Multicopter Girls Camp

Seit dem 17. Juli läuft an der Technischen Universität Ilmenau das Internationale Multicopter Girls Camp, ein einwöchiger intensiver Workshop für junge Frauen. Bis zum 24. Juli lernen Schülerinnen ab der 10. Jahrgangsstufe und Studentinnen unbemannte, von vier oder gar acht Rotoren angetriebene Modellhubschrauber, sogenannte Multicopter (Foto), zu bauen und zu programmieren.

Dazu halten sich derzeit 14 Teilnehmerinnen aus ganz Deutschland sowie Ägypten, Pakistan, Indien, Indonesien, Saudi-Arabien und Sri Lanka in Ilmenau auf.

Die Graduiertenschule für Mobilkommunikation entwickelt die 80 Zentimeter großen Multicopter, um in Katastrophenfällen, etwa nach Erdbeben, Stürmen oder Überflutungen, und bei terroristischen Anschlägen die zusammengebrochene Mobilfunkkommunikation wiederherzustellen. Ebenso hoffen die Forscher, mit den Mini-Hubschraubern anhand von Notruf-SMS Verschüttete orten zu können. Damit die Multicopter solche Aufgaben erledigen können, muss die Netzwerkinfrastruktur des betroffenen Gebietes analysiert und in einer Karte, einer so genannten „Radio Resource Map”, eingetragen werden. Anschließend platziert sich ein Multicopter-Schwarm eigenständig, also ohne menschliches Zutun, an verschiedenen definierten Positionen des Gebietes, um als Netzwerkbrücken die ausgefallenen Stationen zu ersetzen.

In dem einwöchigen englischprachigen Workshop werden die informations- oder kommunikationstechnisch vorgebildeten Frauen unter der Anleitung von Wissenschaftlern der Internationalen Graduiertenschule für Mobilkommunikation Software für die Multicopter entwickeln. Ziel ist es, mithilfe der Hubschrauber Nachrichten zwischen mehreren drahtlosen Netzwerkknoten zu transportieren. Die Multicopter fungieren also sozusagen als „elektronische Brieftaube“, Fachleute nennen die Technologie „Message Ferrying“. Die jungen Frauen werden in Ilmenau ein einfaches Message Ferrying Netz entwickeln und für dessen optimale Funktionsfähigkeit notwendige Fragen beantworten, etwa: Wie groß ist die durchschnittliche Verzögerung beim Ausliefern der Nachrichten? Wie viel Durchsatz in Bytes pro Sekunde, also welche Leistungsfähigkeit kann das System erreichen? Insbesondere solche Message Ferrying Netze, wie sie im Girls Camp entwickelt werden, sind dazu geeignet, kritische Einsätze wie das schnelle Auffinden und Retten von Verschütteten zu bewältigen.

Der Workshop dient sowohl dazu, den Teilnehmerinnen Wissen über die moderne Technik zu vermitteln, als auch die Technik selbst weiterzuentwickeln. Dass an Technologien kommunizierender, unbemannter Schwebeplattformen ein großes Interesse besteht, hat die Universität am großen Interesse von Bewerberinnen aus der ganzen Welt gemerkt. Gleichzeitig profitiert die Graduiertenschule für Mobilkommunikation selbst von einem funktionierenden Message Ferrying System, das sie im Anschluss an den Workshop bis zur Marktreife weiterentwickeln kann. Um die Multicopter voll einsatzfähig zu machen, müssen sie gegenüber schwierigen Wetterbedingungen wie starkem Wind unempfindlich sein. Ebenso ist noch eine Technologie zur Vermeidung von Kollisionen mit Personen und Gebäuden nötig.

Kontakt:
Prof. Andreas Mitschele-Thiel
Leiter Graduiertenschule für Mobilkommunikation
Tel.: 03677 / 69-2819
Email: andreas.mitschele-thiel@tu-ilmenau.de