«Frauenquote ja – aber ohne Abstriche in der Leistung»

ETH life… Professorin Ursula Keller und Postdoc Fionna Loughlin sprechen über Hindernisse für Frauen auf dem Weg zur eigenen Professur. Dieser sei nach wie vor sehr steinig, ist Keller überzeugt. Die Australierin Loughlin wundert sich vor allem über den sozialen Druck, der auf berufstätigen Müttern in der Schweiz lastet.

Frau Keller, Sie waren 1993 die erste Physikprofessorin an der ETH Zürich. Heute sind in ihrem Departement vier von insgesamt 49 Lehrstühlen von Frauen besetzt. Wieso ist der Frauenanteil noch immer so niedrig?
Keller: Der Ausschluss der Frauen vom Hochschulsystem hat eine lange Tradition und wirkt bis heute nach. Nach wie vor wird ein Kind einen weissen Mann zeichnen, wenn Sie es bitten, einen Wissenschaftler zu malen. Wir müssen unsere besten Studentinnen mit guten Mentoren unterstützen und diese Kontakte pflegen, so dass wir bei offenen Stellen auf qualifizierte Kandidatinnen zurückgreifen können. Ich selber bin dafür ein gutes Beispiel – ich wurde von der ETH aus den USA zurückrekrutiert.

Hatte die Berufung damals auch politische Gründe?
Keller: Ja, heute bin ich überzeugt, dass ich damals auch an die ETH berufen wurde, weil ein gewisser politischer Druck herrschte. Die Frauen in der Politik verlangten nach mehr Frauen an den Hochschulen.