Mächtigste Frau am Bosporus

Ümit Boyner ist seit 2010 Präsidentin des wichtigsten Verbandes türkischer Industrieller und Unternehmer, TÜSIAD. Die aparte 48-Jährige ist überzeugte Demokratin, die durchaus bossy auftreten kann, wie das manager magazin in einem Interview herausfand. Ümit Boyner nennt das ihr direktes Naturell.

Ümit ist mit Cem Boyner verheiratet, Vormann der Boyner-Holding. Der Familienkonzern zählt zu den größten türkischen Textilunternehmen. Hauptberuflich ist die Präsidentin als Finanzvorstand im boynerschen Konzern tätig. Die Mutter zweier Söhne und dreier Stieftöchter studierte in New York an der Rochester Universität Wirtschaftswissenschaften.

Als Ümit Boyner 2008 anlässlich der Eröffnung des TürkeiEuropaZentrums in Hamburg gefragt wurde, ob die Türkei aus ihrer Einschätzung jemals als Vollmitglied in die EU aufgenommen wird, sagte sie selbstbewusst: „Um ehrlich zu sein, die Bedeutung der Türkei ist zu groß, um sie nicht aufzunehmen. Und ohne die Integration der Türkei wird die EU nicht zur Weltmacht aufsteigen. Denn die Türkei ist ein strategischer Faktor.“ (qantara.de) Vier Jahre später räumt sie gegenüber dem manager magazin ein, dass der Demokratisierungsprozess immer noch von weiteren Reformen abhängt. Aber: „Wir sind schon enttäuscht, dass einige Länder der EU uns nicht willkommen heißen.“ 

Die Präsidentin ist zusätzlich Gründerin und Vorstandsmitglied des Vereins KAGIDER, einer Initiative für Unternehmerinnen. Obwohl nur geschätzte 25 Prozent der türkischen Frauen berufstätig sind, ihr Bildungsniveau vergleichsweise niedrig und ihre Rolle als Frau in der Familie überwiegend konservativ ist, so gebe es doch eine ganze Reihe von Frauen mit machtvollen Positionen, die sie für die Gesellschft positiv einsetzen.  Laut manager magazin gibt es am Bosporus sogar mehr Frauen in Führungspositionen als in Deutschland.