsere Führungskräfte noch stärker als bisher in die Pflicht nehmen, unsere qualifizierten Frauen, z.B. durch Mentoring zu unterstützen und ihnen konkrete Berufschancen zu eröffnen.