Das Rezept zum Glück

Pia Scherb ist Diplompsychologin aus Hamburg und hat sich auf die Bereiche der Arbeits-, Wirtschafts- und Organisationspsychologie spezialisiert. Inhalte ihrer Arbeit sind neben gesundheitsförderlichen Arbeitsstrukturen außerdem die persönliche Entwicklung und Ressourcenerweiterung sowie die „Positive Psychologie“.

Aber auch neue empirische Ergebnisse rund um die Glücksforschung sind für Pia Scherb und ihre tägliche Arbeit als Psychologin von großem Interesse.

Die Frage nach den Faktoren, die das eigene Glück und die Zufriedenheit im Leben bedingen, beschäftigt die Menschen schon lange. Verschiedene Religionen bieten Lebenswege zur vollkommenen Erfüllung an, die Werbung verspricht mit ihren Produkten ein Stück käufliches Glück und wirbt mit lachenden Gesichtern, viele Menschen setzen Wohlstand mit Glück gleich, streben nach Reichtum und versprechen sich davon ein Leben in Zufriedenheit. Was aber macht „wirklich“ glücklich? Gibt es so etwas wie eine universelle Glücksformel, die für alle Menschen, egal in welchem Lebensabschnitt, gleichermaßen gilt? Seit einigen Jahren gehen soziologische und psychologische Forscherteams dieser Frage nach.

Pia Scherb über das Dreieck des Wohlbefindens

Die „Happiness Research Group“ der Bremer Universität um Jan Delhey hat aus ihren langjährigen Studien nun eine solche Glücksformel aufgestellt, das sogenannte „Dreieck des Wohlbefindens“. Die eingängige Gleichung des Forscherteams lautet schlicht „Haben, Lieben, Sein“.  Die Proportionen dieser Faktoren können zwar für verschiedene Menschen unterschiedlich gewichtet werden, die Grundzutaten bleiben aber die gleichen.

Folgende zentrale Erkenntnisse zu diesen Faktoren haben die Forscher aus ihren Daten extrahiert:

1.      Geld ist kein alleiniger Glücksgarant. Zwar ist eine finanzielle Sicherheit für die meisten Menschen wichtige Grundlage zum Glücklichsein und Wohlstand steigert nachweislich die Zufriedenheit, doch ab einem gewissen Einkommen macht mehr Geld auch nicht mehr glücklicher.

2.      Positive soziale Beziehungen machen glücklich, insbesondere langjährige Partnerschaften scheinen das Glück zu steigern.

3.      Einen Sinn in seinem Dasein zu erkennen statt sich selbst als Produkt des Zufalls zu erleben ist eine zentrale Glückszutat.

4.      Auch gesellschaftliche Strukturen sind ausschlaggebend: Menschen in einem freien und sicheren politischen System fühlen sich wohler als Menschen unter diktatorischen oder korrupten Regimes.

Eine Einschätzung von Pia Scherb: Allerdings gibt das Rezept auch keine Garantie auf Erfolg. Viele Menschen verwechseln Glück mit einem andauernden Gefühl von absoluter Zufriedenheit ohne ein Wölkchen am Horizont. Dass im Leben auch emotionale Täler dazu gehören, ist jedoch eine Tatsache. Ohnehin könnte unser Gehirn einen Dauerzustand des Glücks gar nicht verarbeiten – es würde den Neurotransmitterhaushalt völlig aus den Fugen bringen. Das Glück ist eher ein kurzer Besucher, der jedoch das Gesamtlevel an Zufriedenheit maßgeblich beeinflusst. Und vielleicht muss unsere Leistungs- und Konsumgesellschaft hier wieder ein Stück weit Bescheidenheit lernen. Glück muss immer wieder neu gesucht und kann nicht lange festgehalten werden. Aber alleine die bescheidene Hoffnung, einfach nur nicht allzu oft vom Unglück heimgesucht zu werden, gibt dem Glück schon eine gute Chance.