Familiensplitting der CDU/CSU

Hohe Kosten bei geringer Entlastung für einkommensschwache Familien von Richard Ochmann, Katharina Wrohlich. Die CDU/CSU schlägt in ihrem Wahlprogramm unter dem Stichwort Familiensplitting vor, das Kindergeld um 35 Euro pro Monat zu erhöhen und den Kinderfreibetrag auf die Höhe des Grundfreibetrags für Erwachsene anzuheben. Dies würde nach Berechnung des DIW Berlin Familien mit Kindern durchschnittlich um rund 700 Euro pro Jahr entlasten.

Die Entlastung steigt mit dem Einkommen. Im untersten Zehntel (Dezil) der Einkommensverteilung beträgt die durchschnittliche Entlastung der Familien knapp 300 Euro pro Jahr, während sie im obersten Zehntel rund 840 Euro ausmacht. Familien mit geringen Einkommen werden also unterdurchschnittlich entlastet. Insgesamt kostet die Reform mehr als sieben Milliarden Euro pro Jahr. Im Zusammenhang mit der Familienbesteuerung wird häufig das französische Familiensplitting als Vorbild genannt. In dieser Studie werden der deutsche Familienleistungsausgleich sowie der Reformvorschlag der Union als Varianten eines Familienrealsplittings in Art und Wirkung mit dem tariflichen Familiensplitting in Frankreich verglichen. Es zeigt sich, dass schon das bestehende deutsche Modell in weiten Teilen großzügiger ist als das französische. Die finanziellen Vorteile für deutsche Familien würden sich bei Umsetzung der Unionspläne vergrößern.

Generell haben alle Splittingmodelle den gravierenden Nachteil, dass sie dem familienpolitischen Ziel der Vereinbarkeit von Beruf und Familie entgegenwirken. Angesichts der hohen fiskalischen Kosten des Unionsvorschlags sollte deswegen in Erwägung gezogen werden, die Mittel eher in Maßnahmen zu investieren, die einen solchen Zielkonflikt nicht aufweisen, wie zum Beispiel den Ausbau qualitativ hochwertiger Kinderbetreuung.

DIW Wochenbericht 80(2013) Heft 36 ; S. 3-11
http://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.426851.de/13-36-1.pdf