Ein Leben für die Gleichberechtigung der Frau

Abschied von einer der herausragenden Persönlichkeiten im Kampf um die Gleichberechtigung von Frauen und Männern im Berufsleben. Im Alter von 89 Jahren ist Dr. Helga Stödter am 29. Mai 2011 verstorben. Getreu dem Motto „Wenn Du etwas bewegen kannst, dann tue es“ hat Dr. Helga Stödter zahlreiche Initiativen ins Leben gerufen, um die Stellung der Frau im beruflichen Alltag zu stärken.

Gabriele Hantschel, Vorstandsvorsitzende der Helga Stödter-Stiftung: „Mit Dr. Helga Stödter verlieren wir nicht nur die Initiatorin und Namensgeberin unserer Stiftung. Wir nehmen gleichzeitig auch Abschied von einer großartigen Persönlichkeit, die sich wie wenige andere in diesem Land ihr Leben lang mit größtem persönlichem Engagement der Gleichberechtigung von Frau und Mann verschrieben hatte. Bis zuletzt hat Dr. Helga Stödter für „ihre“ Sache gekämpft, Impulse gesetzt und eindrucksvoll bewiesen, dass der Einsatz bei der Bewältigung einer großen Aufgabe keine Frage des Alters ist. Dr. Helga Stödter wird uns immer und in jeder Hinsicht ein großes Vorbild bleiben. Sie hinterlässt mit ihrer Stiftung ein starkes Vermächtnis, dem sich der Stiftungsvorstand und Stiftungsrat auch in Zukunft verpflichtet sieht: der Stärkung von Frauen in Führungspositionen. Wir nehmen Abschied von einer großen Frau: die Ideale von Dr. Helga Stödter werden in der nach ihr benannten Stiftung weiter leben.“  

Dr. Helga Stödter wurde am 9. März 1922 in Berlin geboren, machte mit 17 Jahren ihr Abitur, studierte anschließend an den Universitäten Berlin und Tübingen Auslandswissenschaften, Zeitungswissenschaften und Staatswissenschaften, legte mit 20 Jahren ihr Diplom-Volkswirt-Examen in Tübingen ab und promovierte mit 21 Jahren zum Dr. rer. pol. Mit 22 Jahren bestand sie ihre juristische Staatsprüfung und war bis zum Ende des Krieges Universitätshilfsassistentin am Auslandskundlichen Institut der Universität Tübingen.

Nach Kriegsende wurde sie provisorisch als Strafverteidigerin vor französischen Militärgerichten zugelassen und verteidigte von 1946 bis 1950 sogenannte „Kriegsverbrecher“ vor dem Obersten Französischen Militärgericht in Rastatt. Nebenher setzte sie ihre Referendarausbildung fort und bestand im Mai 1949 ihr zweites juristisches Staatsexamen.

Nach einer entsprechenden Ausbildung als Anwaltsassessorin wurde sie 1951 als Anwältin in Stuttgart zugelassen. Sie hat dort den Club berufstätiger Frauen nach dem Kriege wieder mit begründet. Seit ihrer Studienzeit war sie im Juristinnenverband in Stuttgart aktiv tätig, zugleich aber auch in der evangelischen Mütterhilfe und in der Bürgerrechtsbewegung.

1952 trat sie als Anwärterin für den Höheren Konsularischen und Diplomatischen Dienst in das Auswärtige Amt ein, bestand im Frühjahr 1953 das entsprechende Examen und wurde an die Deutsche Botschaft nach London versetzt. Sie war dort in der Rechts- und Konsularabteilung und in der politischen Abteilung tätig, zuletzt als Legationsrätin. 1961 wurde sie als Rechtsanwältin am Land- und Oberlandesgericht in Hamburg zugelassen. Sie beschäftigte sich insbesondere mit Gesellschaftsrecht und Familienrecht.

1987 hatte Dr. Helga Stödter die Vereinigung Frauen im Management e.V. (FIM) ins Leben gerufen, 1988 wurde die Helga Stödter-Stiftung – Frauen für Führungspositionen als gemeinnützige Stiftung des privaten Rechts mit Sitz in Wentorf bei Hamburg gegründet.

Dr. Helga Stödter – Trägerin des Bundesverdienstkreuzes am Bande – hat sich Zeit ihres Lebens ehrenamtlich engagiert. Im Rahmen des Akademikerinnenbundes, des Clubs berufstätiger Frauen, des Juristinnenbundes, hat sie in Kommission und in Vorstandsfunktionen mitgearbeitet. Insbesondere auch als Berichterstatterin an der Reform des Nichtehelichen Rechts. Für diese Arbeit wurde sie seinerzeit vom Verband der alleinerziehenden Mütter und Väter zur Ehrenpräsidentin im Bund ernannt. In Hamburg hat sie den Landesverband gegründet und ihn sieben Jahre lang geführt. Sie wurde in Hamburg zur Ehrenvorsitzenden ernannt. Von 1973-1975 war sie Präsidentin des Internationalen Juristinnenbunds „FIDA“. Von 1984–1986 war sie Präsidentin des EWMD (European Women’s Management Development Network). Ihre Präsidentschaft beendete sie mit dem von ihr geleiteten und organisierten EWMD-Kongress, zu dem im November 1986 etwa 400 internationale Managerinnen aus aller Welt nach Hamburg kamen. 1987 gründete sie die Vereinigung von Frauen im Management (FIM), deren Ehrenpräsidentin sie bis zuletzt war.

 Zwölf Jahre lang war sie Mitglied der ständigen Deputation des Deutschen Juristentages und hat in dieser Eigenschaft beim 50. Deutschen Juristentag in Hamburg 1974 die Arbeitsgruppe für Chancengleichheit für Männer und Frauen im Arbeitsleben geleitet.

 Dr. Helga Stödter war verheiratet mit Professor Dr. Rolf Stödter, außerplanmäßiger Professor für Staats- und Völkerrecht und Rechtsanwalt, vormals Mitinhaber einer Tankreederei und Geschäftsführer einer Linienreederei. Professor Stödter ist verstorben. Dr. Helga Stödter hinterlässt drei Töchter und vierzehn Enkelkinder.

Wentorf, 10. Juni 2011

 Helga Stödter-Stiftung – Frauen für Führungspositionen
Gabriele Hantschel (Vorstandsvorsitzende)
Christina Framke (Mitglied des Vorstands)
Yvonne Molek (Mitglied des Vorstands)

info@helga-stoedter-stiftung.de www.helga-stoedter-stiftung.de