Chefredakteurin Somayya Jabarti

Somayya Jabarti ist seit sechs Monaten die erste Chefredakteurin in Saudi-Arabien. Die 44-Jährige zählt damit zu den ganz wenigen Vorzeigefrauen, die mit viel Mut gegen Scharia-Auswüchse vor allem auch gegen Frauen in der „Saudi-Gazette“ schreibt. Zu verdanken hat sie ihren Chefposten auch – es klingt pervers – den IS-Barbaren, gegen deren Brutalität sich mehrheitlich Emire und Monarchen in den Golfstaaten auflehnen und in Folge die Machtstellung der Religion zurückfahren möchten.

Chefredakteurin – das hört sich gigantisch an. Aber ganz so einfach, wie wir es in unseren Breitengraden einfach voraussetzen, ist ihr Leben damit noch lange nicht. Im Büro sei sie Chefin, aber zu Hause habe sie den rechtlichen Status eines Kindes, so Somayya Jabarti. Sie darf selbst kein Auto fahren und für Reisen braucht sie die schriftliche Genehmigung ihres Mannes.

In ihrer Redaktion arbeiten inzwischen 15 Reporterinnen und drei Reporter.  Die Männer hätten keine gute Arbeitsmoral, weil der Ölreichtum sie verdorben und korrupt gemacht habe. „Wir müssen endlich lernen, Leute zur Verantwortung zu ziehen und zu feuern, wenn sie nicht richtig arbeiten“, so Jabarti. Sie wuchs in der USA auf und lernte erst als Neunjährige die arabische Sprache. In Riad studierte sie Englisch und Literatur. Als freie Journalistin arbeitet sie zunächst  bei der Arab News bis sie 2003 zur „Saudi Gazette“ wechselte. Sie hoffe, noch viel bewegen zu können, auch wenn es ein steiler und dorniger Weg sein wird.

Quelle Kölner Stadt-Anzeiger, 25.9.14