Unerbittliche Kämpferin für die Frauenquote

Sie promovierte an der Sorbonne in Paris, war über 20 Jahre Journalistin beim Luxemburger Wort, bekleidete diverse Posten im Luxemburger Parlament als Vertreterin der Christlich Sozialen Partei, sammelte fünf Ehrendoktor-Titel ein, ist Mutter von drei Kindern und geschieden: Viviane Reding, seit 2010 Vizepräsidentin der Europäischen Kommission.

Als Vizepräsidentin der Europäischen Kommission zeichnet Viviane Reding, 61, für Justiz, Grundrechte und Bürgerschaft zuständig. Ihre EU-Karriere startete die studierte Humanwissenschaftlerin vor 23 Jahren als Vorsitzende des Petitionsausschusses im EU-Parlament. Zur EU-Kommissarin wurde sie erstmals 1999 ernannt – zunächst verantwortlich für Bildung, Kultur, Jugend, Medien und Sport und später für Informationsgesellschaft und Medien. Das klingt nach Allround-Genie.

Frauenquote von 65 Prozent

Die gebürtige Luxemburgerin beschäftigt heute mit Praktikanten/innen und Fahrer 20 Mitarbeiter. Die Frauenquote in ihrer Kommission beträgt 65 Prozent. Das passt zu ihren Zielen

Für ihre Arbeit als Vizepräsidentin hat sie sich u.a. folgendes Ziel gesetzt: „Eine starke EU-Kommissarin für die Gleichstellung der Geschlechter zu sein. Ich werde daran arbeiten die Gleichstellung von Frauen und Männern in der gesamten EU, sowie in allen EU-Politikbereichen zu stärken. Prioritäten werden dabei sein das geschlechtsspezifische Lohngefälle zu verringern, Frauen verstärkt in Beschlussfassungen einzubinden und Gewalt gegen Frauen zu bekämpfen.“ Allerdings von Frauenquote keine Rede. Das erstaunt umso mehr, als Viviane Reding seit zwei Jahren zur prominentesten und unerbittlichen Fürsprecherin einer gesetzlichen Quote zählt. Damit vertritt sie das gleiche Ziel wie Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen .

 Im Umgang mit Politikern, die eine andere Linie als sie vertreten, ist Viviane Reding nicht zimperlich. Als Familienministerin Kristina Schröder kürzlich ihre Kapitulation in Richtung Flexiqote einräumt, kommentierte das die EU-Justizkommissarin gegenüber Reuters: „Frau Schröder bekommt die Frauenquote nicht hin. Aber sie will auch nicht, dass es jemand anderes schafft. Das ist nicht sehr überzeugend. Vielleicht brauchen wir bei der Frauenquote eine Ersatzvornahme aus Brüssel?“ Reding plädiert für eine europaweite Frauenquote in Aufsichtsräten börsennotierter Unternehmen. Ihr Gesetzesvorschlag soll im Herbst vorgelegt werden. Die Vizepräsidentin machte sich zuletzt für Frauenquoten von 30 Prozent bis 2015 und von 40 Prozent bis zum Jahr 2020 stark.