Erste Polizeipräsidentin in Wuppertal

Gesunder Optimismus, ehrenamtliches Engagement und ein offenes Ohr für ihre Mitmenschen gehören zum Erfolgsrezept von Birgitta Radermacher. Für die Karriereplanung nach moderner Machart blieb der Rechtsanwältin und Mutter von drei Kindern keine Zeit. Der Erfolg mit sozialem Engagement war ihr wichtiger.

Birgitta Radermacher, 54,  arbeitete von 1987 bis 2008 als Rechtsanwältin und Mutter von drei Kindern in Köln. Von 1999 bis 2004 saß die Anwältin für die CDU im Rat der Stadt Köln. Ihr wichtigstes Thema war und ist die Familien- und Jugendpolitik. 2008 wurde die gebürtige Burscheiderin in den Siegener Stadtrat  gewählt als Beigeordnete für Schule, Jugend, Sport und Kultur. Zwei Jahre später ernannte sie die NRW-Landesregierung zur Polizeipräsidentin der Kreispolizeibehörde Wuppertal. Seitdem ist sie Chefin von 1800 Polizeibeamten und zivilen Angestellten und die erste Frau in Wuppertal, die für Recht und Ordnung sorgt.

Career-Women.org: Frau Radermacher, es passiert ja nicht alle Tage, dass eine Frau zur Polizeipräsidentin ernannt wird. War eine Karriere, wie Sie sagen, wirklich nicht geplant?

Birgitta Radermacher: Richtig, ich habe meine Karriere (ist es tatsächlich eine solche?) nicht geplant. Ich habe (überhaupt) nichts wirklich „geplant“ – so wie man das heute in modernen Managementkursen lernt – unter dem Motto: „Woher willst du den Weg kennen, wenn du das Ziel nicht kennst?“ Ich bin vielmehr an alles, was so anstand, mit gesundem Optimismus und viel Gottvertrauen herangegangen. Wenn Sie mit 30 zwei Staatsexamen und drei kleine Kinder haben (1,3 und 5 Jahre alt) dann sind sie nicht wirklich der Hit auf dem Arbeitsmarkt. Sie sind allerdings als Mutter und Juristin unschlagbar in Bezug auf jedes Ehrenamt. Und genau über diese Schiene (Kindergartenvorstand, Klassenpflegschaft, Schulpflegschaft, Kirchenvorstand, Partei,…) bin ich zu Mandanten bzw. an Mandate gekommen und aus der kleinen Kanzlei im Keller meines Hauses wurde letztendlich eine Partnerschaft in einer überörtlichen Sozietät mit zwei Fachanwaltschaften.

Career-Women.org: Würden Sie aus heutiger Sicht etwas anders machen?

Birgitta Radermacher: Ich würde auch aus heutiger Sicht nichts anders machen. Ich bin auf die Nase gefallen und wieder aufgestanden und weiß heute besser denn je:  Der liebe Jott tut nix als füjen!

Career-Women.org: Unterscheidet sich Ihr Führungsstil  von dem der männlichen Kollegen in Ihrer Position?

Birgitta Radermacher: Mein Führungsstil ist familiär geprägt. Ich habe meine Kinder einmal gefragt, mit welchen Mitteln ich eigentlich erzogen habe. Ich fand nämlich Stubenarrest oder Fernsehverbot undurchführbar, weil unkontrollierbar. Taschengeldsperre fand ich ungerecht, denn ich möchte mein Gehalt auch dann bekommen, wenn ich mal „ungezogen“ war. Ohrfeigen oder gar mehr kamen auch nicht in Frage. Die Antwort hat mich erstaunt: „Dir sah man am Gesicht an, wann wirklich Schluss war; du musstest nur eine Augenbraue heben“, so die Aussage meiner Kinder. Vielleicht macht das auch den Unterschied zu Männern aus. Ich versuche zu vermitteln, warum ich in einer bestimmten Weise handele und warum ich das für klug und richtig halte. Ich höre zu und denke auch über die Argumente meines Gegenübers nach. Ich respektiere meine Mitmenschen; gleichgültig welchen Rang oder welches Amt sie innehaben.

Career-Women.org: „Ich bin nicht die klassische Polizeipräsidentin, aber wenn man mir das zutraut, dann kann ich das wohl auch“, so lautete einmal Ihre eigene Aussage. Ist das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten aus Ihrer Sicht die wichtigste Eigenschaft für junge Frauen, um Karriere zu machen.

Birgitta Radermacher: Ja, das habe ich gesagt und der Rest ergibt sich wieder aus Optimismus und Gottvertrauen.

Career-Women.org: Was machen Sie in Ihrer Freizeit, um beispielsweise neue Energien aufzutanken?

Birgitta Radermacher: Ich laufe regelmäßig, fahre im Sommer Motorrad, genieße die Ruhe in meiner kleinen Wohnung und erfreue mich an meiner Familie und an guten Freunden.