„Feministisches Archiv und Dokumentationszentrum“

Das höchste und meist besuchte Wahrzeichen Kölns ist der Dom. Die mächtigste Befestigungsanlage des mittelalterlichen Köln und immer noch das markanteste Wahrzeichen im Rheinauhafen ist der Bayenturm. Der Wehrturm mit 2,5m dicken Grundmauern und Trutzburg-Zinnen in 35m Höhe ist seit 1994 Sitz der von Alice Schwarzer gegründeten „FrauenMediaTurm“-Stiftung mit Archiv und Dokumentationszentrum.

Im Mittelalter schlugen sich revoltierende Bürger und klerikale Feudalherren um den Wehrturm: „Wer den Turm hat, hat die Macht“, sagen die Kölner noch heute. Seit 1994 ist der Bayenturm fest in Frauenhand und Schutzwall für die Stiftung mit dem feministischen Archiv und der Emma-Frauenverlags GmbH mit Redaktion. Um die für Frauenrechte kämpfende Alice Schwarzer ist es inzwischen recht ruhig geworden. Jüngste bundesweite Schlagzeilen bekam sie 2011 mit einer Attacke gegen Bundesfamilienministerin Christina Schröder („Feminismus-Debatte artet in persönlichen Zoff aus“, Welt)  und Anfang 2012 mit der Nachricht, dass die Finanzierungslücke von 150.000 Euro – um diesen Betrag hatte die rot-grüne Regierung von NRW ihre finanzielle Unterstützung von jährlich 220.000 Euro gekürzt – just von dieser Bundesfamilienministerin für vier Jahre gedeckt wird.

 Mit der Presse kam auch das feministische Archiv wieder in die öffentliche Wahrnehmung. „Im kontinuierlich aktualisierten Bestand des FMT (FrauenMediaTurm) sind zurzeit rund 15.000 Bücher, 25.500 Zeitschriften (von 929 Titeln) und rund 32.650 Aufsätze erfasst bzw. inhaltlich erschlossen. Hinzu kommen circa 600 Presseordner, sowie Fotos, Plakate, Filme, Tondokumente und eine Chronik der Neuen Frauenbewegung“, so auf der Website zu lesen. Aber was heisst „Neue Frauenbewegung“? Die Recherche im Bibliothekskatalog ergibt 15 Treffer. Der jüngste Beitrag ist aus 2005 und die meisten Beiträge beziehen sich auf die Situation der ostdeutschen Frauen. Die aktuelle Diskussion um Frauen in Führungspositionen, Quote, familienfreundliche Arbeitszeiten, etc findet allein in EMMA statt.

 Das Archiv, untergebracht in einem innenarchitektonischen Juwel direkt unter den Zinnen des Bayenturms, ist keine Bibliothek im üblichen Sinne. Sie ist nicht frei zugänglich und man kann auch keine Bücher ausleihen. Ein Besuch muss vorher per e-Mail angemeldet werden. Nicht ganz einfach, bis sich ein beiderseitig einvernehmlicher Termin ergibt. Der Besuch kostet 5 Euro. Dafür wird man dann sehr freundlich und kompetent in die Handhabung von Thesaurus und Suchmöglichkeiten eingewiesen. Es gibt die Möglichkeit, sich gegen Entgelt Kopien von ausgesuchten Texten zu machen.

Im zweiten Weltkrieg wurde der Bayenturm bis auf den ersten Stock zerstört. Unter der Ägide der damaligen Stadtkonservatorin Prof. Hiltrud Kier wurde er ab Anfang der 90er mit Mitteln des Landes NRW und der Stadt wieder aufgebaut. Den Innenausbau übernahm im Auftrag des FMT die Architektin Prof. Dörte Gatermann.