Physiker auf dem Arbeitsmarkt gefragt: jetzt und künftig

Deutsche Physikalische Gesellschaft (DPG) Fachkräftebedarf summiert sich auf fast zwei Absolventenjahrgänge – Physikerinnen und Physiker haben weiterhin gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt, obwohl sich die Wirtschaftskrise auch für sie bemerkbar macht. Zwar stieg die Zahl der Jobsuchenden auf bundesweit über 1.000 – der erste Zuwachs der Arbeitslosigkeit seit sechs Jahren –, gleichzeitig geht die Deutsche Physikalische Gesellschaft (DPG) jedoch von rund 4.900 offenen Stellen aus.

Die Angaben beziehen sich auf August 2009 und beruhen auf einer von der DPG in Auftrag gegebenen Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft. „Wegen der Konjunkturflaute ist der Arbeitsmarkt angespannter. Die Aussichten auf einen Job sind aber weiterhin gut“, sagt Lutz Schröter, der im Vorstand der DPG für Berufsfragen zuständig ist. „Nach wie vor haben wir einen Mangel an Fachkräften. Der aktuelle Bedarf entspricht fast zwei kompletten Jahrgängen an Physikabsolventen. Und auch in Zukunft werden Physikerinnen und Physiker gefragt sein.“ (Bild: Paul-Georg Meister/www.pixelio.de)

Die jetzt erschienene Arbeitsmarktanalyse des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln offenbart, dass Physikerinnen und Physiker in den unterschiedlichsten Branchen arbeiten und viele jenseits ihres erlernten Berufs tätig sind. „Die im Physikstudium erworbenen Kompetenzen, insbesondere die Fähigkeit komplexe Probleme anzugehen, sind auch für physikfremde Tätigkeiten von Nutzen“, erklärt Schröter diesen Sachverhalt. So zeigt sich, dass zwar die Mehrheit in einem naturwissenschaftlich-technischen Bereich tätig ist, doch nur etwa jeder vierte Physiker arbeitet in seinem erlernten Beruf. Fast ebenso viele üben Tätigkeiten aus, die eher einem Informatiker, Mathematiker oder Ingenieur zuzurechnen sind. Etwa zehn Prozent arbeiten in anderen naturwissenschaftlichen Berufen und ebenfalls rund zehn Prozent als Unternehmensberater oder Manager. Eine größere Berufsgruppe stellen auch jene, die an einer Hochschulen beschäftigt sind: Das sind etwa sieben Prozent aller Physikerinnen und Physiker. Diese Bestandsaufnahme stützt sich auf eine Auswertung des aktuellen „Mikrozensus“ aus dem Jahre 2007. Hierbei handelt es sich um eine von den Statistischen Landesämtern und dem Statistischen Bundesamt durchgeführte Stichprobe der in Deutschland lebenden Bevölkerung.

Entwicklung des Arbeitsmarkts

Darüber hinaus stellt die Studie fest, dass hiesige Unternehmen weniger als zehn Prozent ihrer offenen Stellen, die spezifisch physikalisches Know-how erfordern, der Bundesagentur für Arbeit melden. Die Offerten des Arbeitsmarktes hinsichtlich einer Einstellung als Physikerin oder Physiker („Zielberuf Physiker“) sind somit deutlich umfangreicher als das Stellenangebot der Bundesagentur. Für August 2009 wird die Zahl der freien Stellen auf bundesweit rund 1.800 geschätzt. Fachleute mit physikalischem Studium nutzen aber noch andere Jobangebote. Denn wie die Studie belegt, sind viele Physikerinnen und Physiker nicht in ihrem erlernten Beruf tätig. Für Physikerinnen und Physiker maßgeblich ist daher ein erweiterter Stellenmarkt, der auch Jobs in physikfremden Bereichen einschließt. Nach Hochrechnung erstreckte sich dieses Angebot, für das nicht die ausgeübte Tätigkeit sondern das Studium ausschlaggebend ist („Ausbildungsberuf Physiker“), im August 2009 auf etwa freie 4.900 Stellen. „Angesichts von rund 2.600 Absolventen, die ihr Studium derzeit mit dem Diplom- oder Mastergrad abschließen, entspricht die Nachfrage des Arbeitsmarktes nahezu zwei Jahrgängen an Physikabsolventen“, sagt Schröter.

Künftiger Bedarf

Die DPG geht ferner von einer wachsenden Nachfrage an physikalischen Fachkräften aus. Der Studie zufolge steigt der jährliche Mindestbedarf an neu einzustellenden Physikerinnen und Physiker von derzeit 2.500 auf 3.600 im Jahre 2028. Damit wird die Lücke zur Zahl der Absolventen immer größer. „In den nächsten Jahren werden mehr und mehr Physiker altersbedingt aus dem Erwerbsleben ausscheiden. Schon aufgrund dieser absehbaren Entwicklung wird der Engpass an Fachkräften auch in Zukunft bestehen, wenn es nicht gelingt, mehr junge Menschen für ein Physikstudium zu gewinnen“, meint Schröter. „Die Physik ist eine Innovationskraft. Einen Mangel an Fachkräften in diesem Bereich kann sich die deutsche Wirtschaft nach meiner Einschätzung nicht leisten.“

Über die DPG

Die Deutsche Physikalische Gesellschaft e.V. (DPG), deren Tradition bis in das Jahr 1845 zurückreicht, ist mit mehr als 58.000 Mitgliedern die größte physikalische Fachgesellschaft weltweit. Sie versteht sich als Forum und Sprachrohr der Physik und verfolgt als gemeinnütziger Verein keine wirtschaftlichen Interessen. Die DPG unterstützt den Gedankenaustausch innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft, fördert den Physik-Unterricht und möchte darüber hinaus allen Neugierigen ein Fenster zur Physik öffnen. In der DPG sind Professorinnen und Professoren, Studierende, Lehrerinnen und Lehrer, in der Industrie tätige oder einfach nur an Physik interessierte Personen ebenso vertreten wie Wissenschaftsjournalisten und Patentanwälte. Gegenwärtig hat die DPG neun Nobelpreisträger in ihren Reihen. Weltberühmte Mitglieder hatte die DPG immer schon. So waren Albert Einstein, Hermann von Helmholtz und Max Planck einst Präsidenten der DPG. Die DPG finanziert sich im Wesentlichen aus Mitgliedsbeiträgen. Ihre Aktivitäten werden außerdem von Bundes- und Landesseite sowie von gemeinnützigen Organisationen gefördert. Besonders eng kooperiert die DPG mit der Wilhelm und Else Heraeus-Stiftung.