Wachstum trotz Krise

Bei Automobilzulieferern, in der Medizintechnik oder der Optischen Industrie – überall wird innovative Mikrosystemtechnik gebraucht. Die Branche beschäftigt in Deutschland – direkt oder indirekt – rund 766.000 Mitarbeiter, bei einem Umsatzvolumen von mehr als 82 Milliarden Euro in 2009.

Damit hat sich die Mikrosystemtechnik als erstaunlich krisenfest erwiesen. Nicht zuletzt deshalb bleibt diese Schlüsseltechnologie ein wesentlicher Bestandteil unserer Hightech-Strategie. Allein 2010 wird das BMBF insgesamt 80 Millionen Euro für Forschungsförderung im Bereich Mikrosystemtechnik und intelligente Assistenzsysteme bereit stellen.

Die Mikrosystemtechnik ist noch immer eine junge Branche mit vergleichsweise kurzen Innovationszyklen: Im Schnitt kommen alle vier Jahre neue Massenanwendungen auf den Markt. Mikrosysteme finden sich heute in Herzschrittmachern und Mobiltelefonen, sie regulieren die Auslösung von Airbags und sorgen in Tintenstrahl-Druckköpfen für die gewünschte Druckqualität – eine Marktentwicklung, die durch die Wirtschafts- und Finanzkrise nur unterbrochen, nicht aber gestoppt wurde: Bis 2020 erwarten die Wirtschaftsforscher von Prognos mit Blick auf heimische Hersteller erneut Wachstumsraten von etwa zehn Prozent jährlich. Damit gehört Deutschland weiterhin zu den weltweit führenden Forschungs- und Produktionsstandorten.

Der Konjunktureinbruch im Nachgang der Finanzkrise hat die Unternehmen der Branche unterschiedlich stark getroffen. Während Automobilzulieferer drastische Absatzeinbußen verzeichneten, konnten Systemhersteller für den medizinisch-technischen Bereich selbst in der Krise weiter wachsen.

Mikrosystemtechnik steht eben gleichbedeutend für einen kontinuierlichen Innovationsprozess. Und ich sehe es als Aufgabe der Politik, dafür auch künftig die richtigen Rahmenbedingungen zu sichern – etwa über eine gezielte Mittelstandsförderung. Denn gerade für mittlere und kleinere Unternehmen ist die marktreife Umsetzung einer Produktidee manchmal etwas schwierig. Es fehlt vielerorts an Investitionsmitteln und an geeigneter Infrastruktur.

Wir unterstützen den Mittelstand deshalb über einen einzigartigen Modellversuch – die Fertigung von Prototypen und Kleinserien in regionalen Hightech-Zentren, den Applikationszentren für Mikrosystemtechnik. Gleichzeitig vereinfachen wir mit der Initiative „KMU-innovativ“ die Beantragung von Fördermitteln über eine erleichterte Bonitäts-prüfung und verbindliche Bearbeitungsfristen – für optimale Planungssicherheit und einen schnelleren Zugang zur Forschungsförderung.

Politik muss den Mut haben, zu gestalten. Vor allem in Zeiten konjunktureller Unsicherheit. Die wirtschaftliche Talfahrt ist zwar zum Stillstand gekommen, die Konjunktur scheint sich wieder zu erholen. Dennoch müssen jetzt die richtigen Weichen für die Zukunft gestellt werden. Es gilt, neuen Technologiefeldern, wie der mobilen Diagnostik und der Mikro-Nano-Integration, den Weg in die rasche wirtschaftliche Nutzung zu ebnen. Und das geht nur über die integrierende Funktion der Mikrosystemtechnik – als Schnittstelle ganz unterschiedlicher Wissenschaftsdisziplinen.

Klar ist: Diese beispielhaft interdisziplinäre Zusammenarbeit bedeutet im besten Sinne Forschung für Innovationen. Mit der Förderung der Mikrosystemtechnik im Rahmen des Programms „Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT2020)“ setzen wir genau dort an, wo nachhaltiges Wachstum für Deutschland erzielt wird.

Prof. Dr. Annette Schavan, MdB
Bundesministerin für Bildung und Forschung

Quelle: Das Portal zur Mikrosystemtechnik  VDI/VDE Innovation + Technik GmbH