Weniger Boni für Aufsichtsräte

Die erfolgsabhängige Vergütung für Aufsichtsräte ist weiter auf dem Rückzug: Der variable Anteil an der Vergütung von DAX-Aufsehern ist noch einmal um vier Prozentpunkte geschrumpft, auf nun 13 Prozent. Bei den MDAX-Kontrolleuren liegt er nun bei elf Prozent. Das sind Ergebnisse der DAX-/MDAX-Aufsichtsratsstudie 2016 der Beratungsgesellschaft Kienbaum.

Die Systematik der Aufsichtsratsvergütung hat sich in jüngster Zeit grundsätzlich verändert: Hat vor wenigen Jahren noch ein Großteil der Unternehmen ihre Kontrolleure zum Teil erfolgsabhängig vergütet, geht dieser Anteil seit Jahren zurück. 2007 hat der erfolgsabhängige Anteil noch 42 beziehungsweise 37 Prozent betragen.

„Mit weniger Bonuszahlungen und einer angemessenen Grundvergütung kommen die Konzerne drei zentralen Anforderungen nach: Sie berücksichtigen die Mehrarbeit und die höhere Verantwortung durch eine Ausschusstätigkeit und sichern zugleich die Unabhängigkeit der Aufsichtsratsmitglieder. Zudem entspricht diese Vergütungspolitik den Grundsätzen guter Unternehmensführung, die im Deutschen Corporate Governance Kodex festgehalten sind“, sagt Kienbaum-Geschäftsführer Alexander v. Preen.

Chefaufseher werden teilweise schlechter vergütet

Die Vergütung der DAX-Aufsichtsräte ist im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken: Hier erhielten Aufsichtsratsvorsitzende 2015 im Schnitt 336.900 Euro und damit in etwa so viel wie 2013, im Vorjahr waren es noch rund 40.000 Euro oder zwölf Prozent mehr. Somit ist die Vergütung der Chef-Kontrolleure im DAX erstmals wieder gesunken, nachdem sie im Krisenjahr 2009 stark zurückgegangen war. Im MDAX verdiente ein Aufsichtsratschef durchschnittlich 202.300 Euro und damit in etwa so viel wie im Vorjahr. Ordentliche Aufsichtsratsmitglieder erhielten 2015 im DAX im Schnitt 138.200 Euro und im MDAX 86.300 Euro.

„Der leichte Rückgang bei der Vergütung der Aufsichtsratsvorsitzenden im DAX kann mit dem erfolgten Übergang zu erfolgsunabhängigen, rollen- und aufgabenbezogenen Systemen zusammenhängen“, sagt Kienbaum-Experte v. Preen. Insgesamt ist die variable Vergütung im DAX im Schnitt um rund ein Viertel gesunken, während die fixe Vergütung um knapp zehn Prozent gestiegen ist.

„Der Anstieg bei der erfolgsunabhängigen Vergütung gleicht den Rückgang der erfolgsabhängigen Vergütung nicht vollständig aus“, sagt Alexander v. Preen. „Insgesamt sollte diese Entwicklung aus unserer Sicht aber nicht überbewertet werden. Aus unseren Gesprächen mit Aufsichtsräten in DAX und MDAX wissen wir, dass die Vergütung hier mittlerweile häufig durchaus als angemessen empfunden wird. Zudem sind die neuen Vergütungssysteme aufgrund der geringeren Variabilität deutlich krisenfester. In wirtschaftlich schlechteren Jahren wird die Aufsichtsratsvergütung also weniger stark zurückgehen, als wir das aus der Vergangenheit gewohnt sind. Auch das sollte bei der Diskussion nicht außer Acht gelassen werden.“

Achleitner ist Spitzenverdiener unter den Aufsichtsratsvorsitzenden

Deutsche-Bank-Aufsichtsratschef Paul Achleitner war 2015 Spitzenverdiener unter den  DAX-Aufsehern: Er erhielt insgesamt 808.300 Euro. Auf Platz zwei folgte Gerhard Cromme von Siemens, dessen Aufsichtsratstätigkeit 2015 mit 608.000 Euro vergütet wurde. Spitzenverdiener unter den Aufsichtsratsvorsitzenden im MDAX sind Talanx-Chefkontrolleur Wolf-Dieter Baumgartl mit 476.000 Euro und Eugen Münch (Rhön-Klinikum) mit 390.000 Euro.

„Die Arbeit eines Aufsichtsrats zielführend zu vergüten, ist angesichts verschärfter Haftungsregelungen, vielfältiger regulatorischer Normen und der immer anspruchsvolleren Tätigkeit sehr komplex. Compliance, Konformität mit dem Kodex, Anreizwirkung und Marktüblichkeit: Das sind vier zentrale Faktoren, die in börsennotierten Unternehmen  berücksichtigt werden müssen“, sagt Alexander v. Preen.

Weitere Informationen:

Martin Lücker
Ahlefelder Straße 47, 51645 Gummersbach
Fon: +49 2261 703-537
martin.luecker@kienbaum.de
www.kienbaum.de