Doris Fitschen: Einmal Libero, immer Libero

Doris Fitschen, eine der erfolgreichsten deutschen Fußballerinnen, hat schon seit geraumer Zeit ihre Fußballschuhe an den Nagel gehängt. Der gebürtigen Niedersächsin ist dabei etwas gelungen, das vielen ehemaligen Profis verwehrt bleibt – die Karriere nach der Karriere. Inzwischen ist sie erfolgreiche Managerin der Nationalspielerinnen.

Bereits im Alter von neun Jahren begann Fitschen Fußball zu spielen. Es war das Jahr 1978, ein Jahr in dem Frauenfußball ungefähr so populär war wie Einradfahren heute. In dieser Zeit entdeckte sie nicht nur ihre Liebe und ihr Talent zu dem Sport, der sie bis heute begleitet und prägt, sondern auch die Widerstände und Vorurteile mit denen der Frauen-Fußball seit jeher zu kämpfen hat. Fußball sei nichts für Mädchen, sagten selbst ihre Eltern und drängten sie mit dem Sport aufzuhören. „Ich habe das von klein auf gespürt. Früher galt man als absolute Exotin, wenn man Fußball gespielt hat“, so Fitschen in einem Interview mit Zeit Online.

Der weibliche Beckenbauer

Ihr großes Talent bestärkte sie den Sport dennoch weiter zu verfolgen und so debütierte Fitschen mit 17 Jahren in der Nationalelf. In den kommenden Jahren sollte sie zur einer der besten Defensivspielerinnen der Welt werden. So wurde sie bereits bei der ersten Frauen-WM 1991 in China als „weiblicher Beckenbauer“ gefeiert. Insgesamt holte die heute 42-Jährige vier Europameisterschaften, die Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen sowie mehrere nationale Titel.

Das Ende der Karriere vor Augen

Bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney dachte Fitschen bereits über ein Ende ihrer aktiven Laufbahn nach. Doch die Vergabe der EM 2001 nach Deutschland sowie ein Angebot aus der amerikanischen Profiliga (WUSA) sorgten beim Libero der Nationalmannschaft für ein Umdenken. Belohnt wurde die Entscheidung mit dem vierten EM-Titel. Zurück in den Staaten verletzte sich die Ausnahmespielerin. „Nach einem Kopfballduell landete ich aus luftiger Höhe so unglücklich, dass mein Handgelenk brach. Doppelt. Damit war die Saison und meine aktive Fußballkarriere beendet.“ Nach 144 Länderspielen trat Fitschen endgültig von der Fußballbühne ab.

Führungsqualitäten, Organisationstalent und Verantwortungsbewusstsein

Doch sie blieb ihrer Leidenschaft, dem Fußball, treu. Ende 2001 bot ihr der DFB eine Stelle in der Direktion Marketing als Sponsoring Managerin an. Im August 2009 wurde sie dann Teammanagerin der Frauen-Nationalmannschaft und gehört zudem dem Organisationskomitee der WM 2011 an. „Mit ihrer Ernennung zur Managerin tragen wir dem stetig wachsenden Aufwand in organisatorischen, marketingtechnischen und PR-Dingen Rechnung“, begründete damals DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach die Entscheidung. Wie auf ihrer damaligen Position als Libero geht Fitschen auch heute vorneweg. Führungsqualitäten, Organisationstalent und Verantwortungsbewusstsein, diese Attribute sind in ihrer zweiten Karriere ebenso gefragt wie damals. Sie ist sozusagen immer noch der Libero des DFB-Teams. Für die Zukunft wünscht sich die Managerin, „dass noch mehr Frauen die Chance bekommen, an entscheidenden Positionen mitzuwirken.“ Die Karriere nach der Karriere ist nicht selbstverständlich, aber keine Utopie.