Deutschlands vertane Chancen

Im Rahmen der 7. Transatlantischen Jahreswirtschaftskonferenz 2013, die von der Amerikanischen Handelskammer in Deutschland, dem F.A.Z. Institut in Kooperation mit dem Bundesverband der Deutschen Industrie und dem Trans-Atlantic Business Council veranstaltet wurde, spielte auch Diversity Management im Kontext der europäisch-amerikanischen Wirtschaftsbeziehungen eine große Rolle. Um langfristig Erfolg zu haben, zwingen demografischer Wandel und globaler Wettbewerb Deutschland zu mehr Investitionen in Diversity Management.

Diversity ist in den USA als Einwanderungsland eine Selbstverständlichkeit. Sie versteht verfügbare Talente geschickt zu nutzen. Deutsche Unternehmen hingegen sind noch weit entfernt davon. Der globale Wettbewerb zwingt aber zum Umdenken und zu mehr Investitionen, wenn es um Entfaltung von Potenzialen und Vielfalt in Unternehmen geht.

Auch wenn Diversity Management in den meisten kleinen, mittelständischen deutschen Unternehmen bislang wenig verbreitet ist, haben 3000 Firmen mit amerikanischem Kapital dazu beigetragen, dass sich Diversity Management in Deutschland langsam weiterentwickelt, erläutert Fred Irwin, Ehrenpräsident der Amerikanischen Handelskammer in Deutschland. Unternehmensführer wie beispielsweise Kasper Rorsted haben den Diversity Leitfaden weiterentwickelt. Erst hat er bei Hewlett Packard, dann bei Henkel Diversity weiter ausbauen lassen und auf Gender Diversity gesetzt. Dabei geht es darum, gemischte Teams zum Erfolg zu bringen und Hürden auf dem Weg zur Chancengleichheit zu überspringen.

Wertschätzen und Fördern

Diversity Management umfasst das Wahrnehmen, Wertschätzen, Fördern und Nutzen von Vielfalt in Organisationen. Sechs Kern-Dimensionen sind dabei zu berücksichtigen: Alter, sexuelle Orientierung, ethnische Herkunft, Behinderung, Religion, Weltanschauung und Geschlecht. Dazu gehören die betriebswirtschaft-lichen Aspekte wie Steigerung der Produktivitätsrate und Gewinne eines Unternehmens.

Strategische Verankerung von Diversity Management

Nicht nur in den USA sichern sich Organisationen und Unternehmen vielfältige Vorteile und Nutzen mit der strategischen Verankerung von konsequent umgesetzten Gender & Diversity-Aspekten. Diese haben ihre materiellen und immateriellen Vermögenswerte in Deutschland und den USA gestärkt. Amerikanische Unternehmen kurbeln die Weiterentwicklung der Kompetenzen und Ressourcen ihrer Mitarbeiter/innen kräftig an, kalkulieren Diversity von Anfang an in die Planungs- und Produktentwicklung mit ein, um wettbewerbsfähig zu bleiben oder zu werden.

Auf beiden Seiten des Atlantiks halten viele Unternehmen Geschlechterstereotypen bei der Identifizierung von Talenten und Besetzung von Führungspositionen weiterhin aufrecht.

So hat sich im internationalen Vergleich Gender Diversity (Frauen im Topmanagement) weltweit sehr unterschiedlich entwickelt. Deutschland steht mit Indien auf gleichem Niveau mit jeweils 12%. Wir sind hierzulande demnach auf Entwicklungsland-Niveau. Finnland hat Gender Diversity von 9% (2004) bis auf 22% (2012), Australien von 8,6% bis heute 16,3%, Frankreich auf 26%, Russland auf 39% und die USA auf 17% weiterentwickelt.

Laut Irene Natividad, Chair, Corporate Women Directors International & President, Global Summit of Women in Washington D.C., USA sind aktuell 40,4% Frauen Unternehmerinnen und schaffen insgesamt 9 Millionen Arbeitsplätze in den USA. Wenn Diversity gelebt wird, entsteht auch ein konkreter Nutzen. Hier könnte sich Deutschland eine Scheibe abschneiden? Die Initiative für mehr Frauen in die Aufsichtsräte (FidAR e.V.) ist ein gutes Beispiel dafür.

In Europa/Deutschland hat die Geschlechtergerechtigkeit (Gendermainstreaming) im Vergleich zu den USA einen weitaus höheren Stellenwert, als die Integration von Ausländern.

Diversity Management schafft Mehrwert für die Gesellschaft

Zusammenarbeit auf internationaler Ebene erfordert andere Denkstrukturen, Prioritäten, und unterschiedliche Entscheidungsfindungen und den konstruktiven Umgang mit unterschiedlichen Mentalitäten, Kommunikations-, Lern- und Präsentationsstilen und Medien.

Unternehmensbeispiele belegen, dass gezielter Einsatz von Talenten, das Fördern und Einfordern von Wissen und Kompetenz und der positive Umgang mit den Widersprüchen über erfolgreiche Zusammenarbeit gemischter Teams und Unternehmenserfolg auf beiden Kontinenten (Europa/USA) entscheiden.

Trotz des Versuchs eine multikulturelle Gesellschaft zu etablieren, sind Ausländer in Deutschland nicht adäquat integriert. Viele ausländische Mitarbeiter in Produktionsstätten fühlen sich weiterhin als Türke, Iraner oder Russe, obwohl in Deutschland geboren oder aufgewachsen und trotz deutscher Passzugehörigkeit. Um hier Abhilfe zu schaffen, könnten beispielsweise Sprachkurse und  allgemeine Weiterbildungskurse im kulturellen Bereich Wirkung zeigen, wenn es um die Integration unserer ausländischen Landsleute geht.

So hat seit 2006 Bundeskanzlerin Angela Merkel die Schirmherrschaft des Vereins Charta der Vielfalt e.V., das größte deutsche Unternehmensnetzwerk in Berlin, übernommen. „Ziel ist es, Diversity ganzheitlich in allen Bereichen der deutschen Wirtschaft zu verankern und ein transparentes und vorurteilsfreies Arbeitsfeld zu schaffen“, betont Aletta Gräfin von Hardenberg, Geschäftsführerin des Vereins Charta der Vielfalt.  Die Mitgliedsunternehmen wertschätzen Diversity und tauschen ihre Best-practice Erfahrungen offen aus. Mit Stolz erwähnt sie, dass inzwischen mehr als 1.700 Organisationen mit mehr als 6,7 Millionen Beschäftigten die Charta der Vielfalt in Deutschland unterzeichnet haben. Dazu gehören bereits 27 der Dax 30 Großunternehmen mit wachsender Tendenz.

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