Schneller Aufstieg – steiler Absturz?

Wenn im Vorstand oder Top-Management Stühle gerückt werden, wird das selten kommentiert – soweit es sich um einen Mann handelt. Gefragt wird beim Mann auch nicht, ob der Führungsstil oder die Ablehnung von Frauen Schuld an der Demission hatten. Anders bei Frau, die ihre Top-Position aus freien oder unfreiwilligen Gründen räumt. Sie verliert nicht nur ihren Job sondern auch ihren guten Ruf durch eine unermüdliche Pressekampagne, die seit nunmehr zwei Jahren immer die gleichen Klischees bedient.

Dabei geht es eigentlich nur um eine handvoll Frauen und laut Wirtschaftswoche (Ausgabe 20/2012) bspw. um Christine Scheel, Grüne, Bundestagsabgeordnete, seit Februar 2012 im Vorstand des Darmstädter Energieversorgers HSE und bereits vom Aufsichtsrat ihres Amtes enthoben. Diese Personalie geht – sorry – einzig und allein auf das Konto albernes Politikgerangel.

Ansonsten erinnern wir uns: Vorigen Sommer verlässt Angelika Dammann die SAP  nach nur einem Jahr als Personal-Vorstand. Vor einem guten Jahr trennte sich die Telekom von Anastassia Lauterbach . Die Puma-Vize Melody Harris-Jensbach musste ihren Chefsessel einem jüngeren Mann überlassen . Carla Kriwet, bei Dräger für Marketing und Vertrieb zuständig, war weniger als ein Jahr auf diesem Posten. Claudia Schlossberger, Personalchefin, verließ die Metro, nachdem sie für den Konzern die Drecksarbeit erledigt hatte und der Vorstandsposten dann doch an einen Mann ging.

 Bei den „Verliererinnen“ kann man nicht von Shooting-Stars, d.h. von „schnellem Aufstieg“ sprechen, so wie es die Wirtschaftswoche darstellt. Jede der fünf Frauen kann auf langjährige Erfahrungen in Top-Positionen verweisen. Und wieso sollen sie im „Karrierekeller“ gelandet sein nach dem Motto „und tschüss!“? Erstens stimmt das nicht und zweitens drängt sich der Gedanke auf, dass weibliches Missgeschick ein willkommener Anlass ist, die bekannten Klischees gegen Frau und Führung immer wieder zu bedienen. Als da wären: mangelndes Machtverständnis, Ablehnung von Wettkampf und Konkurrenz, Angst vor Verantwortung, fehlender Ehrgeiz, etc.. Das passt gut in die Frauenquoten-Diskussion – ein Medien-Dauerbrenner..

Und wem dient das? Vielleicht der Auflage der Wirtschaftswoche. Aber keineswegs Frauen, die ganz normal ihr Karriereding durchziehen wollen.